Bush und Schröder in den amerikanischen Medien
(Quelle: www.n-tv.de)
"Schröder ist pro-arabischer als die arabische Liga" - meinte in dieser Woche der bekannte konservative Kommentator William Safire in der "New York Times". Safire, ehemaliger Berater und Redenschreiber von Präsident Nixon, stellte aber ebenfalls fest: "Die Linken in Amerika unterstützen Schröder."
Das deutsch-amerikanische Verhältnis beschäftigt die amerikanischen Medien. Die auf den Meinungsseiten der großen US-Zeitungen vertretenen Positionen sind dabei immer auch ein Statement in Bezug auf die inneramerikanische Debatte über einen möglichen Irak-Krieg. Auf der anderen Seite spiegeln sie das Deutschland-Bild in den Köpfen vieler Amerikaner wieder.
So fragte die "New York Times" in einem weiteren Kommentar, ob Deutschland wirklich dafür bestraft werden sollte, pazifistisch zu sein. "Denn wenn die erst einmal in die andere Richtung ins Rollen kommen, sind sie kaum noch zu stoppen." Gleichzeitig beruhigte die ansonsten seriöse Zeitung ihre Leser aber mit der Bemerkung: "So schlimm wie Saudi-Arabien ist Deutschland nicht - immerhin haben sie freie Wahlen."
In den Diskussionsforen der "New York Times" zeigt sich, wie groß das Interesse am Thema Deutschland ist. In einer Online-Debatte über die Spannungen zwischen Bush und Schröder gab es am ersten Tag über 4.000 Einträge. Ein Teilnehmer kritisierte, dass die USA sich zwar mit Diktatoren in Pakistan und Saudi-Arabien verstehe, das demokratische Deutschland aber für seine freie Entscheidung gegen einen Irak-Krieg kritisiere. Andere Beiträge waren weniger freundlich und beschwerten sich über "die deutschen Heulsusen" auf die man "sich nicht verlassen kann". Dies führte - gemäß der Bush-Doktrin "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" - am Ende dazu, dass selbst Europa auf die Terrorliste kommen soll: "Auch die EU wird bald zerstört werden, und ratet mal von wem ..."
Die "Washington Post", seit langem ein Insider für die Politik des Weißen Hauses, forderte Bush auf, Schröder zu seinem Wahlsieg zu gratulieren. "Wahlkampfrhetorik sollte nicht eine der weltweit wichtigsten bilateralen Partnerschaften beeinflussen." Der ehemalige US-Verteidigungsminister Richard Cohen kritisierte derweil in seinem regelmäßigen Post-Kommentar den Zynismus der amerikanischen Kriegs-Rhetorik: Das Weiße Haus behauptet mittlerweile, es will nicht Krieg gegen den Irak führen, sondern das irakische Volk befreien, so Cohen.
Bei den konservativen Stadtrivalen von der "Washington Times" wurden dagegen ganz andere Töne angeschlagen: "Amerika sollte Schröder isolieren und die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland einfrieren, um zu helfen, Schröders knappe Regierungsmehrheit funktionsunfähig zu machen". Das offizielle Haus-Editorial der Zeitung warnte außerdem davor, dass "Rot-Grün das ohnehin aufgeblasene deutsche Sozialsystem noch weiter ausdehnen will".
In mehreren liberalen Blättern, wie in der Zeitschrift "Atlantic Monthly", wurde darauf hingewiesen, dass Amerika seine Interessen bisher sehr egoistisch vertreten habe und dass Schröder, wenn er einfach für sein Land entscheide, ohne sich um die Meinungen befreundeter Länder zu kümmern, genau so handele wie vorher Bush.
Die der demokratischen Partei nahe stehende "New Republic" kritisierte Bush sogar als den Hauptschuldigen am Zerwürfnis mit Deutschland. Bush habe leichtfertig überall Streit angefangen - beim Kyoto-Protokoll, dem Pakt gegen biologische Waffen sowie der Debatte um einen Internationalen Strafgerichtshof - und damit Europa verprellt, auf deren Hilfe man nun angewiesen sei. "Wenn der Krieg als alleinige Unternehmung der USA gesehen würde, wird das langfristig noch größere Feindseligkeiten gegen uns provozieren", warnten die Kommentatoren. (Ende)
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Man sieht, in den USA wird durchaus kontrovers diskutiert. Ob das allerdings für den nötigen Widerstand gegen Bush ausreicht? Die EU wird sich über kurz oder lang (Russland und China ebenfalls) ihren eigenen Reim auf die neueste Performance der US-Macht machen müssen.
Nebenbei, der eine Online-Schreiber, der von den deutschen Heulsusen sprach, ob der mal ein Fan von Andy Möller war? und der andere, der die EU zerstört sehen möchte, erinnert mich ganz fatal an was ...
ähnliches gabs schon zu Reagans Aufrüstungszeiten.
Damals warb ein amerikanisches Reisebüro mit dem Slogan:
Besuchen Sie Europa, solange es Europa noch gibt.
So long
Schepper
(Quelle: www.n-tv.de)
"Schröder ist pro-arabischer als die arabische Liga" - meinte in dieser Woche der bekannte konservative Kommentator William Safire in der "New York Times". Safire, ehemaliger Berater und Redenschreiber von Präsident Nixon, stellte aber ebenfalls fest: "Die Linken in Amerika unterstützen Schröder."
Das deutsch-amerikanische Verhältnis beschäftigt die amerikanischen Medien. Die auf den Meinungsseiten der großen US-Zeitungen vertretenen Positionen sind dabei immer auch ein Statement in Bezug auf die inneramerikanische Debatte über einen möglichen Irak-Krieg. Auf der anderen Seite spiegeln sie das Deutschland-Bild in den Köpfen vieler Amerikaner wieder.
So fragte die "New York Times" in einem weiteren Kommentar, ob Deutschland wirklich dafür bestraft werden sollte, pazifistisch zu sein. "Denn wenn die erst einmal in die andere Richtung ins Rollen kommen, sind sie kaum noch zu stoppen." Gleichzeitig beruhigte die ansonsten seriöse Zeitung ihre Leser aber mit der Bemerkung: "So schlimm wie Saudi-Arabien ist Deutschland nicht - immerhin haben sie freie Wahlen."
In den Diskussionsforen der "New York Times" zeigt sich, wie groß das Interesse am Thema Deutschland ist. In einer Online-Debatte über die Spannungen zwischen Bush und Schröder gab es am ersten Tag über 4.000 Einträge. Ein Teilnehmer kritisierte, dass die USA sich zwar mit Diktatoren in Pakistan und Saudi-Arabien verstehe, das demokratische Deutschland aber für seine freie Entscheidung gegen einen Irak-Krieg kritisiere. Andere Beiträge waren weniger freundlich und beschwerten sich über "die deutschen Heulsusen" auf die man "sich nicht verlassen kann". Dies führte - gemäß der Bush-Doktrin "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" - am Ende dazu, dass selbst Europa auf die Terrorliste kommen soll: "Auch die EU wird bald zerstört werden, und ratet mal von wem ..."
Die "Washington Post", seit langem ein Insider für die Politik des Weißen Hauses, forderte Bush auf, Schröder zu seinem Wahlsieg zu gratulieren. "Wahlkampfrhetorik sollte nicht eine der weltweit wichtigsten bilateralen Partnerschaften beeinflussen." Der ehemalige US-Verteidigungsminister Richard Cohen kritisierte derweil in seinem regelmäßigen Post-Kommentar den Zynismus der amerikanischen Kriegs-Rhetorik: Das Weiße Haus behauptet mittlerweile, es will nicht Krieg gegen den Irak führen, sondern das irakische Volk befreien, so Cohen.
Bei den konservativen Stadtrivalen von der "Washington Times" wurden dagegen ganz andere Töne angeschlagen: "Amerika sollte Schröder isolieren und die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland einfrieren, um zu helfen, Schröders knappe Regierungsmehrheit funktionsunfähig zu machen". Das offizielle Haus-Editorial der Zeitung warnte außerdem davor, dass "Rot-Grün das ohnehin aufgeblasene deutsche Sozialsystem noch weiter ausdehnen will".
In mehreren liberalen Blättern, wie in der Zeitschrift "Atlantic Monthly", wurde darauf hingewiesen, dass Amerika seine Interessen bisher sehr egoistisch vertreten habe und dass Schröder, wenn er einfach für sein Land entscheide, ohne sich um die Meinungen befreundeter Länder zu kümmern, genau so handele wie vorher Bush.
Die der demokratischen Partei nahe stehende "New Republic" kritisierte Bush sogar als den Hauptschuldigen am Zerwürfnis mit Deutschland. Bush habe leichtfertig überall Streit angefangen - beim Kyoto-Protokoll, dem Pakt gegen biologische Waffen sowie der Debatte um einen Internationalen Strafgerichtshof - und damit Europa verprellt, auf deren Hilfe man nun angewiesen sei. "Wenn der Krieg als alleinige Unternehmung der USA gesehen würde, wird das langfristig noch größere Feindseligkeiten gegen uns provozieren", warnten die Kommentatoren. (Ende)
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Man sieht, in den USA wird durchaus kontrovers diskutiert. Ob das allerdings für den nötigen Widerstand gegen Bush ausreicht? Die EU wird sich über kurz oder lang (Russland und China ebenfalls) ihren eigenen Reim auf die neueste Performance der US-Macht machen müssen.
Nebenbei, der eine Online-Schreiber, der von den deutschen Heulsusen sprach, ob der mal ein Fan von Andy Möller war? und der andere, der die EU zerstört sehen möchte, erinnert mich ganz fatal an was ...
ähnliches gabs schon zu Reagans Aufrüstungszeiten.
Damals warb ein amerikanisches Reisebüro mit dem Slogan:
Besuchen Sie Europa, solange es Europa noch gibt.
So long
Schepper