Donnerstag, 30.03.00 14:50
30.03.00 13:44 Die GoingPublic-Kolumne: Der Tick mit dem Click
GoingPublic jetzt online! www.goingpublic-online.de WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Kennen Sie
das Phänomen? Es ist fünf vor 11 Uhr, Sie sitzen am Arbeitsplatz und plötzlich fängt ihr Gegenüber an,
hektisch in seinem Aktenkoffer zu kramen. Zum Vorschein kommt nach kurzer Suche eine Diskette und
eine Funkuhr. Die Seite eines Internet-Emissionshauses wird aufgerufen, die Diskette in das Laufwerk
eingeschoben und nervöse Blicke wandern zwischen Monitor und Funkuhr hin und her. Es ist
Zeichnungszeit in einem vom Emissionsfieber gepackten Land. Viele Anleger sind frustriert, bei solch
erfolgreichen Börsengängen wie Openshop (Zeichnungsgewinn 96 %) , TV-Loonland (160 %) oder
Biodata (433 %) bei ihrer Hausbank keine Zuteilung erhalten zu haben. Denn dort entscheidet meist das
Los, welcher Zeichner innerhalb weniger Tage sein Geld auf wundersame Weise vermehren darf. Eine
Alternative dagegen ist das Zuteilungsverfahren, das seit gut einem Jahr via Internet auf dem deutschen
Emissionsmarkt nach dem Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" praktiziert wird. Doch nicht nur der
zeitliche Eingang ist hier relevant. Der Anleger muß sich über das Unternehmen informieren und einen
Fragebogen ausfüllen. Wer schnell genug ist und auch noch die richtigen Antworten weiß, darf sich bald
stolzer Besitzer einer kleinen und vielleicht feinen Menge von Aktien nennen. Doch zurück zu unserem
Gegenüber. Mittlerweile ist es 30 Sekunden vor 11 Uhr, ein Orderformular wurde ausgefüllt, ein PIN
eingegeben und der Mauszeiger schon mal auf das endgültige Freigabefeld plaziert. Dann ist es soweit.
Der Sekundenzeiger läutet den 10-Sekunden-Countdown ein, die Order wird endgültig freigegeben.
Natürlich schon etwas vor dem offiziellen Zeichnungsbeginn, denn der wahre Internet-Zeichner kennt
genau die Übertragungszeiten für seine Daten zum Zeichnungsrechner und schaltet die Order
dementsprechend früher frei. Hier stimmt noch das alte Sprichwort: time is money, Zeit ist Geld. Nach
der Freigabe erscheint, wenn alles glatt läuft, eine kurze Mitteilung "Zeichnung erfolgreich übermittelt".
Danach heißt es warten, bis die Zeichnungsfrist beendet ist und die Zuteilung bekannt gegeben wird.
Weitere zwei, drei Tage später liegen die Aktien dann im Depot der Hausbank. Mittlerweile ist ein
richtiger Kult um die Zeichnung via Internet entstanden. In den Diskussions-Boards finden sich nach
jeder Aktien-Emission hunderte von Beiträgen, in denen sich erfolglose Zeichner mit Glückspilzen
unterhalten und danach die Welt nicht mehr verstehen. Von Schieberei, falscher Uhrzeit und
Veräppelung ist da die Rede. Beleidungen, Schimpfwörter und niveaulose Diskussionen können dort
verfolgt werden. Diesen meist sehr unsachlich gehaltenen und emotionsgeladenen Beiträgen stehen
dann aber auch wertvolle Postings mit Tips, Erklärungen und Ratschlägen gegenüber. Durch einen
Fragebogen sollen informierte Anleger gewonnen werden, die nicht nur das schnelle Geld, sondern auch
eine längerfristige Anlage suchen. Durch die Zeitkomponente soll sich die übermäßige Nachfrage
besser aufteilen lassen. Die Aufteilung in Altersklassen sorgt beim Alterskriterium für eine
ausgeglichene Aktionärsstruktur. In der Praxis allerdings läuft durch die enorm große Nachfrage und die
Reduzierung der Zeitkomponente auf wenige Sekunden dieses Verfahren wieder auf eine Art Glückspiel
hinaus. Besser wäre hier ein System, wie es in den USA Wit Capital anwendet: erfolgreiche Zeichner,
die ihre Aktien längerfristig halten, werden bei den nächsten Emissionen bevorrechtigt. Damit wird die
Vergabe an Zocker vermieden und ein Anreiz für ein langfristiges Investment geschaffen. Informationen
über die verschiedenen Zuteilungsverfahren finden Sie auch in der GoingPublic-Kolumne vom 20. März
"IPO-Zuteilung oder: Warum Ihr Meerschweinchen keine Infineon-Aktien abbekommen hat!" Die
GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic-Magazins, Deutschlands führendem
Börsenmagazin zu Neuemissionen und Neuer Markt. Bezogen werden kann das Magazin unter
www.goingpublic-online.de. GoingPublic ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich.
Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien
dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
30.03.00 13:44 Die GoingPublic-Kolumne: Der Tick mit dem Click
GoingPublic jetzt online! www.goingpublic-online.de WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Kennen Sie
das Phänomen? Es ist fünf vor 11 Uhr, Sie sitzen am Arbeitsplatz und plötzlich fängt ihr Gegenüber an,
hektisch in seinem Aktenkoffer zu kramen. Zum Vorschein kommt nach kurzer Suche eine Diskette und
eine Funkuhr. Die Seite eines Internet-Emissionshauses wird aufgerufen, die Diskette in das Laufwerk
eingeschoben und nervöse Blicke wandern zwischen Monitor und Funkuhr hin und her. Es ist
Zeichnungszeit in einem vom Emissionsfieber gepackten Land. Viele Anleger sind frustriert, bei solch
erfolgreichen Börsengängen wie Openshop (Zeichnungsgewinn 96 %) , TV-Loonland (160 %) oder
Biodata (433 %) bei ihrer Hausbank keine Zuteilung erhalten zu haben. Denn dort entscheidet meist das
Los, welcher Zeichner innerhalb weniger Tage sein Geld auf wundersame Weise vermehren darf. Eine
Alternative dagegen ist das Zuteilungsverfahren, das seit gut einem Jahr via Internet auf dem deutschen
Emissionsmarkt nach dem Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" praktiziert wird. Doch nicht nur der
zeitliche Eingang ist hier relevant. Der Anleger muß sich über das Unternehmen informieren und einen
Fragebogen ausfüllen. Wer schnell genug ist und auch noch die richtigen Antworten weiß, darf sich bald
stolzer Besitzer einer kleinen und vielleicht feinen Menge von Aktien nennen. Doch zurück zu unserem
Gegenüber. Mittlerweile ist es 30 Sekunden vor 11 Uhr, ein Orderformular wurde ausgefüllt, ein PIN
eingegeben und der Mauszeiger schon mal auf das endgültige Freigabefeld plaziert. Dann ist es soweit.
Der Sekundenzeiger läutet den 10-Sekunden-Countdown ein, die Order wird endgültig freigegeben.
Natürlich schon etwas vor dem offiziellen Zeichnungsbeginn, denn der wahre Internet-Zeichner kennt
genau die Übertragungszeiten für seine Daten zum Zeichnungsrechner und schaltet die Order
dementsprechend früher frei. Hier stimmt noch das alte Sprichwort: time is money, Zeit ist Geld. Nach
der Freigabe erscheint, wenn alles glatt läuft, eine kurze Mitteilung "Zeichnung erfolgreich übermittelt".
Danach heißt es warten, bis die Zeichnungsfrist beendet ist und die Zuteilung bekannt gegeben wird.
Weitere zwei, drei Tage später liegen die Aktien dann im Depot der Hausbank. Mittlerweile ist ein
richtiger Kult um die Zeichnung via Internet entstanden. In den Diskussions-Boards finden sich nach
jeder Aktien-Emission hunderte von Beiträgen, in denen sich erfolglose Zeichner mit Glückspilzen
unterhalten und danach die Welt nicht mehr verstehen. Von Schieberei, falscher Uhrzeit und
Veräppelung ist da die Rede. Beleidungen, Schimpfwörter und niveaulose Diskussionen können dort
verfolgt werden. Diesen meist sehr unsachlich gehaltenen und emotionsgeladenen Beiträgen stehen
dann aber auch wertvolle Postings mit Tips, Erklärungen und Ratschlägen gegenüber. Durch einen
Fragebogen sollen informierte Anleger gewonnen werden, die nicht nur das schnelle Geld, sondern auch
eine längerfristige Anlage suchen. Durch die Zeitkomponente soll sich die übermäßige Nachfrage
besser aufteilen lassen. Die Aufteilung in Altersklassen sorgt beim Alterskriterium für eine
ausgeglichene Aktionärsstruktur. In der Praxis allerdings läuft durch die enorm große Nachfrage und die
Reduzierung der Zeitkomponente auf wenige Sekunden dieses Verfahren wieder auf eine Art Glückspiel
hinaus. Besser wäre hier ein System, wie es in den USA Wit Capital anwendet: erfolgreiche Zeichner,
die ihre Aktien längerfristig halten, werden bei den nächsten Emissionen bevorrechtigt. Damit wird die
Vergabe an Zocker vermieden und ein Anreiz für ein langfristiges Investment geschaffen. Informationen
über die verschiedenen Zuteilungsverfahren finden Sie auch in der GoingPublic-Kolumne vom 20. März
"IPO-Zuteilung oder: Warum Ihr Meerschweinchen keine Infineon-Aktien abbekommen hat!" Die
GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic-Magazins, Deutschlands führendem
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Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien
dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.