Die "Ich AG" und ihre Vorteile ;-)

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Thomastrada.:

Die "Ich AG" und ihre Vorteile ;-)

 
09.07.02 11:54
H I E R   S C H R E I B T   H A R A L D   S C H M I D T
(Focus-Online)

Ich AG

Nach dem Finale ist vor dem Finale: Der 22. September kommt bestimmt. Wenn wir die neuesten Pläne richtig verstanden haben, können die Arbeitslosenzahlen zumindest halbiert werden, wenn jeder sofort eine Ich AG gründet. Ein kleiner Exkurs muss erlaubt sein: Es sind immer die Arbeitslosenzahlen, die halbiert werden, nie die Arbeitslosen selbst. So viel Zeit muss sein.
 Schauen wir nach Frankreich, schauen wir nach USA. Vollbeschäftigungsparadiese? Keine Ahnung. Was wir Investoren in Technologiewerte jedoch wissen: Aus diesen beiden Ländern kommen schlimmste Erschütterungen unseres noch gar jungen Vertrauens in die Aktie. Bilanzfälschung, Schmiergelder, Schulden – gibt es noch genügend Eisberge für alle Spitzen? Und just in diesen Zeiten soll einer eine Ich AG gründen? Wäre es für den Einstieg nicht besser, man gründet erst mal einen Ich e.V. oder eine Ich GmbH? Falsch. Die Ich AG ist genau die richtige Gesellschaftsform, um sich profitabelst auf den Markt zu stürzen.

 Vorteil 1: Der Ich-Aktionär ist sein eigener Vorstand und Aufsichtsrat. In entsprechendem Alter wechselt er sich selbst in den Aufsichtsrat und überlässt seinem jüngeren Ich das operative Geschäft. Er gehört sich auch zu 100 Prozent selbst (wer kann das schon von sich sagen), und wer kann etwas gegen Shareholder-Value haben, wenn es komplett um die eigene Sache geht.

 Vorteil 2: Alle Entscheidungen fallen einstimmig (siehe deutsche Bank!).

 Vorteil 3: Jahreshauptversammlungen können jederzeit einberufen werden, notfalls auch mehrmals täglich: Wer beispielsweise als Aktionär eines Autogiganten oder Telekommunikationsmonopolisten jahrelang mit traurigen Bockwürsten und staubigem Marmorkuchen abgespeist wurde, kann es nicht hoch genug schätzen, wenn er sich als sein eigener Vorstand von sich als Aufsichtsrat ein opulentes Galadiner absegnen lässt.

 Vorteil 4: Feindliche Übernahmen durch böse Ausländer müssen nicht zur Vernichtung deutscher Arbeitsplätze führen. Reist beispielsweise eine weibliche Ich AG zwecks Investorensuche im globalen Dorf nach Ibiza oder Jamaica, kann ein dortiger Interessent durchaus einiges in die Gesellschaft investieren, ohne dass diese gleich ihren Schwerpunkt in fiskusfeindliche Off-Shore-Gebiete verlagert. Ganz im Gegenteil: Motiviert und für die Belange des internationalen Marktes geöffnet, bringt sie neuen Schwung in unsere verkrusteten Strukturen. Jeder Urlaub ein G-7-Gipfel.

 Vorteil 5: Insolvenzverfahren. Kein Jammern mehr am Geldautomaten, nie mehr demütigende Kundengespräche in der Kreditabteilung. Insolvenzantrag gestellt – den Rest erledigen potente Investoren. Achtung: Marode Einzelgesellschaften wie Leber oder Psyche rechtzeitig ausgliedern!

Gruß,
T.
Thomastrada.:

Keiner Lust, an die Börse zu gehen? o.T.

 
09.07.02 12:06
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