Die Wüstenrot-Gefangenenkolonie
Von Michael Mross
Von Kindheit an wird dem Deutschen eingebläut, dass die Immobilie eine sichere Bank für die Altersvorsorge sei. In Ermangelung anderer Kenntnisse ihr Geld zu mehren, greifen große Teile der Bevölkerung immer noch lieber zum Eigenheim als zur Börse. Was an der Börse allerdings als fataler Fehler gilt, soll bei Immobilien angeblich genau das richtige sein: Schulden machen.
Das Bauspardarlehen - diese Mogelpackung garantiert laut Werbung ein sorgloses Leben auch dann, wenn die Haare silbrig und der Körper klapprig den Lebensabend künden. Doch meistens kommt der Lebensabend schneller als gewünscht - gerade wegen der Bau-Allüren. Nicht nur weil die meisten "Heime" mit diesem Begriff zutreffend charakterisiert sind. Nicht nur weil sie oft Endstation eines unbefriedigenden Lebens sind. Sondern weil die Steine, auf die gebaut wurde, leider auf Pump zusammen gemörtelt wurden. Und das schafft Stress ohne Ende.
Die nüchterne Analyse lässt den Traum von den eigenen vier Wänden in einem anderen Licht erscheinen. Die bis zur Organspende verschuldeten Kleinfamilien kämpfen verzweifelt mit Schubkarre und Zementfass gegen die Kostensteigerung im Baugewerbe (Zitat: Dietmar Wischmeyer) und versinken in einem Strudel von Problemen. Mit Ach und Krach wird gerade noch eine Mittelklasse-Limousine geleast. Damit erreicht der Wohlstand seinen Zenit. Die Straßenfeste in der Vorstadt sind natürlich auch nicht ohne Reiz - Fakt aber ist und bleibt, dass man Sklave seiner Immobilie wird.
Einzige Abwechslung ist dann der Ehekrach oder die Scheidung - natürlich dann, wenn das traute Heim fertig und der Schuldenberg am höchsten ist. Solchermaßen verstrickt, helfen dann nur noch gepflegte Vorgärten mit Gartenzwergen und tadellosen Gardinen das Grauen zu übertünchen. Bauen auf Pump ist genau so schlimm wie jede andere Spekulation auf Pump. Sie macht abhängig, unfrei, schafft Zwänge, macht immobil. Der Schuldenberg verhindert jede Form der Flexibilität, und anders als in den Prospekten weisgemacht, herrscht innerhalb der vier Wände nicht Eitel-Sonnenschein sondern Frustration pur.
Die meisten Amateurbauherren lassen sich zunächst von den Banken über den Tisch ziehen. Da wird jahrelang zu Minizinsen gespart, um anschließend weniger für's Darlehen zu berappen. Wer jedoch genau nachrechnet, stellt schnell fest, dass es sich um eine Milchmädchen-Rechnung handelt. Gerade im letzten Jahrzehnt war es tendenziell besser, ganz normal zu sparen und dann den Kredit zu nehmen - weil die Zinsen früher höher und zum Anfang des neuen Jahrtausends eher geringer waren. Doch damit nicht genug. Anschließend haben sich die Häusle-Bauer noch eine megamäßig langlaufende überteuerte Hypothek aufschwätzen lassen, obwohl gerade kürzere Fristen weniger Zinsen erforderten. Sei's drum.
Wenn dann der Zaster mit Hängen und Würgen endlich bereit steht, wartet schon die Überraschung auf der Baustelle. Was dort eine Schar Fachleute ohne Restintelligenz hochzieht, ist in der Regel nicht gerade der Lebenserwartung des Bauherrn zuträglich. Manch einer hat schon aus Ärger über das, was da vor seinen Augen entstand für immer die selben zugemacht. So musste der Verblichene wenigstens nicht das Richtfest erleben.
In den letzten 20 Jahren hat sich das eigene Heim überhaupt nicht gelohnt. Die Preise sind tendenziell labil - sie sinken. Also nix mit Wertsteigerung. Gleich geblieben sind nur die Zinszahlungen für langlaufende Schuldverträge. So wandert jede hart errackerte Mark in die eigene Hütte, und für den wirklichen Vermögensaufbau bleibt nichts mehr übrig. Wer vor 20 Jahren an der Börse investierte, der hat sein Geld in der Regel mindestens verfünffacht. Wer vor 20 Jahren hochverschuldet Eigentum im Siedlungsbrei einer Großstadt erwarb, der kann froh sein, wenn er heute sein Kapital nominal wieder sieht.
Michael Mross ist Börsenexperte und Buchautor: "Die Börse!" (Econ). Im Internet unter www.mross.de - Seine Hotline: 0190 / 78 78 78 (2,42 DM/Min.)
04.05. - 11:41 Uhr
Von Michael Mross
Von Kindheit an wird dem Deutschen eingebläut, dass die Immobilie eine sichere Bank für die Altersvorsorge sei. In Ermangelung anderer Kenntnisse ihr Geld zu mehren, greifen große Teile der Bevölkerung immer noch lieber zum Eigenheim als zur Börse. Was an der Börse allerdings als fataler Fehler gilt, soll bei Immobilien angeblich genau das richtige sein: Schulden machen.
Das Bauspardarlehen - diese Mogelpackung garantiert laut Werbung ein sorgloses Leben auch dann, wenn die Haare silbrig und der Körper klapprig den Lebensabend künden. Doch meistens kommt der Lebensabend schneller als gewünscht - gerade wegen der Bau-Allüren. Nicht nur weil die meisten "Heime" mit diesem Begriff zutreffend charakterisiert sind. Nicht nur weil sie oft Endstation eines unbefriedigenden Lebens sind. Sondern weil die Steine, auf die gebaut wurde, leider auf Pump zusammen gemörtelt wurden. Und das schafft Stress ohne Ende.
Die nüchterne Analyse lässt den Traum von den eigenen vier Wänden in einem anderen Licht erscheinen. Die bis zur Organspende verschuldeten Kleinfamilien kämpfen verzweifelt mit Schubkarre und Zementfass gegen die Kostensteigerung im Baugewerbe (Zitat: Dietmar Wischmeyer) und versinken in einem Strudel von Problemen. Mit Ach und Krach wird gerade noch eine Mittelklasse-Limousine geleast. Damit erreicht der Wohlstand seinen Zenit. Die Straßenfeste in der Vorstadt sind natürlich auch nicht ohne Reiz - Fakt aber ist und bleibt, dass man Sklave seiner Immobilie wird.
Einzige Abwechslung ist dann der Ehekrach oder die Scheidung - natürlich dann, wenn das traute Heim fertig und der Schuldenberg am höchsten ist. Solchermaßen verstrickt, helfen dann nur noch gepflegte Vorgärten mit Gartenzwergen und tadellosen Gardinen das Grauen zu übertünchen. Bauen auf Pump ist genau so schlimm wie jede andere Spekulation auf Pump. Sie macht abhängig, unfrei, schafft Zwänge, macht immobil. Der Schuldenberg verhindert jede Form der Flexibilität, und anders als in den Prospekten weisgemacht, herrscht innerhalb der vier Wände nicht Eitel-Sonnenschein sondern Frustration pur.
Die meisten Amateurbauherren lassen sich zunächst von den Banken über den Tisch ziehen. Da wird jahrelang zu Minizinsen gespart, um anschließend weniger für's Darlehen zu berappen. Wer jedoch genau nachrechnet, stellt schnell fest, dass es sich um eine Milchmädchen-Rechnung handelt. Gerade im letzten Jahrzehnt war es tendenziell besser, ganz normal zu sparen und dann den Kredit zu nehmen - weil die Zinsen früher höher und zum Anfang des neuen Jahrtausends eher geringer waren. Doch damit nicht genug. Anschließend haben sich die Häusle-Bauer noch eine megamäßig langlaufende überteuerte Hypothek aufschwätzen lassen, obwohl gerade kürzere Fristen weniger Zinsen erforderten. Sei's drum.
Wenn dann der Zaster mit Hängen und Würgen endlich bereit steht, wartet schon die Überraschung auf der Baustelle. Was dort eine Schar Fachleute ohne Restintelligenz hochzieht, ist in der Regel nicht gerade der Lebenserwartung des Bauherrn zuträglich. Manch einer hat schon aus Ärger über das, was da vor seinen Augen entstand für immer die selben zugemacht. So musste der Verblichene wenigstens nicht das Richtfest erleben.
In den letzten 20 Jahren hat sich das eigene Heim überhaupt nicht gelohnt. Die Preise sind tendenziell labil - sie sinken. Also nix mit Wertsteigerung. Gleich geblieben sind nur die Zinszahlungen für langlaufende Schuldverträge. So wandert jede hart errackerte Mark in die eigene Hütte, und für den wirklichen Vermögensaufbau bleibt nichts mehr übrig. Wer vor 20 Jahren an der Börse investierte, der hat sein Geld in der Regel mindestens verfünffacht. Wer vor 20 Jahren hochverschuldet Eigentum im Siedlungsbrei einer Großstadt erwarb, der kann froh sein, wenn er heute sein Kapital nominal wieder sieht.
Michael Mross ist Börsenexperte und Buchautor: "Die Börse!" (Econ). Im Internet unter www.mross.de - Seine Hotline: 0190 / 78 78 78 (2,42 DM/Min.)
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