Die Vereinigten Staaten brauchen Deutschland

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Die Vereinigten Staaten brauchen Deutschland

 
30.10.01 23:12

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Die Vereinigten Staaten brauchen Deutschland als wirklichen Partner!
Von Helga Zepp-LaRouche, Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität

Wenn eine gewisse Sorte Amerikaner deutsche Politiker unter Druck setzen und ihnen beispielsweise das Recht absprechen wollen, die Bedeutung und die Folgen von amerikanischen Militäraktionen gegen angeblich den Terrorismus fördernde Staaten der islamischen Welt kritisch zu bewerten, dann fahren sie gewöhnlich das ultimative Argument auf: "Wie undankbar! Wir Amerikaner haben euch schließlich von Hitler befreit!" Das ist aber nur die halbe Wahrheit.


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Faschismus: Reaktion auf die Depression
Wohin gehen die Vereinigten Staaten?
Was also ist zu tun?
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Käme es zu dem berüchtigten "Kampf der Kulturen", der im Falle amerikanischer Militäraktionen gegen Afghanistan und möglicherweise andere islamische Staaten fast unausweichlich wäre, so stünde die Welt vor der akuten Gefahr eines dritten Weltkrieges. Diese furchtbare Aussicht, dieser drohende Abgrund für die ganze Menschheit, macht es dringend erforderlich, mit einigen der Legenden aufzuräumen, die über die letzten beiden Weltkriege im Umlauf sind.

Dies ist um so wichtiger, als gewisse Amerikaner - wie kürzlich der in die Jahre gekommene Don Jordan in einer Fernseh-Talkshow - versuchen, auf die deutschen Politiker mit der Behauptung Druck auszuüben, sie hätten kein Recht, die Bedeutung und die Folgen von Militäraktionen gegen den Terrorismus zu bewerten, weil "wir (Amerikaner) euch von Hitler befreit haben!" Es ist ein Knüppelargument.

Das Problem dabei ist, daß die jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten bei vielen Deutschen tatsächlich die Erinnerung an Hitler wachrufen, jedoch in einer ganz anderen Art und Weise, als es der in Deutschland tätige US-Journalist Don Jordan offenbar gelernt hat. Geschichtskundige Deutsche wissen durchaus um den Unterschied zwischen der offiziellen Legende des 20. Jahrhunderts und dem, was wirklich geschehen ist.

Kein ernsthafter Historiker kann heute noch behaupten, Deutschland sei allein schuld am Ersten Weltkrieg. Dennoch bleibt die wahre Vorgeschichte dieses Krieges weitgehend im Dunkeln. Der Hauptgrund für diesen Krieg war die geopolitische Obsession des britischen Establishments, das sich die verqueren Ansichten Halford Mackinders über den Kampf um die Weltherrschaft zwischen den atlantischen Randstaaten und dem eurasischen Herzland zu eigen gemacht hatte. Diese Obsession brachte den Prinzen von Wales und späteren englischen König Edward VII. dazu, das Schachbrett für den Ersten Weltkrieg herzurichten; er organisierte die anglo-französische Entente Cordiale und hetzte dann Rußland und Frankreich gegen Deutschland auf. Zugegebenermaßen waren die Neffen des britischen Königs, der deutsche Kaiser und der russische Zar, ziemlich beschränkt. Im wesentlichen brachte also der Onkel seine beiden Neffen dazu, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen.

In der Folge erlitten insbesondere die Deutschen, die Russen und die Franzosen so starke psychologische und materielle Schäden, daß eine ganze Generation entwurzelt und der Boden für die weiteren Entwicklungen bereitet wurde. Es sollte auch festgestellt werden, daß der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten auf der Seite der Entente Cordiale dem politischen Selbstverständnis der Vereinigten Staaten mit ihren Gründervätern und Abraham Lincoln einen Tiefschlag versetzte; damit begann die anglo-amerikanische "Sonderbeziehung", über die sich französische Patrioten bis heute beklagen. Die Bedingungen des Versailler Vertrages, der völlig willkürlich und wahrheitswidrig die Alleinschuld Deutschlands festschrieb, sollten sicherstellen, daß Deutschland sich auf unabsehbare Zukunft nicht wieder erholen würde.




Faschismus: Reaktion auf die Depression
Geschichtskundige Deutsche wissen auch, daß während der Großen Depression Schlüsselfiguren des anglo-amerikanischen Establishments mithalfen, Hitler an die Macht zu bringen - allen voran der damalige Chef der Bank von England Montagu Norman, sein Geschäftspartner und Untergebener Averell Harriman sowie Harrimans Geschäftsführer Prescott Bush, der Großvater des heutigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Harriman und Bush waren wesentlich daran beteiligt, für Normans Freund Hjalmar Schacht und die Nazi-Partei finanzielle und andere Unterstützung zu organisieren.
Die anglo-amerikanischen Unterstützerkreise der Nazis gingen dabei von dem Profil aus, das aus Hitlers Schriften und der Ideologie der SS hervorging; sie vertrauten darauf, daß Hitler einen Krieg gegen die Sowjetunion beginnen werde und Russen und Deutsche sich in diesem Krieg gegenseitig aufreiben würden. Die Anglo-Amerikaner meinten, die Lehren aus Napoleons Niederlage in Rußland 1812 zu kennen und planten deshalb, den in Rußland festsitzenden deutschen Armeen in den Rücken fallen und Deutschland vernichten zu können.

Bald jedoch mußte der britische Geheimdienst feststellen, daß Deutschland über Ribbentrops Kanäle Entspannungsgespräche mit der Sowjetregierung führte, um so freie Hand zu bekommen, zuerst Frankreich und Großbritannien anzugreifen. Sobald man darüber Klarheit hatte, entledigte sich die britische Monarchie Edwards VIII. mit seinen bekannten Hitler-freundlichen Neigungen, und setzte eine Verständigung mit den Vereinigten Staaten in Gang. Schließlich traten die USA auf der Seite Frankreichs und Großbritanniens in den Krieg gegen Deutschland ein.

Die anglo-amerikanische Unterstützung für Hitler ist zwar genauestens dokumentiert, bleibt aber nach wie vor ein Tabuthema. Dabei ist nicht zu leugnen, daß Montagu Norman, Harriman und Prescott Bush im Einvernehmen mit Hjalmar Schacht und von Papen nach Hitlers schweren Verlusten bei den Wahlen im November 1932 alles aufboten, um die NSDAP durch Geldzahlungen und andere Hilfe zu retten. Die Einzelheiten sind in dem Buch George Bush - The Unauthorized Biography von Anton Chaitkin und Webster Tarpley dokumentiert.

Reichskanzler von Schleicher war Deutschlands letzte Option, die Depression mit ähnlichen Mitteln wie Franklin Delano Roosevelt in den USA zu überwinden. Auf Druck des Briten Montagu Norman und der mit ihm verbündeten New Yorker Bankiers wurde Schleicher am 28. Januar 1933 gestürzt und Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt.

Zu Beginn war Hitlers Kanzlerschaft schwach, aber der Reichstagsbrand schuf den Vorwand, seinem Regime polizeistaatliche Vollmachten zu verschaffen. Dies geschah zuerst durch die vom Reichspräsidenten erlassene Notverordnung vom 28. Februar 1933, womit die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt wurden. Vollständig war der Staatsstreich gegen die Verfassung mit der Zustimmung des Reichstags zu Hitlers "Ermächtigungsgesetz". Den Abschluß des Staatsstreichs bildeten dann die Morde im Gefolge des sogenannten Röhm-Putschs vom 30. Juni 1934. Was auf diese entscheidenden Änderungen folgte, war im wesentlichen eine völlige Perversion und Zerstörung der Verfassungsordnung. "Recht ist, was dem deutschen Volk nutzt, Unrecht ist, was dem deutschen Volk schadet", lautete ein Prinzip, an welches man sich erinnert fühlt, wenn man heute den Slogan "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" hört.




Wohin gehen die Vereinigten Staaten?
Sehr schnell wurde in Deutschland die Position der Anklage zum Nachteil der Bürgerrechte und der Autorität der Gerichte gestärkt. Je mehr sich das Nazi-Regime über die Jahre radikalisierte, desto stärker wurde die Neigung, alle rechtlichen Grundlagen des eigenen Handelns zu beseitigen. Dadurch wurde das System der Konzentrationslager und der Massenmord an geistig Behinderten möglich. Auf diese Weise erlangte Hitler absolute Macht, nachdem von Schleicher ermordet und von Hindenburg gestorben war. Der Zweite Weltkrieg war dann die letzte Konsequenz.
An diese historische Periode fühlt man sich heute erinnert, wenn man sich die Folgen der Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon betrachtet - sie sind das Äquivalent des Reichtagsbrands. Unmittelbar nach den Angriffen vom 11. September hat der US-Justizminister Gesetzesänderungen vorgeschlagen, welche die amerikanische Verfassung zu zerstören und die USA in eine Diktatur zu verwandeln drohen.

Diesmal ist das intendierte Opfer Amerika selbst; die USA und der Westen allgemein sollen in einen Zusammenstoß der Kulturen hineingezogen werden, der nur in einem dritten Weltkrieg enden könnte. Jeder sollte verstehen, daß dies die Krise der heutigen Zivilisation ist.

Wie reagiert ein typischer Deutscher, wenn er diese Zeilen liest?

Der typische Parlamentarier schreit hysterisch: "Sind Sie verrückt, wissen Sie nicht, daß ich meine Position und meine Pension der Tatsache verdanke, daß ich immer der von Amerika ausgegebenen Linie folge? Und falls es jemand wagte, eine eigenständige Politik im Interesse Deutschlands zu verfolgen, hätten wir bald einen neuen Rohwedder, Herrhausen oder einen neuen Fall Kohl! Man darf auf keinen Fall eine Kritik an den Vereinigten Staaten aus meinem Mund hören, egal was dort vor sich geht!" Oder sollte ich mich irren?

In Wirklichkeit aber wissen viele Menschen in Deutschland - besonders die älteren, die noch während des Ersten Weltkriegs geboren wurden, die die Hyperinflation 1923, die Große Depression, Hitlers Machtergreifung, den Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit miterlebt haben, daß die Geschichte nicht so einfach ist, wie es uns die Hollywood-Klischees weismachen wollen. Und sie sehen die Gefahr, daß sich die Vereinigten Staaten, sollte sich dort ein Staatsstreich konsolidieren, nicht nur im Innern in einen Alptraum verwandelten, sondern daß dann auch die ganze Welt in tödlicher Gefahr wäre.




Was also ist zu tun?
Es ist sehr selten, daß sich in der Geschichte die Chance bietet, eine völlig neue Richtung einzuschlagen. Eine solche Chance gab es, als Präsident Reagan 1983 der Sowjetunion die Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung der Strategischen Verteidigungsinitiative anbot, was die Spaltung der Welt in Blöcke und das Schreckensregime der NATO-Strategie und Politik der Gegenseitigen Gesicherten Zerstörung beendet hätte. Diese Chance wurde vertan, als der sowjetische Generalsekretär Andropow das Angebot verwarf.
Eine solche Gelegenheit gab es erneut mit dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung, als sich die Chance für eine völlige Neudefinition der Ost-West-Politik auf Grundlage der infrastrukturellen und industriellen Integration des eurasischen Kontinents bot. Sie wurde vertan, als Thatcher, Bush und Mitterrand Deutschland zur Kapitulation vor dem Maastricht-Vertrag zwangen und den ehemaligen Comecon-Ländern die sog. "Reformpolitik" aufzwangen, deren geopolitisch begründeter Zweck es war, die Länder zu Rohstofflieferanten auf dem Status von Dritte-Welt-Ländern zu reduzieren.

Heute bietet sich wieder eine solche historische Chance. Zwei Wochen nach der Katastrophe in den Vereinigten Staaten machte der russische Präsident Putin einen lange geplanten Staatsbesuch in Deutschland und hielt vor dem Bundestag eine wahrhaft historische Rede. Er betonte, daß der Kalte Krieg vorbei sei, und bot eine völlig neue Qualität der Zusammenarbeit unter den Nationen der Welt an.

Wenn man die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Initiativen Rußlands in der jüngsten Zeit in ihrer Gesamtheit betrachtet, ist klar, daß Rußland nicht nur fest entschlossen ist, die Eurasische Landbrücke zu entwickeln, und dies als Politik der Kriegsverhinderung sieht, indem in allen Ländern Eurasiens - eingeschlossen Zentralasien, der Nahe und der Mittlere Osten - Wohlstand geschaffen wird. Führende Kreise in Rußland sind auch der Ansicht, daß der Weltfrieden nur gesichert werden kann, wenn die Vereinigten Staaten dem von Lyndon LaRouche angegebenen Weg folgen, d.h. daß die USA in die Eurasische Landbrücke, die sich über die Beringstraße zum amerikanischen Kontinent verlängert, integriert werden müssen. Es liegt nun an den Vereinigten Staaten, sich diesem Potential für eine neue Prinzipiengemeinschaft, wie sie ihre Gründerväter vorsahen, anzuschließen.

Die Vereinigten Staaten haben zwei Optionen. Entweder sie verfallen in eine amerikanische Version und neue Variante der Hitler-Diktatur (die wir auch bereits zu einem guten Teil der Intervention von Montagu Norman, den Harrimans et al. zu verdanken haben; und die American Eugenics Society lobte Hitlers Rassenpolitik als genau das, was jede "zivilisierte Gesellschaft" brauche), und wenn das geschieht, wäre das Schicksal der Menschheit auf lange Zeit besiegelt. Oder aber die Vereinigten Staaten besinnen sich auf ihre eigene Tradition, ein Leuchtfeuer der Hoffnung und ein Tempel der Freiheit zu sein - das stolze Erbe von Benjamin Franklin, Abraham Lincoln, Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy und Martin Luther King!

Es wird viel davon abhängen, wie wahre Freunde dieser mit sich selbst ringenden Nation jetzt dabei helfen werden, den richtigen Weg zu finden.

Deshalb ist es dringend notwendig, daß zahlreiche Parlamentarier und Bürger in Deutschland damit aufhören, sich den Anschein zu geben, sie seien gehirngewaschen - weil sie Angst haben, sonst von den Anglo-Amerikanern niedergemacht zu werden - , und aus der Geschichte lernen. Hätten führende Leute in anderen Ländern Hitler nach der Machtergreifung nicht geduldet oder - wie z.B. die New York Times noch bis 1938 - sogar offen unterstützt, dann wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen.

Don Jordan sollte den Mund nicht zu voll nehmen. Denn es ist zwar wahr, daß die Vereinigten Staaten Deutschland von Hitler befreit haben, aber es ist ebenso wahr, daß ein gewisser Schlag von Amerikanern - wie Mr. Jordan zu diesen Leuten steht, mag er mit sich selbst ausmachen - Hitler bei der Machtergreifung behilflich waren.



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