Filmtheater: In den USA sterben die Kinoketten
Von Thomas Clark, Düsseldorf
Sie präsentieren sich als leuchtende Tempel für den Stoff, aus dem die Träume sind: Doch immer weniger Kinos strahlen. In den USA steht gleich eine Reihe von Kinoketten vor dem Bankrott, in vielen Theatern soll bald das Licht ausgehen.
Gestern meldete die zehntgrößte amerikanische Kinokette, Edwards Theatres, vor dem Handelsgericht im kalifornischen Santa Ana Konkurs an. Der Antrag kommt nur kurz nachdem der drittgrößte US-Kinobetreiber Carmike Cinemas Gläubigerschutz beantragte. Und auch Regal Cinemas, die größte Kinokette in Amerika, mußte warnen, dass es um ihre Bonität schlecht steht.
Die Katerstimmung der amerikanischen Kinobranche - durch magere Besucherzahlen in der US-Hauptsaison Sommer noch verstärkt - lässt auch für deutsche Kinobetreiber erahnen, dass schwere Zeiten bevorstehen. Denn die Ursachen für die finanziellen Probleme der US-Ketten spiegeln sich in der Situation auf dem deutschen Markt: Der kapitalintensive Aufbau so genannter Multiplex - Kinos mit einer Kapazität von mindestens 1000 Sitzplätzen und mehreren Leinwänden - bringt viele Betreiber unter wirtschaftlichen Druck. Hinzu kommt die Altlast kleiner Einzelkinos, die oft tiefrote Zahlen schreiben.
US-Kinoketten in den roten Zahlen
Edwards Theatres hat seinen Konkursantrag unter anderem gestellt, um solche Einzelkinos schließen zu können. Denn nach Kapitel 11 der amerikanischen Konkursordnung wird ein Unternehmen dann von bestimmten arbeitsrechtlichen und behördlichen Regeln befreit. Das macht in diesem Fall die schnelle Schließungen der maroden Lichtspieltheater leichter. Edwards betreibt 70 Filmtheater mit 736 Leinwänden. Die Kinokette hat bei den Banken einen Schuldenberg von 215 Mio. $ angehäuft. Hinzu kommen längst fällige Rechnungen in Höhe von 36 Mio. $ gegenüber Geschäftspartnern und Filmverleihern, darunter auch Hollywood-Studios wie Warner Brothers und Buena Vista.
Das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen den Verleihern von Filmen und den Kinoketten macht das Geschäft für letztere noch schwieriger. Lange Zeit hatten alle Hollywood-Studios ihre eigenen Filmtheater-Kinos. In den fünfziger Jahren wurden sie aus kartellrechtlichen Gründen zum Verkauf dieser Lichtspieltheater gezwungen. Was blieb, ist die stille Dominanz Hollywoods.
Auch in Deutschland diktieren die Filmverleiher den Kinobetreibern oft die Regeln - beispielsweise bei den Verleihpreisen. Bis zu 53 Prozent aller Umsätze an der Kinokasse - 1999 beliefen diese sich auf 1,6 Mrd.DM - gehen direkt an den Verleih. Das ist deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Großbritannien. Bei solchen Abgaben, hohen Betriebskosten und enormen Investitionen verwundert es nicht, dass das Kinogeschäft bestenfalls niedere, einstellige Gewinnmargen abwirft.
Auch auf dem deutschen Kinomarkt wird es eng
Die börsennotierte heimische Kinokette Cinemaxx kann von all diesen Problemen und der schwierigen Situation am Kinomarkt ein Lied singen. Während andere Medienwerte im Jahresschnitt deutlich gestiegen sind, sinkt der Cinemaxx-Kurs. Analyst und Medienexperte Christoph Benner zieht folgenden Vergleich: "Das ist so wie mit dem Soft- und Hardware-Geschäft in der Computerbranche." Mit PC-Programmen und Software-Dienstleistungen ließen sich hohe Margen erzielen - wie beim Filmrechtehandel und Filmverleih. Beim PC-Verkauf und -vertrieb seien die Gewinne vergleichsweise läppisch - wie beim Kinobetrieb.
Cinemaxx hat diese Probleme offenbar erkannt. Im April erwarb die Multiplex-Kette eine Beteiligung am größten heimischen Kinobetreiber Ufa. Zudem besteht eine Option für eine vollständige Übernahme. Mit der gleichzeitig vereinbarten 25-prozentigen Beteiligung von Senator Entertainment an Cinemaxx hat es das Hamburger Unternehmen zudem geschafft, einen wichtigen Filmproduzenten und -verleiher als Partner zu gewinnen. Einzelkinos, so die Cinemaxx-Pläne, sollen bald geschlossen, der Spielplan der eigenen Multiplexe mit denen von Ufa besser koodiniert werden. Das macht Sinn, denn der Anstieg an Kinosälen wird vom schwachen Besucherwachstum nicht gedeckt. Die Auslastung der Kinos wird schlechter. "Einige Regionen sind mit Kinos überversorgt", bestätigt selbst Johannes Klingsporn vom Verband der Filmverleiher.
© 2000 Financial Times Deutschland
so, nun ab ins bett.
hasta manana amigo
adios
preisfuchs
Von Thomas Clark, Düsseldorf
Sie präsentieren sich als leuchtende Tempel für den Stoff, aus dem die Träume sind: Doch immer weniger Kinos strahlen. In den USA steht gleich eine Reihe von Kinoketten vor dem Bankrott, in vielen Theatern soll bald das Licht ausgehen.
Gestern meldete die zehntgrößte amerikanische Kinokette, Edwards Theatres, vor dem Handelsgericht im kalifornischen Santa Ana Konkurs an. Der Antrag kommt nur kurz nachdem der drittgrößte US-Kinobetreiber Carmike Cinemas Gläubigerschutz beantragte. Und auch Regal Cinemas, die größte Kinokette in Amerika, mußte warnen, dass es um ihre Bonität schlecht steht.
Die Katerstimmung der amerikanischen Kinobranche - durch magere Besucherzahlen in der US-Hauptsaison Sommer noch verstärkt - lässt auch für deutsche Kinobetreiber erahnen, dass schwere Zeiten bevorstehen. Denn die Ursachen für die finanziellen Probleme der US-Ketten spiegeln sich in der Situation auf dem deutschen Markt: Der kapitalintensive Aufbau so genannter Multiplex - Kinos mit einer Kapazität von mindestens 1000 Sitzplätzen und mehreren Leinwänden - bringt viele Betreiber unter wirtschaftlichen Druck. Hinzu kommt die Altlast kleiner Einzelkinos, die oft tiefrote Zahlen schreiben.
US-Kinoketten in den roten Zahlen
Edwards Theatres hat seinen Konkursantrag unter anderem gestellt, um solche Einzelkinos schließen zu können. Denn nach Kapitel 11 der amerikanischen Konkursordnung wird ein Unternehmen dann von bestimmten arbeitsrechtlichen und behördlichen Regeln befreit. Das macht in diesem Fall die schnelle Schließungen der maroden Lichtspieltheater leichter. Edwards betreibt 70 Filmtheater mit 736 Leinwänden. Die Kinokette hat bei den Banken einen Schuldenberg von 215 Mio. $ angehäuft. Hinzu kommen längst fällige Rechnungen in Höhe von 36 Mio. $ gegenüber Geschäftspartnern und Filmverleihern, darunter auch Hollywood-Studios wie Warner Brothers und Buena Vista.
Das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen den Verleihern von Filmen und den Kinoketten macht das Geschäft für letztere noch schwieriger. Lange Zeit hatten alle Hollywood-Studios ihre eigenen Filmtheater-Kinos. In den fünfziger Jahren wurden sie aus kartellrechtlichen Gründen zum Verkauf dieser Lichtspieltheater gezwungen. Was blieb, ist die stille Dominanz Hollywoods.
Auch in Deutschland diktieren die Filmverleiher den Kinobetreibern oft die Regeln - beispielsweise bei den Verleihpreisen. Bis zu 53 Prozent aller Umsätze an der Kinokasse - 1999 beliefen diese sich auf 1,6 Mrd.DM - gehen direkt an den Verleih. Das ist deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Großbritannien. Bei solchen Abgaben, hohen Betriebskosten und enormen Investitionen verwundert es nicht, dass das Kinogeschäft bestenfalls niedere, einstellige Gewinnmargen abwirft.
Auch auf dem deutschen Kinomarkt wird es eng
Die börsennotierte heimische Kinokette Cinemaxx kann von all diesen Problemen und der schwierigen Situation am Kinomarkt ein Lied singen. Während andere Medienwerte im Jahresschnitt deutlich gestiegen sind, sinkt der Cinemaxx-Kurs. Analyst und Medienexperte Christoph Benner zieht folgenden Vergleich: "Das ist so wie mit dem Soft- und Hardware-Geschäft in der Computerbranche." Mit PC-Programmen und Software-Dienstleistungen ließen sich hohe Margen erzielen - wie beim Filmrechtehandel und Filmverleih. Beim PC-Verkauf und -vertrieb seien die Gewinne vergleichsweise läppisch - wie beim Kinobetrieb.
Cinemaxx hat diese Probleme offenbar erkannt. Im April erwarb die Multiplex-Kette eine Beteiligung am größten heimischen Kinobetreiber Ufa. Zudem besteht eine Option für eine vollständige Übernahme. Mit der gleichzeitig vereinbarten 25-prozentigen Beteiligung von Senator Entertainment an Cinemaxx hat es das Hamburger Unternehmen zudem geschafft, einen wichtigen Filmproduzenten und -verleiher als Partner zu gewinnen. Einzelkinos, so die Cinemaxx-Pläne, sollen bald geschlossen, der Spielplan der eigenen Multiplexe mit denen von Ufa besser koodiniert werden. Das macht Sinn, denn der Anstieg an Kinosälen wird vom schwachen Besucherwachstum nicht gedeckt. Die Auslastung der Kinos wird schlechter. "Einige Regionen sind mit Kinos überversorgt", bestätigt selbst Johannes Klingsporn vom Verband der Filmverleiher.
© 2000 Financial Times Deutschland
so, nun ab ins bett.
hasta manana amigo
adios
preisfuchs