KPN will KPNQwest-Netzwerk stilllegen
Nach der Abschaltung des Ebone-Backbones könnte heute Abend eine weitere kleine Bewährungsprobe für die Internet-Infrastruktur anstehen: Die niederländische Telefongesellschaft KPN ist nach eigenen Aussagen nicht länger bereit, Geld in den Betrieb des insolventen Carriers KPNQwest zu stecken. Am heutigen Freitag Abend soll um 23 Uhr (21 Uhr GMT) das Euroring-Glasfasernetz, bestehend aus sieben Teilringen, von KPNQwest abgeschaltet werden.
In einer Mitteilung zeigt sich KPN enttäuscht über die Insolvenzverwalter seines gescheiterten Joint-Ventures mit dem US-amerikanischen Telecom-Unternehmen Qwest. Man habe ein geschlossenes Angebot zur Übernahme der westeuropäischen Glasfaserringe 1 (Channel Euroring), 2 (Western Euroring) und 3 (German Euroring) abgegeben und bisher keine positive Antwort erhalten, obwohl die Frist zur Abschaltung seitdem bereits zweimal verlängert worden sei.
"Soweit KPN weiß, hat das Unternehmen das einzige konkrete Angebot zur Übernahme dieser Sektion des Netzwerks gemacht", heißt es in der Presseerklärung. Das Angebot entspreche in etwa dem Kaufpreis anderer bereits vollzogener Teilverkäufe. Außerdem sei KPN gewillt, auch einige zusätzliche Liegenschaften von KPNQwest zu übernehmen.
Bei KPNQwest in Deutschland kann man diese Aussagen nicht recht nachvollziehen. Der Ring 3 sei in Besitz der KPNQwest Deutschland GmbH, versicherte Firmensprecher Thilo Huys gegenüber heise online. Dieses Segment könne und werde auch nach einer Abschaltung durch die Netzwerkzentrale in Amsterdam von Deutschland aus autark weiter betrieben. Für den Euroring 3 lägen dem deutschen Insolvenzverwalter derzeit vier bis sechs seriöse Kaufangebote vor. Mit einer Entscheidung darüber, ob und an wen die vergrabenen Glasfaserstränge verkauft werden, sei nicht vor Mitte August zu rechnen. "Das Ziel des vorläufigen Insolvenzverfahrens ist nach wie vor, den Betrieb als selbstständig agierender Carrier fortzusetzen", sagte Huys. Dafür würde KPNQwest Deutschland den Ring 3 unbedingt benötigen.
Der durch Deutschland verlaufende Ring 3 besteht aus drei miteinander verbundenen Glasfaserringen von insgesamt 3.400 Kilometern Länge. Subring A verbindet Hamburg, Bremen, Hannover, Magdeburg und Berlin miteinander. Subring B versorgt Kunden in Hannover, Düsseldorf, Köln, Bonn, Frankfurt, Nürnberg, Leipzig und Magdeburg. Der südliche Subring C überlappt sich in Frankfurt und Straßburg mit Euroring 1 und verbindet Mannheim, Karlsruhe, Straßburg, Stuttgart und München.