Dividenden: Klingende Münze für Aktionäre
25.01.05, 13:38
Viele Unternehmen erhöhen in diesem Jahr ihre Dividende. Allein die 30 Dax-Konzerne schütten rund 15,2 Milliarden Euro aus. Anleger profitieren von hohen Renditen und guten Kurschancen.
Mit vier Prozent Zinsen für Tagesgeld im ersten Jahr lockt der Discountbroker Cortal Consors neue Kunden. Immerhin, denn zehnjährige Bundesanleihen bringen derzeit lediglich 3,6 Prozent Rendite, und selbst Unternehmensanleihen bieten kaum mehr als vier Prozent. Doch am Aktienmarkt gibt es mehr zu holen: Sogar bei soliden Blue-Chips sind attraktive Dividendenrenditen zwischen vier und acht Prozent drin - plus Kurspotenzial. "In Europa gibt es eine ganze Reihe interessanter Titel, deren Dividendenrendite sogar über dem Kapitalmarktzins liegt", sagt Klaus Martini, Chefanlagestratege für Privatkunden bei der Deutschen Bank.
Grund für die hohen Ausschüttungen: Viele Unternehmen haben erfolgreich restrukturiert, die Kosten gesenkt und profitieren vom boomenden Export. Folge: Ihre Gewinne steigen, die Schulden sinken. "Da sich die Investitionen oft in Grenzen halten, sind die Kassen gut gefüllt", sagt Gerhard Schwarz, Leiter Aktienstrategie der Hypovereinsbank. "Die Ausschüttungen vieler europäischer Unternehmen werden weiter zulegen."
Beispiel Deutsche Telekom: Nachdem der Magenta-Riese seinen Schuldenberg von rund 70 auf unter 40 Milliarden Euro abgetragen hat, zahlt er 2005 wieder eine Dividende. In den Jahren 2003 und 2004 gingen die Aktionäre leer aus.
Deutsche Telekom 555750
Kein Einzelfall. "Wir rechnen bei 25 der 30 Dax-Titel mit einer höheren Dividende", sagt Peter Merk, Chef der Wertpapieranalyse bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Zahlten die Dax-Konzerne im vergangenen Jahr 10,6 Milliarden Euro, so rechnet Merk für 2005 mit Ausschüttungen von 15,2 Milliarden Euro - ein Plus von 43 Prozent. Auch längerfristig sind die Aussichten gut. "Die Dividenden dürften in den nächsten drei Jahren stabil bleiben oder sogar steigen", prognostiziert Merk. "2005 dürfte auch ohne hohe Kurssprünge ein gutes Jahr für Aktionäre werden."
Startzeit
Anleger, die sich hohe Ausschüttungen sichern wollen, steigen vor der jetzt startenden Hauptversammlungssaison ein. Denn im Anschluss an die jährlichen Aktionärstreffen fließt das Geld an die Anteilseigner. Und viele Blue-Chips und Nebenwerte in Deutschland und Europa locken mit ihren hohen Dividendenrenditen.
Allerdings reicht die Höhe der Ausschüttung als alleiniges Kaufkriterium nicht aus. Wichtig ist, ob das Unternehmen nachhaltig Gewinn erzielt und so auch in Zukunft die Dividende zahlen kann. Außerdem stellt sich die Frage, ob das Management eine berechenbare Ausschüttungspolitik verfolgt. Anleger, die sich nicht selbst um Details kümmern wollen, überlassen die Arbeit am besten Profis, die Fonds oder Zertifikate mit einer Dividendenstrategie managen.
Dass diese Strategie sinnvoll ist, zeigt auch der Vergleich des Dax-Performance-Index - er enthält Dividendenzahlungen - mit dem Dax-Kurs-Index, der keine Dividenden berücksichtigt: Während der Performance-Index seit 1990 um 138 Prozent zulegte, hinkt der Kursindex mit 77 Prozent deutlich hinterher. "Die Wirkung der Dividende auf den Gesamtertrag eines Aktieninvestments wird von Anlegern häufig unterschätzt", sagt Sonja Schemmann, Managerin zweier Dividendenfonds der DWS. "Die Ausschüttungen machen rund 40 Prozent des Anlage-erfolgs aus."
Mit 2,5 Prozent liegt die Dividendenrendite des Dax aktuell über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre von 1,8 Prozent. In den 70ern und Anfang der 80er Jahre glänzten die deutschen Aktien zwar im Durchschnitt mit Dividendenrenditen von vier Prozent und mehr. Allerdings lagen damals die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen zwischen 7,8 und 8,2 Prozent - mehr als doppelt so viel wie die aktuellen 3,6 Prozent.
"Die niedrigen Erträge am Rentenmarkt führen besonders bei institutionellen Investoren zu einer Art Anlagenotstand", sagt LBBW-Experte Merk. Sie werden deshalb in diesem Jahr verstärkt auf Aktien setzen - jedenfalls solange das Zinsniveau nicht deutlich steigt. Kurzfristig ist das aber wenig wahrscheinlich. "In Euro-Land droht vorerst keine Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank", sagt Martini. Bei ihrer jüngsten Zinsentscheidung am 13. Januar hielt die Europäische Zentralbank am aktuellen Satz von zwei Prozent fest. Zudem treibt der schwache Dollar Investoren verstärkt in Euro-Papiere.
Gewinnpotenzial
Längerfristig rechnen die meisten Experten jedoch mit steigenden Renditen, was bei Anleihen zu Kursverlusten führt. "Aktien haben in diesem Jahr das größere Gewinnpotenzial", sagt Aktienstratege Schwarz. Da auch höher verzinste Unternehmens- und Emerging-Market-Bonds nur historisch niedrige Renditen bieten, sind diese Papiere eher mit Vorsicht zu genießen. "Der Renditeaufschlag zu sicheren Staatsanleihen gleicht in vielen Fällen das Risiko kaum aus", sagt Martini.
Selbst vorsichtige Anleger sollten deshalb 2005 den Aktienmarkt nicht vergessen. Zwar bieten die Dividendentitel im Gegensatz zu Anleihen keinen garantierten Kapitalerhalt. Doch die Chancen auf Kursgewinne stehen an den Aktienmärkten besser als an den Rentenmärkten. "Und die hohen Ausschüttungen bilden einen Puffer bei sinkenden Kursen", sagt Volker Borghoff, Leiter Aktienstrategie bei HSBC Trinkaus&Burkhardt.
Eine Aktienauswahl allein nach der Höhe der in der Vergangenheit ausgewiesenen Dividendenrendite birgt Risiken. "Einfach die zuletzt gezahlte Dividende zum aktuellen Kurs ins Verhältnis zu setzen, kann schnell in die Irre führen", sagt Fondsmanagerin Schemmann. "Im schlimmsten Fall hat die Aktie einen heftigen Kurssturz hinter sich, weil der Markt den Fortbestand des Unternehmens infrage stellt." Die kalkulierte Dividendenrendite ist dann Makulatur, da kaum damit zu rechnen ist, dass überhaupt eine Ausschüttung gezahlt wird. Bestes Beispiel ist Karstadtquelle: Auf Basis der letzten Dividende errechnet sich eine Rendite von 7,4 Prozent. Doch mit einer Zahlung an die Aktionäre ist angesichts der prekären Lage derzeit nicht zu rechnen.
Wer nur auf die ausgewiesene Rendite achtet, verpasst aber manchmal auch Chancen. "Bei einem erfolgreichen Turn-around kann durchaus wieder eine attraktive Dividende gezahlt werden - auch wenn die Vorjahre enttäuschten", sagt Schemmann. So kündigte die Deutsche Telekom im November an, nach zwei Jahren ohne Ausschüttung wieder eine Dividende von bis zu 0,62 Euro pro Aktie zu zahlen - und sie in den kommenden Jahren sogar stark zu erhöhen.
Um diese Fallstricke zu umgehen, greift Capital auf die Dividendenschätzungen des renommierten Finanzinformationsanbieters Thomson Financial zur Kalkulation der Dividendenrendite zurück. Die Experten befragen fortlaufend alle Analysten, die ein Unternehmen beobachten, nach ihrer Schätzung und errechnen daraus den aktuellen Mittelwert. Diese Zahlen bieten eine verlässlichere Entscheidungsgrundlage als die Vergangenheitswerte.
Mischung
Wichtig ist die richtige Mischung aus Dividendenertrag und Kurspotenzial. Konservative Investoren sind bei Aktien aus den Bereichen Versorger und Telekommunikation derzeit gut aufgehoben. "Die Schuldenberge sind deutlich kleiner geworden und die laufenden Geschäfte generieren -einen hohen Cash-Flow", erklärt Berndt Maisch, Fondsberater des BWK-Dividenden-Strategie Euro. Auch europäische Banken wie die niederländische ABN Amro oder ING glänzen traditionell mit hohen Renditen. Ein Leckerbissen für Dividendenjäger ist die britische Lloyds TSB Group: Mehr als sieben Prozent bietet der Finanzriese. Dafür nehmen die Anleger aber auch ein Währungsrisiko in Kauf.
Keine Wechselkursgefahren bestehen dagegen bei deutschen Mid- und Small-Caps. "Anleger müssen bei einzelnen Nebenwerten aber mit stärkeren Kursschwankungen rechnen", sagt Borghoff. Und die Dividendenschätzungen für kleinere Titel beruhen oft auf einer geringeren Zahl von Analysten, sind also weniger aussagekräftig. Dafür finden risikofreudigere Investoren unter den Nebenwerten Dividendenperlen wie den Finanzdienstleister MPC, der verlockende 7,8 Prozent zahlt.
MPC 518760
Steuervorteil
Auch aus steuerlicher Sicht können Dividenden gegenüber den Zinskupons von Anleihen punkten. Die Zahlungen an Aktionäre werden nach dem Halbeinkünfteverfahren abgerechnet: Der Fiskus besteuert nur die Hälfte der ausgeschütteten Beträge. Ein großer Vorteil für Anleger, die ihren Freibetrag von 1370 Euro ausgeschöpft haben. Ein Sonderfall ist die Deutsche Euroshop. "Unsere Dividende zählt als Rückzahlung von Eigenkapital und ist nach aktuellem Recht steuerfrei", erklärt Vorstandschef Claus-Matthias Böge.
Bei ausländischen Aktien müssen Investoren unter Umständen mit einem Quellensteuerabzug von 12 bis 30 Prozent rechnen. Diesen können sie sich zwar zurückholen, das Verfahren kann aber je nach Land aufwändig sein und unter Umständen sogar Jahre dauern. Bis zu einem Satz von 15 Prozent können Aktionäre die gezahlte Quellensteuer auch bei ihrer Steuerklärung in Deutschland geltend machen, statt sich das Geld im Ausland wiederzuholen. Anlegerfreundlich ist Großbritannien: Dort gibt es keine Quellensteuer.
Die Ausschüttungstermine europäischer Aktien unterscheiden sich ebenfalls häufig von denen der deutschen Unternehmen. Oft zahlen sie die Dividende nicht jährlich, sondern halbjährlich oder gar quartalsweise. Den Gesamtertrag beeinflusst die Aufteilung der Ausschüttung jedoch kaum.
Höhere Erträge als bei Anleihen - zu steuerlich besseren Bedingungen - machen dividendenstarke Aktien derzeit zum Liebling vieler Anleger. Bei nur 3,6 Prozent Rendite für zehnjährige Bundesanleihen gut verständlich.
Angaben in Prozent, auf Basis aktueller Analystenschätzungen. Stand: Januar 2005.
Angaben in Prozent, auf Basis aktueller Analystenschätzungen. Stand: Januar 2005.
Robert Hirmer
http://www.capital.de/
25.01.05, 13:38
Viele Unternehmen erhöhen in diesem Jahr ihre Dividende. Allein die 30 Dax-Konzerne schütten rund 15,2 Milliarden Euro aus. Anleger profitieren von hohen Renditen und guten Kurschancen.
Mit vier Prozent Zinsen für Tagesgeld im ersten Jahr lockt der Discountbroker Cortal Consors neue Kunden. Immerhin, denn zehnjährige Bundesanleihen bringen derzeit lediglich 3,6 Prozent Rendite, und selbst Unternehmensanleihen bieten kaum mehr als vier Prozent. Doch am Aktienmarkt gibt es mehr zu holen: Sogar bei soliden Blue-Chips sind attraktive Dividendenrenditen zwischen vier und acht Prozent drin - plus Kurspotenzial. "In Europa gibt es eine ganze Reihe interessanter Titel, deren Dividendenrendite sogar über dem Kapitalmarktzins liegt", sagt Klaus Martini, Chefanlagestratege für Privatkunden bei der Deutschen Bank.
Grund für die hohen Ausschüttungen: Viele Unternehmen haben erfolgreich restrukturiert, die Kosten gesenkt und profitieren vom boomenden Export. Folge: Ihre Gewinne steigen, die Schulden sinken. "Da sich die Investitionen oft in Grenzen halten, sind die Kassen gut gefüllt", sagt Gerhard Schwarz, Leiter Aktienstrategie der Hypovereinsbank. "Die Ausschüttungen vieler europäischer Unternehmen werden weiter zulegen."
Beispiel Deutsche Telekom: Nachdem der Magenta-Riese seinen Schuldenberg von rund 70 auf unter 40 Milliarden Euro abgetragen hat, zahlt er 2005 wieder eine Dividende. In den Jahren 2003 und 2004 gingen die Aktionäre leer aus.
Deutsche Telekom 555750
Kein Einzelfall. "Wir rechnen bei 25 der 30 Dax-Titel mit einer höheren Dividende", sagt Peter Merk, Chef der Wertpapieranalyse bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Zahlten die Dax-Konzerne im vergangenen Jahr 10,6 Milliarden Euro, so rechnet Merk für 2005 mit Ausschüttungen von 15,2 Milliarden Euro - ein Plus von 43 Prozent. Auch längerfristig sind die Aussichten gut. "Die Dividenden dürften in den nächsten drei Jahren stabil bleiben oder sogar steigen", prognostiziert Merk. "2005 dürfte auch ohne hohe Kurssprünge ein gutes Jahr für Aktionäre werden."
Startzeit
Anleger, die sich hohe Ausschüttungen sichern wollen, steigen vor der jetzt startenden Hauptversammlungssaison ein. Denn im Anschluss an die jährlichen Aktionärstreffen fließt das Geld an die Anteilseigner. Und viele Blue-Chips und Nebenwerte in Deutschland und Europa locken mit ihren hohen Dividendenrenditen.
Allerdings reicht die Höhe der Ausschüttung als alleiniges Kaufkriterium nicht aus. Wichtig ist, ob das Unternehmen nachhaltig Gewinn erzielt und so auch in Zukunft die Dividende zahlen kann. Außerdem stellt sich die Frage, ob das Management eine berechenbare Ausschüttungspolitik verfolgt. Anleger, die sich nicht selbst um Details kümmern wollen, überlassen die Arbeit am besten Profis, die Fonds oder Zertifikate mit einer Dividendenstrategie managen.
Dass diese Strategie sinnvoll ist, zeigt auch der Vergleich des Dax-Performance-Index - er enthält Dividendenzahlungen - mit dem Dax-Kurs-Index, der keine Dividenden berücksichtigt: Während der Performance-Index seit 1990 um 138 Prozent zulegte, hinkt der Kursindex mit 77 Prozent deutlich hinterher. "Die Wirkung der Dividende auf den Gesamtertrag eines Aktieninvestments wird von Anlegern häufig unterschätzt", sagt Sonja Schemmann, Managerin zweier Dividendenfonds der DWS. "Die Ausschüttungen machen rund 40 Prozent des Anlage-erfolgs aus."
Mit 2,5 Prozent liegt die Dividendenrendite des Dax aktuell über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre von 1,8 Prozent. In den 70ern und Anfang der 80er Jahre glänzten die deutschen Aktien zwar im Durchschnitt mit Dividendenrenditen von vier Prozent und mehr. Allerdings lagen damals die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen zwischen 7,8 und 8,2 Prozent - mehr als doppelt so viel wie die aktuellen 3,6 Prozent.
"Die niedrigen Erträge am Rentenmarkt führen besonders bei institutionellen Investoren zu einer Art Anlagenotstand", sagt LBBW-Experte Merk. Sie werden deshalb in diesem Jahr verstärkt auf Aktien setzen - jedenfalls solange das Zinsniveau nicht deutlich steigt. Kurzfristig ist das aber wenig wahrscheinlich. "In Euro-Land droht vorerst keine Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank", sagt Martini. Bei ihrer jüngsten Zinsentscheidung am 13. Januar hielt die Europäische Zentralbank am aktuellen Satz von zwei Prozent fest. Zudem treibt der schwache Dollar Investoren verstärkt in Euro-Papiere.
Gewinnpotenzial
Längerfristig rechnen die meisten Experten jedoch mit steigenden Renditen, was bei Anleihen zu Kursverlusten führt. "Aktien haben in diesem Jahr das größere Gewinnpotenzial", sagt Aktienstratege Schwarz. Da auch höher verzinste Unternehmens- und Emerging-Market-Bonds nur historisch niedrige Renditen bieten, sind diese Papiere eher mit Vorsicht zu genießen. "Der Renditeaufschlag zu sicheren Staatsanleihen gleicht in vielen Fällen das Risiko kaum aus", sagt Martini.
Selbst vorsichtige Anleger sollten deshalb 2005 den Aktienmarkt nicht vergessen. Zwar bieten die Dividendentitel im Gegensatz zu Anleihen keinen garantierten Kapitalerhalt. Doch die Chancen auf Kursgewinne stehen an den Aktienmärkten besser als an den Rentenmärkten. "Und die hohen Ausschüttungen bilden einen Puffer bei sinkenden Kursen", sagt Volker Borghoff, Leiter Aktienstrategie bei HSBC Trinkaus&Burkhardt.
Eine Aktienauswahl allein nach der Höhe der in der Vergangenheit ausgewiesenen Dividendenrendite birgt Risiken. "Einfach die zuletzt gezahlte Dividende zum aktuellen Kurs ins Verhältnis zu setzen, kann schnell in die Irre führen", sagt Fondsmanagerin Schemmann. "Im schlimmsten Fall hat die Aktie einen heftigen Kurssturz hinter sich, weil der Markt den Fortbestand des Unternehmens infrage stellt." Die kalkulierte Dividendenrendite ist dann Makulatur, da kaum damit zu rechnen ist, dass überhaupt eine Ausschüttung gezahlt wird. Bestes Beispiel ist Karstadtquelle: Auf Basis der letzten Dividende errechnet sich eine Rendite von 7,4 Prozent. Doch mit einer Zahlung an die Aktionäre ist angesichts der prekären Lage derzeit nicht zu rechnen.
Wer nur auf die ausgewiesene Rendite achtet, verpasst aber manchmal auch Chancen. "Bei einem erfolgreichen Turn-around kann durchaus wieder eine attraktive Dividende gezahlt werden - auch wenn die Vorjahre enttäuschten", sagt Schemmann. So kündigte die Deutsche Telekom im November an, nach zwei Jahren ohne Ausschüttung wieder eine Dividende von bis zu 0,62 Euro pro Aktie zu zahlen - und sie in den kommenden Jahren sogar stark zu erhöhen.
Um diese Fallstricke zu umgehen, greift Capital auf die Dividendenschätzungen des renommierten Finanzinformationsanbieters Thomson Financial zur Kalkulation der Dividendenrendite zurück. Die Experten befragen fortlaufend alle Analysten, die ein Unternehmen beobachten, nach ihrer Schätzung und errechnen daraus den aktuellen Mittelwert. Diese Zahlen bieten eine verlässlichere Entscheidungsgrundlage als die Vergangenheitswerte.
Mischung
Wichtig ist die richtige Mischung aus Dividendenertrag und Kurspotenzial. Konservative Investoren sind bei Aktien aus den Bereichen Versorger und Telekommunikation derzeit gut aufgehoben. "Die Schuldenberge sind deutlich kleiner geworden und die laufenden Geschäfte generieren -einen hohen Cash-Flow", erklärt Berndt Maisch, Fondsberater des BWK-Dividenden-Strategie Euro. Auch europäische Banken wie die niederländische ABN Amro oder ING glänzen traditionell mit hohen Renditen. Ein Leckerbissen für Dividendenjäger ist die britische Lloyds TSB Group: Mehr als sieben Prozent bietet der Finanzriese. Dafür nehmen die Anleger aber auch ein Währungsrisiko in Kauf.
Keine Wechselkursgefahren bestehen dagegen bei deutschen Mid- und Small-Caps. "Anleger müssen bei einzelnen Nebenwerten aber mit stärkeren Kursschwankungen rechnen", sagt Borghoff. Und die Dividendenschätzungen für kleinere Titel beruhen oft auf einer geringeren Zahl von Analysten, sind also weniger aussagekräftig. Dafür finden risikofreudigere Investoren unter den Nebenwerten Dividendenperlen wie den Finanzdienstleister MPC, der verlockende 7,8 Prozent zahlt.
MPC 518760
Steuervorteil
Auch aus steuerlicher Sicht können Dividenden gegenüber den Zinskupons von Anleihen punkten. Die Zahlungen an Aktionäre werden nach dem Halbeinkünfteverfahren abgerechnet: Der Fiskus besteuert nur die Hälfte der ausgeschütteten Beträge. Ein großer Vorteil für Anleger, die ihren Freibetrag von 1370 Euro ausgeschöpft haben. Ein Sonderfall ist die Deutsche Euroshop. "Unsere Dividende zählt als Rückzahlung von Eigenkapital und ist nach aktuellem Recht steuerfrei", erklärt Vorstandschef Claus-Matthias Böge.
Bei ausländischen Aktien müssen Investoren unter Umständen mit einem Quellensteuerabzug von 12 bis 30 Prozent rechnen. Diesen können sie sich zwar zurückholen, das Verfahren kann aber je nach Land aufwändig sein und unter Umständen sogar Jahre dauern. Bis zu einem Satz von 15 Prozent können Aktionäre die gezahlte Quellensteuer auch bei ihrer Steuerklärung in Deutschland geltend machen, statt sich das Geld im Ausland wiederzuholen. Anlegerfreundlich ist Großbritannien: Dort gibt es keine Quellensteuer.
Die Ausschüttungstermine europäischer Aktien unterscheiden sich ebenfalls häufig von denen der deutschen Unternehmen. Oft zahlen sie die Dividende nicht jährlich, sondern halbjährlich oder gar quartalsweise. Den Gesamtertrag beeinflusst die Aufteilung der Ausschüttung jedoch kaum.
Höhere Erträge als bei Anleihen - zu steuerlich besseren Bedingungen - machen dividendenstarke Aktien derzeit zum Liebling vieler Anleger. Bei nur 3,6 Prozent Rendite für zehnjährige Bundesanleihen gut verständlich.
Angaben in Prozent, auf Basis aktueller Analystenschätzungen. Stand: Januar 2005.
Angaben in Prozent, auf Basis aktueller Analystenschätzungen. Stand: Januar 2005.
Robert Hirmer
http://www.capital.de/