Das Schlimmste, das der Welt passieren kann, ist die tapfere kleine Frau.
Zäh steht sie im Leben, durchhaltend und unerbittlich tapfer. Sie ist ein
Albtraum.
Die tapfere kleine Frau ist weniger eine physiologische als eine seelische
Wesenserscheinung. Aber das Innere schlägt auf die Physis zurück. Es ist ein
Reduktionsprozess, die Frau schrumpft zu ihrer Sparversion. Was ein Mund
war, wird Sparschlitz, wo Augen schienen, lugen Türspione, wo ein Lächeln
strahlte, knistert Bitternis, wo ein Körper wohnte, herrscht permanente
Selbstvermeidung. Das wäre traurig, würde Trauer nicht durch den
entscheidenden Wesenszug der tapferen kleinen Frau unterbunden: ihre
Tapferkeit. Sie ist ja so taff. Sie steckt das weg. Sie kommt damit klar.
Sie steht das durch. Und zieht das durch. Die tapfere kleine Frau ist eine
Trümmerfrau, die vergessen hat, dass außer ihr selbst schon längst keine
Trümmer mehr da sind.
Die tapfere kleine Frau verfügt über ein ganzes Arsenal von
Überlebenstechniken. Halbstundenlang gießt sie Sprachhülsen in anderer Leute
Ohren, Allgemeinzeug, per Knopfdruck abrufbar, zum Leben so wichtig wie die
Musik in der Telefonwarteschleife, aber eben in diesem
respekterpresserischen tapferen kleinen Tonfall aufgetischt. Höflich vor
sich hin erlöschend hört der Rest der Welt zu, der gelernt hat, dass man
Rücksicht zu nehmen hat auf die tapfere kleine Frau, die niemals müde wird
mitzuteilen, dass gerade sie es nicht leicht hat. Irgendwann hebt jemand an,
sich und die anderen Gequälten zu erlösen. Dann aber sagt die tapfere kleine
Frau sehr resolut: "Lass mich bitte ausreden!" Das kann sie, das hat sie
sich erarbeitet, das kann ihr keiner mehr wegnehmen. Sie würde eher daran
ersticken, als darauf zu verzichten. Obwohl doch Verzicht ihr Leben ist, ihr
tapferes kleines Leben.
Die tapfere kleine Frau kann aber auch anders: feiern und fröhlich sein,
sogar tanzen. Dann wird "I am what I am" aufgelegt, "Sisters are doing it
for themselves" hervorgekramt und, unverzichtbar im Repertoire der tapferen
kleinen Frau, "I will survive". Zu diesen an sich erträglichen, aber wegen
der Annexion durch die tapfere kleine Frau unhörbar gewordenen Stücken wird
dann so programmatisch, bedeutungsschwer und eckig herumgeturnt, dass Licht
aus und Dunkelheit als große Errungenschaften der Menschheit aufschimmern.
Privat hört die tapfere kleine Frau Durchhaltekitsch von Zarah Leander bis
Marianne Rosenberg, solches Zeug. Doch niemand, der dabei zusieht, lacht,
denn man lacht nicht am Grabe.
Ideal geeignet ist die tapfere kleine Frau als allein erziehende Mutter. Das
ist ihre perfekte Rolle. Sie kann die Rüstung schließen, das Welt- und
Eigenbild steht. So adelt die tapfere kleine Frau sich selbst, und als
Zement
wird ihr angebliche Bewunderung hingegossen: Wie sie das schafft! Wie sie
das
meistert! So tapfer! Mit Trippelschritt und Piepsstimme huscht die tapfere
kleine Frau durchs Leben. Ich möchte ihr Vogelfutter streuen oder einen
Knabberkolben Sittich-Trill in den Bauer hängen.
Zäh steht sie im Leben, durchhaltend und unerbittlich tapfer. Sie ist ein
Albtraum.
Die tapfere kleine Frau ist weniger eine physiologische als eine seelische
Wesenserscheinung. Aber das Innere schlägt auf die Physis zurück. Es ist ein
Reduktionsprozess, die Frau schrumpft zu ihrer Sparversion. Was ein Mund
war, wird Sparschlitz, wo Augen schienen, lugen Türspione, wo ein Lächeln
strahlte, knistert Bitternis, wo ein Körper wohnte, herrscht permanente
Selbstvermeidung. Das wäre traurig, würde Trauer nicht durch den
entscheidenden Wesenszug der tapferen kleinen Frau unterbunden: ihre
Tapferkeit. Sie ist ja so taff. Sie steckt das weg. Sie kommt damit klar.
Sie steht das durch. Und zieht das durch. Die tapfere kleine Frau ist eine
Trümmerfrau, die vergessen hat, dass außer ihr selbst schon längst keine
Trümmer mehr da sind.
Die tapfere kleine Frau verfügt über ein ganzes Arsenal von
Überlebenstechniken. Halbstundenlang gießt sie Sprachhülsen in anderer Leute
Ohren, Allgemeinzeug, per Knopfdruck abrufbar, zum Leben so wichtig wie die
Musik in der Telefonwarteschleife, aber eben in diesem
respekterpresserischen tapferen kleinen Tonfall aufgetischt. Höflich vor
sich hin erlöschend hört der Rest der Welt zu, der gelernt hat, dass man
Rücksicht zu nehmen hat auf die tapfere kleine Frau, die niemals müde wird
mitzuteilen, dass gerade sie es nicht leicht hat. Irgendwann hebt jemand an,
sich und die anderen Gequälten zu erlösen. Dann aber sagt die tapfere kleine
Frau sehr resolut: "Lass mich bitte ausreden!" Das kann sie, das hat sie
sich erarbeitet, das kann ihr keiner mehr wegnehmen. Sie würde eher daran
ersticken, als darauf zu verzichten. Obwohl doch Verzicht ihr Leben ist, ihr
tapferes kleines Leben.
Die tapfere kleine Frau kann aber auch anders: feiern und fröhlich sein,
sogar tanzen. Dann wird "I am what I am" aufgelegt, "Sisters are doing it
for themselves" hervorgekramt und, unverzichtbar im Repertoire der tapferen
kleinen Frau, "I will survive". Zu diesen an sich erträglichen, aber wegen
der Annexion durch die tapfere kleine Frau unhörbar gewordenen Stücken wird
dann so programmatisch, bedeutungsschwer und eckig herumgeturnt, dass Licht
aus und Dunkelheit als große Errungenschaften der Menschheit aufschimmern.
Privat hört die tapfere kleine Frau Durchhaltekitsch von Zarah Leander bis
Marianne Rosenberg, solches Zeug. Doch niemand, der dabei zusieht, lacht,
denn man lacht nicht am Grabe.
Ideal geeignet ist die tapfere kleine Frau als allein erziehende Mutter. Das
ist ihre perfekte Rolle. Sie kann die Rüstung schließen, das Welt- und
Eigenbild steht. So adelt die tapfere kleine Frau sich selbst, und als
Zement
wird ihr angebliche Bewunderung hingegossen: Wie sie das schafft! Wie sie
das
meistert! So tapfer! Mit Trippelschritt und Piepsstimme huscht die tapfere
kleine Frau durchs Leben. Ich möchte ihr Vogelfutter streuen oder einen
Knabberkolben Sittich-Trill in den Bauer hängen.