Der so genannte Wealth Effect, der aktiengetriebene Wohlstandseffekt, ist in den USA bei Konjunkturexperten in aller Munde. Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, machte diesen Faktor für den lang anhaltenden Boom der amerikanischen Konjunktur verantwortlich. Durch die Aktienhausse und die damit verbundenen Kursgewinne fühlten sich die Menschen einfach reicher, was schon allein zu erhöhtem Konsum führe. Hinzu kommen die zahlreichen Konsumwünsche, die sich durch den Verkauf von Wertpapieren nun leichter erfüllen ließen. Deshalb stieg Greenspan auch immer wieder auf die Zinsbremse. In der überschäumenden Nachfrage sah er lange Zeit die größte Gefahr für die Preisstabilität.
Inzwischen aber geht die Angst vor einem Reverse Wealth Effect um. Durch die Baisse an den Aktienmärkten, so Volkswirte, könne sich die Entwicklung umkehren und ein gegenteiliger, ein die Konjunktur dämpfender Effekt auftreten. Hintergrund: Weil die Aktienkurse zusammenbrechen und damit auch die persönlichen Gewinnerwartungen nach unten korrigiert werden, können sich viele Anleger manche Anschaffungen nicht mehr leisten. In der Folge geht die Binnennachfrage zurück. Gleichzeitig werden andere Konjunkturrisiken offenbar wie die negative Sparquote. Bisher konnte diese Tatsache durch die Vermögensgewinne an den Börsen mehr als kompensiert werden und spielte keine Rolle in den Kalkülen der Ökonomen mehr. Letztendlich könnte damit eine regelrechte Rezessionspirale in Gang kommen; die Hoffnung auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft wäre dahin.
Ob es sich tatsächlich so verhält, wird noch vielfach bestritten. Doch in einem Land wie den USA, in dem knapp 50% der Haushalte Aktien besitzen, dürften die Konsumausgaben durchaus mit der Vermögensentwicklung in den Depots einhergehen. Zumindest die Anschaffung von Luxusgütern oder teuren langlebigen Produkten wie Autos werden bekanntermaßen unter anderem mit dem Verkauf von Wertpapieren finanziert.
Die Frage ist allerdings: Wer treibt oder drückt wen? Ist es die Binnennachfrage oder der Aktienkurs, der den jeweils anderen Faktor beeinflusst? Wahrscheinlich ist es eine wechselseitige Einflussnahme. Joseph Abate von Lehman Brothers jedenfalls hat in einer Studie zumindest eine immer engere Korrelation der beiden Faktoren ausgemacht. So hat in den späten 80er Jahren eine Kurssteigerung von 10% die Konsumausgaben nur um 0,3% steigern können, derzeit aber sind es bereits 1,1%. Das dürfte auch für die umgekehrte Richtung gelten. Darin lässt sich nach Meinung von Ökonomen auch die Fokussierung der Privathaushalte auf den Aktienmarkt herauslesen. "Wall Street schlägt Main Street", bringt es Diane Swong von der Bank One in Chicago auf den Punkt.
Dass zwischen der Konsumnachfrage und den Aktienkursen eine enge Korrelation besteht, zeigt auch die Entwicklung der Einzelhandelsverkäufe. Sie scheint eng an den Kursverlauf der US-Computerbörse Nasdaq angelehnt zu sein. Nimmt man, um den Trend besser ablesen zu können, die gleitenden Dreimonatsdurchschnitte der Veränderungsraten (siehe Grafik), wird der Zusammenhang besonders deutlich. Die Grafik wird durch die unterschiedliche Skalierung zwar etwas verzerrt, zeigt aber, dass sich die Veränderungen des Einzelhandelsumsatzes stark an den Verlauf des Nasdaq-Composite-Index orientieren.
Insofern sind Warnungen, dass die Kursverluste an der Börse die Binnennachfrage in Mitleidenschaft ziehen und damit die Konjunktur dämpfen könnten, durchaus berechtigt. Volkswirte wie Andrew C. Groat von Merrill Lynch sehen den Reverse Wealth Effect jedenfalls bereits als ein zentrales Konjunkturrisiko an. Er erwartet nicht zuletzt durch die Einbrüche an den Aktienmärkten einen spürbaren Rückgang der nachfragewirksamen Einkommen. Zudem würde das Ausgabeverhalten der Konsumenten zudem noch durch die hohen Energiepreise gezügelt. Für Ethan S. Harris, Ökonom bei Lehman Brothers, ist das Konjunkturrisiko durch den Reverse Wealth Effect sogar größer als allgemein angenommen. Er trete schneller auf als sein positives Pendant. Das gelte vor allem dann, wenn die Investoren in Panik gerieten.
Inzwischen aber geht die Angst vor einem Reverse Wealth Effect um. Durch die Baisse an den Aktienmärkten, so Volkswirte, könne sich die Entwicklung umkehren und ein gegenteiliger, ein die Konjunktur dämpfender Effekt auftreten. Hintergrund: Weil die Aktienkurse zusammenbrechen und damit auch die persönlichen Gewinnerwartungen nach unten korrigiert werden, können sich viele Anleger manche Anschaffungen nicht mehr leisten. In der Folge geht die Binnennachfrage zurück. Gleichzeitig werden andere Konjunkturrisiken offenbar wie die negative Sparquote. Bisher konnte diese Tatsache durch die Vermögensgewinne an den Börsen mehr als kompensiert werden und spielte keine Rolle in den Kalkülen der Ökonomen mehr. Letztendlich könnte damit eine regelrechte Rezessionspirale in Gang kommen; die Hoffnung auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft wäre dahin.
Ob es sich tatsächlich so verhält, wird noch vielfach bestritten. Doch in einem Land wie den USA, in dem knapp 50% der Haushalte Aktien besitzen, dürften die Konsumausgaben durchaus mit der Vermögensentwicklung in den Depots einhergehen. Zumindest die Anschaffung von Luxusgütern oder teuren langlebigen Produkten wie Autos werden bekanntermaßen unter anderem mit dem Verkauf von Wertpapieren finanziert.
Die Frage ist allerdings: Wer treibt oder drückt wen? Ist es die Binnennachfrage oder der Aktienkurs, der den jeweils anderen Faktor beeinflusst? Wahrscheinlich ist es eine wechselseitige Einflussnahme. Joseph Abate von Lehman Brothers jedenfalls hat in einer Studie zumindest eine immer engere Korrelation der beiden Faktoren ausgemacht. So hat in den späten 80er Jahren eine Kurssteigerung von 10% die Konsumausgaben nur um 0,3% steigern können, derzeit aber sind es bereits 1,1%. Das dürfte auch für die umgekehrte Richtung gelten. Darin lässt sich nach Meinung von Ökonomen auch die Fokussierung der Privathaushalte auf den Aktienmarkt herauslesen. "Wall Street schlägt Main Street", bringt es Diane Swong von der Bank One in Chicago auf den Punkt.
Dass zwischen der Konsumnachfrage und den Aktienkursen eine enge Korrelation besteht, zeigt auch die Entwicklung der Einzelhandelsverkäufe. Sie scheint eng an den Kursverlauf der US-Computerbörse Nasdaq angelehnt zu sein. Nimmt man, um den Trend besser ablesen zu können, die gleitenden Dreimonatsdurchschnitte der Veränderungsraten (siehe Grafik), wird der Zusammenhang besonders deutlich. Die Grafik wird durch die unterschiedliche Skalierung zwar etwas verzerrt, zeigt aber, dass sich die Veränderungen des Einzelhandelsumsatzes stark an den Verlauf des Nasdaq-Composite-Index orientieren.
Insofern sind Warnungen, dass die Kursverluste an der Börse die Binnennachfrage in Mitleidenschaft ziehen und damit die Konjunktur dämpfen könnten, durchaus berechtigt. Volkswirte wie Andrew C. Groat von Merrill Lynch sehen den Reverse Wealth Effect jedenfalls bereits als ein zentrales Konjunkturrisiko an. Er erwartet nicht zuletzt durch die Einbrüche an den Aktienmärkten einen spürbaren Rückgang der nachfragewirksamen Einkommen. Zudem würde das Ausgabeverhalten der Konsumenten zudem noch durch die hohen Energiepreise gezügelt. Für Ethan S. Harris, Ökonom bei Lehman Brothers, ist das Konjunkturrisiko durch den Reverse Wealth Effect sogar größer als allgemein angenommen. Er trete schneller auf als sein positives Pendant. Das gelte vor allem dann, wenn die Investoren in Panik gerieten.