04. Februar 2003 Preisfrage: Welches war die beste Börse auf Sicht eines Jahres? Es war die Tallin Stock Exchange in Estland. Sie hat nicht etwa weniger schlecht abgeschnitten, als viele andere. Nein, sie kann sogar ein stolzes Plus von 27,36 Prozent vorweisen. Auch die Aktienmärkte in Pakistan, Tschechien und Mauritius konnten mit plus 26,33 Prozent, 11,71 Prozent und mit einem Plus von 3,27 Prozent Kursgewinne verbuchen.
Wer auch immer auf diese Exoten gesetzt hat, dürfte mit Erleichterung an das andere Ende des Spektrums blicken. Denn dort ging es in Venezuela und Brasilien mit Kursverlusten von mehr als 50 Prozent ordentlich zur Sache. Diese Entwicklung hängt einerseits zusammen mit den Unruhen um den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und mit den Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Beide hatten die Finanzmärkte im vergangenen Jahr stark verunsichert und zu entsprechenden Kursbewegungen geführt.
Währungseffekte nicht zu unterschätzen
Die Performancezahlen dürften allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nicht alleine die Kursentwicklung der jeweiligen Indizes wiedergeben, sondern dass auf Grund der starken Bewegung des Euro zum Dollar auch Währungseffekte eine wichtige Rolle spielen. Denn so haben sowohl der brasilianische Real als auch der venezolanische Bolivar massiv an Wert verloren. Waren im Januar 2002 noch etwa 660 Bolivar notwendig, um einen Euro zu erwerben, so waren dazu Ende Januar des laufenden Jahres etwas mehr als 2.000 Bolivar notwendig. Der Real hat sich beinahe halbiert.
So kommt es auch, dass der Nasdaq 100 in Euro gerechnet mit einem Minus von 48,35 Prozent schlechter abgeschnitten hat als der Dax mit seinem Minus von 46 Prozent auf Jahressicht. In Dollar gerechnet fiel der Nasdaq 100 jedoch „nur“ 36 Prozent.
Im Januar lagen „Exoten“ vorne
Blickt man nur auf den Januar, so ließ sich nur mit „Exotenbörsen“ wie Mauritius, China, der Türkei und Argentinien etwas Geld verdienen. Relativ gut schlugen sich auch die „Rohstoff orientierten“ Indizes in Australien und Neuseeland. Der Jakarta Composite Index gab mit einem Minus von zehn Prozent wieder einen großen Teil der vom Oktober bist Ende Dezember des vergangenen Jahres dauernden Erholungsbewegung ab. Ähnlich sieht es in Finnland aus. Dort läuft der Hex seit Dezember parallel mit der Nokia-Aktie, die 50 Prozent des Index ausmacht und die wieder in den langfristigen Abwärtstrend zurück gekehrt ist, nach unten. Da hilft auch ein relativ hohes Wirtschaftswachstum des Landes von etwas drei Prozent nicht viel weiter.
Der FTSE 100 hatte im Januar ähnlich wie der Dax unter dem Verfall der Finanzwerte zu leiden. Werte wie Legal & General, Royal & Sun, Friends Provident und Abbey National mussten im Januar Kursverluste von mehr als 20 Prozent hinnehmen, bevor sie sich Anfang Februar auf Grund einer regulatorischen Erleichterung etwas erholen konnten. Dass der FTSE in der Monatsperformance so prominent platziert ist, ist auch etwas zufallsbedingt und dürfte mit der Indexzusammensetzung zusammenhängen. Denn die Finanzwerte im Dax haben im Januar noch schlechter abgeschnitten als die Britischen.