Die USA nach der Fed-Entscheidung:

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das Zentrum d.:

Die USA nach der Fed-Entscheidung:

 
05.01.01 15:32
Die USA nach der Fed-Entscheidung: Harter Aufprall statt weicher Landung?
05/01/2001

von Andreas Braun

Frankfurt (GLBN) – Dass Alan Greenspan nicht in einem Anflug von Panik gehandelt hat, wie manche Beobachter nach der gestrigen Zinsentscheidung der Fed unkten, sondern aus wohlüberlegtem Kalkül heraus, steht außer Frage. Zu gewieft und zu erfolgreich zieht der Chef der Federal Reserve seit Jahren an den Strippen, die die US-Volkswirtschaft auf Wachstumskurs halten; zu souverän führt er nebenbei die Notenbankchefs im Rest der Welt am Gängelband – Wim Duisenberg eingeschlossen.

Mit der Senkung des Zinssatzes für das Tagesgeld um 0,5 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent und den Diskontsatz von 6,0 auf 5,75 Prozent setzte Greenspan dennoch ein wichtiges Zeichen. Überdeutlich nimmt die Finanzwelt wahr, dass für die US-Wirtschaft seit langem wieder eine ernste Rezessionsgefahr besteht – die letzte Zinssenkung fand schließlich im November 1998 statt. Statt in Trippelschritten den Konsum und damit auch das Wirtschaftswachstum zu beeinflussen, hat der Fed-Chef nun einen schnellen, entschlossenen Sprung gemacht. Die Aktienmärkte haben es ihm bereits mit einer Erleichterungsrallye gedankt.


Das US-Wachstum hat sich deutlich abgeschwächt

Die überraschend deutliche Aktion Greenspans macht deutlich, dass die US-Wirtschaft nach Jahren des Booms in ernsten Schwierigkeiten steckt. Das Wachstum hat sich in wenigen Monaten dramatisch abgeschwächt. Nach 5,1 Prozent Wachstum im abgelaufenen Jahr rechnen die führenden US-Volkswirte nun nur noch mit rund zwei Prozent Zuwachs im Bruttoinlandsprodukt für 2001 – für eine prosperierende Volkswirtschaft ist das zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Erst ab drei bis vier Prozent Wirtschaftwachstum, so die Experten, würde die US-Volkswirtschaft in einen Korridor zurückfinden, in dem nicht mit nennenswerter Inflation zu rechnen sei und gleichzeitig die Arbeitslosenzahlen nicht in die Höhe schnellen würden.

Zwei Prozent Wachstum, so ein US-Wirtschaftsexperte gegenüber dem Handelsblatt (Donnerstagsausgabe), seien „fast nichts“, und kämen einer Rezession schon bedenklich nahe. Die Zinsattacke der US-Notenbank kommt daher keine Minute zu früh. Die volkswirtschaftlichen Effekte einer Zinssenkung, die über die Ankurbelung des privaten Konsums letztlich die Unternehmensgewinne wieder verbessern soll, lassen gemeinhin rund sechs Monate auf sich warten.


Unternehmensgewinne als Schlüsselfaktor für die Märkte
Und genau hier, bei den Unternehmensgewinnen, liegt der Schlüssel zu einer langfristigen Erholung auch an den Aktienmärkten. Stiegen die Erträge im ersten Quartal des vergangenen Jahres durchschnittlich um 19 Prozent, so prognostizieren selbst optimistische Volkswirte einen leichten Gewinnrückgang für den selben Zeitraum in diesem Jahr. Ob die Gewinnsituation sich in der zweiten Jahreshälfte schon wieder in den Größenordnungen von zehn bis 16 Prozent einpendeln wird, wie dies eine Reihe von Analysten in den Vereinigten Staaten orakeln, steht dahin. Die Gewinnwarnungen der vergangenen Wochen aus beinahe allen Branchen der US-Wirtschaft sprechen jedenfalls eine andere Sprache.

Die am Donnerstag bekannt gewordenen Einzelhandelsumsätze für den Monat Dezember, die gegenüber dem Vorjahresmonat gerade einmal um 0,3 Prozent stiegen, lassen eher darauf schliessen, dass in Amerika eine Periode langsameren Wachstums bevorsteht. Ein Zeitraum, in dem sich die Verbraucher auf ein „Leben in der langsameren Spur“ einstellen müssen, wie es ein namhafter US-Vermögensverwalter auf den Punkt brachte.

Die Euphorie über den entschlossenen Zinsschritt der Fed und das neu gewonnene Vertrauen in die US-Ökonomie könnte einen gegenteiligen Effekt auf die Exportchancen der US-Firmen insbesondere nach Europa nach sich ziehen. Der Euro knickte am Mittwoch in seinem Aufwärtstrend gegenüber dem US-Dollar bedenklich ein. Gewinneinbußen exportorientierter Unternehmen, insbesondere in der Computer- oder Halbleiterbranche, könnten die Folge sein. Wie im Herbst, als der Euro vollends auf Tauschstation gegenüber der Leitwährung gegangen war und der teure Dollar auf die Exportchancen drückte.

Selbst die Inflationsgefahr ist nach der Abkühlung der US-Wirtschaft noch bei weitem nicht gebannt; so stiegen die Stundenlöhne zuletzt deutlich an und dies bei einer Kerninflationsrate von immerhin 2,6 Prozent.

Für Strippenzieher Greenspan bleibt also noch viel Arbeit im komplexen Kräftespiel von Wachstum, Beschäftigung und Preisentwicklung. Für die Anleger bleibt zu hoffen, dass er die Märkte noch möglichst oft so zu überraschen vermag wie am vergangenen Mittwoch.

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