Die Macht der Minis

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Die Macht der Minis

 
30.09.01 15:50
Die Macht der Minis

Fondsmanager bevorzugen Stock-Picking in der zweiten Reihe

Von Lukas Christiansen

Berlin - Wer große Entdeckungen machen will, muss auf Kleinigkeiten achten. Das gilt für Diamantschürfer ebenso wie für die Stock-Picker unter den Fondsmanagern: Sie lieben die unbekannte Aktie aus der zweiten Reihe, deren gute Bilanz sich noch nicht im Börsenkurs widerspiegelt. Auf der anderen Seite sind Blue Chips aus dem EuroStoxx trotz der starken Kursschwankungen in diesem Jahr immer noch der sicherere Hafen.
"Ich suche nach Aktien mit berechenbarem Wachstumspotenzial, die andere übersehen. Wenn sich aber plötzlich massenhaft Investoren für einen Titel begeistern, werde ich nervös", sagt Anthony Bolton, Fondsmanager des European Growth Fund von Fidelity. Wenn der Run auf "Modeaktien" beginnt, verkauft Bolton lieber. Seine Fidelity-Fonds belegen mit plus 19,2 Prozent im Dreijahresvergleich den Spitzenplatz unter den Europa-Portfolios von 116 Mitbewerbern.

Nur auf die kleinen Aktien vertraut Bolton allerdings nicht, zur Hälfte besteht sein Depot aus Standardwerten wie Unilever oder Credit Lyonnais. Stärker auf die Blue Chips in Europa ist der HSBC-Fonds Pan European Equity ausgerichtet. Unter den zehn Top-Holdings finden sich große Namen wie Voda-fone, Novartis oder Allianz, Nebenwerte sind die Ausnahme.

Trotz der unterschiedlichen Strategien liegen der Fidelity- und der HSBC-Fonds im Fünfjahresvergleich nur 1,3 Prozent auseinander - sie schafften ein jährliches Durchschnitts-Plus von 23 bzw. 24,3 Prozent. Bescheidener dagegen das Abschneiden des besten Europa-Nebenwertefonds: Der Pictet TF Small Cap Europe kommt nur auf plus 15,9 Prozent - damit hätte er unter den Blue-Chip-Fonds nicht einmal Platz 20 erreicht.

Robert Treich, Chef des Small Cap Teams bei Pictet, hält angesichts der wackligen Börsensituation ein "aktives Stock-Picking" für entscheidend. Der TF Small Cap Europe hat als größte Werte die belgische Omega Pharma, den Wasseraufbereiter Wedeco sowie die Lifestyle-Aktie Hugo Boss im Portfolio. Keine Geheimtipps - aber Werte mit geringem Rückschlags-Potenzial, und damit selbst eine Art kleiner Blue Chips.

HSBC-Fondsmanager Steve Cordell, der die echten Blue Chips im Visier hat, nimmt die aktuelle Marktschwäche zum Anlass, "die Liquidität zu reduzieren und so von einer möglichen Jahresendrally zu profitieren". Cordell hat die aktuell im Fonds untergewichteten Branchen Telekom- und Technologietitel weit oben auf seiner Watchlist. "Sobald sich die Konjunkturlage bessert, bieten sich hier wertorientierte, zyklische Titel an", so der Fondsmanager.

Fidelity-Fondsmanager Bolton sieht Europa mittelfristig allerdings nicht nur im Gleichschritt mit der Wall Street - er glaubt an eine Outperformance: "Für die europäischen Börsen ist es einfacher, das Platzen der Technologieblase aufzufangen", sagt Bolton. Nach seiner Einschätzung wird die US-Wirtschaft länger vom Börsencrash des Sektors betroffen sein als Europa.


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