Samstag, 08.Juli 2006
Börsenpsychologie - Die häufigsten Fehler
Armin Brack, Chefredakteur
Liebe Geldanleger,
"Ihr Erfolg an der Börse hängt zu 80% von psychologischen Faktoren ab und nur zu 20% von der Methode."
Das sagt zumindest der Amerikaner Mark Douglas, einer der erfolgreichsten Future-Trader der letzten beiden Jahrzehnte, in seinem Buch "Der disziplinierte Trader". Inzwischen glaube ich: Douglas hat Recht!
Das war nicht immer so. Denn auch ich bin anfangs in die typischen börsenpsychologischen Fallen getappt. Gelegenheiten dazu gab es - insbesondere für jüngere Börsianer, zu denen ich mich mit Anfang 30 immer noch zähle, im letzten Jahrzehnt genug. Heute beschränke ich mich auf eine Geschichte aus den Anfangstagen:
*Das Schicksal nahm seinen Lauf
Als ich vor gut 10 Jahren erstmals in Aktien investiert habe, hatte der Bullenmarkt der 90er-Jahre bereits die ersten starken Jahre hinter sich und die Stimmung in den damals nur in gut sortierten Zeitschriftenläden erhältlichen Börsen-Fachmagazinen war entsprechend freundlich. Mein Vater berichtete mir dann eines Tages vom boomenden russischen Aktienmarkt.
Er selbst wusste darüber übrigens aus dem "Bulle&Bär", den er vom Herausgeber des Magazins, einem gewissen Bernd Förtsch, bei einem Geschäftstermin in Kulmbach persönlich überreicht bekommen hatte. Keiner der beiden ahnte wohl zu diesem Zeitpunkt, dass Herr Förtsch innerhalb weniger Jahre eine atemberau-bende Karriere "aufs Parkett" legen und dabei zum deutschen Aktienguru schlechthin avancieren würde, nur um dann wieder einige Zeit später vom deutschen Durchschnitts-Börsianer zum Sündenbock für den Absturz des Neuen Marktes abgestempelt zu werden.
Mein Börsenweg war also - wenn man so will - von nun an vorgezeichnet. Aber das nur als Anekdote am Rande.
*Meine erste Aktie - Lukoil!
So kam es also, dass meine allererste Aktie, die in das neu eröffnete Depot bei der lokalen Raiffeisenbank (Online-Broker gab es damals noch keine) eingebucht wurde, Lukoil hieß. Nicht gerade das, was man als Witwen- und Waisenpapier bezeichnen würde, zugegeben, und auch nicht gerade das, was mir der lokale Bankberater empfohlen hätte. Aber nun gut: Ich hatte ja noch keine negativen Erfahrungen gemacht und konnte frisch "von der Leber weg" investieren.
Der Start geriet zum vollen Erfolg: Der Russland-Crash (1998) war noch in weiter Ferne und Lukoil entwickelte sich prächtig. Meine Begeisterung für die Börse war geweckt. Weil ich seit jeher kein Freund halber Sachen war, löste ich mein Sparbuch auf und investierte alles, was ich hatte, in Aktien.
*Das Desaster mit Park Medi Tec
Es lief blendend. Ich kaufte noch zwei, drei Aktien, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere, hinzu und lag bald mit allen Papieren komfortabel im Plus. Bis auf eine Ausnahme allerdings: Zu den Käufen zählte auch eine kanadische Aktie namens Park Medi Tech. Der Titel erwies sich von Anfang an als Rohrkrepierer und markierte ein Tief nach dem anderen. Da ich jedoch inzwischen von meinen "Stock Picking"-Fähigkeiten voll überzeugt war, schien es nur eine Frage der Zeit, wann auch die Aktie der Kanadier ins Plus laufen würde. Unterdessen hatte ich bereits die ersten anderen Papiere (unter anderem Lukoil) verkauft und dabei schöne Gewinne realisiert.
Einen Teil davon investierte ich wieder in Park. Schließlich war die Aktie nun unglaublich billig. Es kamen immer neue Kaufempfehlungen und die neuartigen Szintillations-Kameras (sic!) würden die Fotographie-Technik revolutionieren - so hieß es. Wie diese Technologie funktionieren sollte, davon hatte ich keine Ahnung. Auch die heutige historische Kurzrecherche im Internet brachte wenig Erhellendes: "The ISOCAM systems are scintillation cameras in which the spatial and energy values are determined via software-based algorithms rather than by hardware-based algorithms", heißt es dort. Ganz logisch, oder? Sollte irgend jemand spontan wissen, was es damit auf sich hat, kann mir gerne an redaktion@geldanlage-report.de mailen. Ich bin gespannt.
Nun, um das ganze etwas abzukürzen: Das Ende vom Lied war, dass die Aktie immer weiter fiel und ich dann irgendwann bei einem Kurs von ungefähr 23 Pfennig und einem prozentualen Verlust von rund 95 Prozent das Handtuch warf und alles verkaufte. Wenig später meldete Park Insolvenz an.
*Die traurige Bilanz
Als ich nach dem ersten halben Jahr als Aktionär Bilanz zog, machte ich eine interessante Entdeckung. Ich hatte das Kunststück fertig gebracht, neun meiner ersten zehn Aktientransaktionen mit - teilweise beträchtlichen - Gewinnen abzuschließen aber mit meinem einzigen Verlust-Trade sämtliche Profite wieder ausradiert.
*Was ging schief? Psychologische Fehleranalyse!
Später lernte ich dann, dass diese Geschichte nicht so ungewöhnlich ist, wie ich anfangs dachte, denn die damaligen Fehler spiegeln typische menschliche Verhaltensweisen wider, die bis heute viele Börsianer um ihre verdienten Gewinne bringen.
Was ging nun genau schief?
Psychofalle Nummer 1: Selbstüberschätzung!
Betört durch zahlreiche Gewinntrades verliert man vor allem (aber nicht nur) als Neuling schnell den Bezug zur Realität und überschätzt die eigenen Fähigkeiten. Nüchtern betrachtet kamen die Gewinntrades vor allem deshalb zustande, weil ich in einen massiven Bullenmarkt geraten und zusätzlich bereit war, ein hohes Risiko beim Kauf der Einzelwerte einzugehen. Da einem das im Normalfall aber keiner sagt, kommt man schnell auf die Idee, man habe ein besonderes Talent für den Aktienhandel oder entwickelt ähnlich abstruse Gedankengänge.
Psychofalle Nummer 2: Übertriebene Risikobereitschaft und Verlustscheu!
Viele Börsianer gehen durch den Kauf von sehr spekulativen Aktien ein hohes Risiko an der Börse ein, ohne sich dessen bewusst zu sein. Beim Erwerb der Aktien hat man dann nur die Gewinnchancen nicht aber die Risiken im Blick.
Fatalerweise ist diese übertriebene Risikobereitschaft häufig mit einer ausgeprägten Verlustscheu kombiniert. Konkret: Man will partout keinen Verlust realisieren, weil man sich ja dann eingestehen müsste, dass man daneben gelegen hat. Und genau das fällt den meisten Menschen furchtbar schwer. Dieses Phänomen ist in der Psychologie übrigens unter dem Begriff "Kognitive Dissonanz" bekannt.
In der Praxis sieht das dann genau so aus, wie oben beschrieben: Gewinne werden meist relativ schnell realisiert, Buchverluste lässt man aber bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag laufen und hofft, dass sich die Aktie schon irgendwann wieder erholen wird. In diesem Zusammenhang wird dann nicht selten von "Depotleichen" gesprochen.
Psychofalle Nummer 3: Emotionale Bindung an die Aktie
Es liegt in der Natur des Menschen, dass ihn fantasieträchtige Geschichten weit mehr interessieren als nüchterne Fakten. Dabei wird häufig vergessen, dass auf lange Sicht nur eben diese Fakten für die Bildung des Aktienkurses verantwortlich sind. Obwohl Park Medi Tec niemals in ihrer Unternehmensgeschichte Geld verdient haben, ließ ich mich damals bis zum Schluss von nicht stichhaltigen Empfehlungen blenden.
*Was kann man dagegen tun?
Es gibt nur eine Lösung für dieses Problem: Selbstdisziplin! Sie sollten sich ein Gesamtkonzept bereit legen, das Sie immer und ohne Ausnahme anwenden, wenn Sie in Aktien investieren.
Genau das machen wir beispielsweise auch bei unserem Premium-Produkt, dem Trend-Trader: Mit Hilfe unseres 10-Punkte-Checks wird darin jede Aktie vor einem Kauf auf Herz und Nieren geprüft. Und zwar auf Basis objektiver Kriterien, wie Gewinnsteigerungsraten und Bewertungskennzahlen aber auch hinsichtlich des charttechnisches Trendverlaufs. Rohrkrepierer wie Park Medi Tec werden so von vorne herein aussortiert und haben erst gar keine Chance ins Depot zu wandern.
Darüber hinaus wird jede Depot-Position mit konsequenten Stopps abgesichert. Sobald dieser ausgelöst wird, fliegt die Aktie aus dem Depot. Nicht zuletzt aus diesen Gründen gehört der Trend-Trader zu den erfolgreichsten deutschen Börsenbriefen überhaupt. Ein äußerst attraktives Testangebot finden Sie hier: Testabo .
Abschließend noch ein Tipp für diejenigen, die trotz gutem Willen immer wieder die gleichen Fehler machen: Überprüfen Sie ihre Depotpositionen nur noch einmal in der Woche und stellen Sie das Beobachten der Kurse während der Handelszeiten ganz ein. Probieren Sie es aus: Sie werden dann gar nicht erst in Versuchung geführt ständig zu traden, Ihre Entscheidungen werden Sie viel gelassener und rationaler treffen und damit auf Dauer auch erfolgreicher sein.
Übrigens: Wenn Ihnen das Thema "Börsenpsychologie" gefällt oder wenn Sie noch weitere Fallen kennenlernen möchten, in die immer wieder getappt bin, dann schreiben Sie mir an redaktion@geldanlage-report.de . Vielleicht gibt es dann schon bald Börsenpsychologie, Teil zwei.