Die Albrecht-Brüder öffnen ihre Bilanzen

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Die Albrecht-Brüder öffnen ihre Bilanzen

 
18.01.02 08:46
Die Albrecht-Brüder öffnen ihre Bilanzen
Erstmals in der über 40-jährigen Firmengeschichte meldet der Blaue Riese Umsatz und Gewinn.

Frankfurt/Main - Der Lebensmittel-Discounter Aldi hat im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 18,6 Milliarden Euro rund eine halbe Milliarde Euro Gewinn erzielt. Das berichtete die "Lebensmittel Zeitung" in Frankfurt am Main unter Berufung auf Hochrechnungen aus den Bilanzen der Aldi-Vertriebsregionen.

Damit hat der führende deutsche Nahrungsmittel-Discounter erstmals in der über 40jährigen Geschichte des Familienunternehmens Geschäftszahlen offen gelegt. Verschärfte Anforderungen des Gesetzgebers bei der Unternehmens-Transparenzpflicht haben zur Veröffentlichung der Aldi-Zahlen geführt.

Laut "Lebensmittel Zeitung" entfiel gut die Hälfte des Erlöses auf die Unternehmensgruppe Nord in Essen, die rund 2.300 Filialen in Nord- und Ostdeutschland betreibt. Fast ebenso viel erwirtschaftete Aldi Süd in Mülheim an der Ruhr mit den nur 1.260 Märkten in West- und Süddeutschland.

Aldi-Nord und Aldi-Süd werden von den Albrecht-Brüdern Theodor (79) und Karl (81) geleitet, die ihre Geschäfte seit Jahren streng getrennt haben. Die jetzt veröffentlichten Zahlen belegen erstmals, dass in dem immer erbitterter ausgetragenen Konkurrenzkampf keiner der  
Senioren dem anderen eine entscheidende Nasenlänge voraus ist. Kürzlich erst war Aldi Nord zusammen mit den Ketten Lidl und Wal Mart wegen eines nie da gewesenen Preiskampfes vom Bundeskartellamt abgemahnt worden.
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Familien-Trennung

 
18.01.02 08:49
Sie laufen unter einem Namen - doch sonst haben sie nicht mehr viel gemein: Aldi Nord und Aldi Süd. Mit höchst unterschiedlichen Methoden managen die Albrecht-Brüder ihre Billigläden: Das Gespann hat sich auseinander gelebt.

Hamburg, Stadtteil Grindel. Ein Aldi-Markt. Auf dem Gehsteig fliegt Verpackungsmüll umher, das Geschäft wirkt düster, ungastlich, ein wenig schmuddelig; es herrscht drangvolle Enge. Parkplätze gibt es nicht. Ein Harddiscounter der Frühzeit eben ­ schmucklos, einfach, einfach billig.

Ortswechsel. 670 Kilometer südlich, am Stadtrand von Ingolstadt. Wieder ein Aldi-Markt. Außen und innen sehr gepflegt, sogar Blumen vor der Tür - und für den Familieneinkauf besonders wichtig - genug Platz für Autos.
 
Welten liegen zwischen den Filialen. Kein Wunder: Obwohl beide unter dem Namen Aldi firmieren, werden sie von unterschiedlichen Unternehmen betrieben - von Aldi Nord und Aldi Süd.

Quer durch die Republik haben die Firmen eine Demarkationslinie gezogen, mitten durch Nordrhein-Westfalen und Hessen, von der holländischen bis an die tschechische Grenze.

Nördlich des Aldi-Äquators befindet sich das Discountreich von Theodor ("Theo") Albrecht (79) mit 2276 Läden, im Süden das Territorium seines Bruders Karl (81) mit 1302 Filialen. Das Gros der süddeutschen Läden ist attraktiver, sie liegen günstiger, und Aldi Süd nutzt konsequenter die moderne Technik. Aldi Nord hingegen ist es in vielen Fällen noch nicht gelungen, den engen Innenstadtlagen der ersten Gründungswelle zu entfliehen.

All das führt dazu, dass Aldi Nord im Wettbewerb zurückfällt. Die Zahlen sprechen für sich. 2000 setzte die eher gestartete Nordgruppe in Deutschland 20,5 Milliarden Mark um - nicht einmal 20 Prozent mehr als Aldi Süd (17,3 Milliarden). Und das, obwohl der Nordteil über fast doppelt so viele Läden verfügt.

Aldi im Jahr 2001: eine Marke, die für Qualität und Preiswürdigkeit steht und sich eines exzellenten Rufs erfreut, weit über die Branche hinaus; quasi ein Modellfall für Managementschulen. Zugleich aber zwei Unternehmen, die sich weit stärker auseinander entwickelt haben als gemeinhin bekannt.

Wie geht es weiter mit den über ganz Deutschland und sogar über drei Kontinente verbreiteten Billigläden? Sie werden von zwei Männern geführt, die einander nicht mehr viel zu sagen haben und die dank ihres fortgeschrittenen Alters zwangsläufig die Frage aufkommen lassen, was nach ihnen mit den Handelsriesen geschieht. mm hat einen Blick hinter die Kulissen des verschwiegenen Aldi-Reichs geworfen.
 
Nördlich und südlich des Aldi-Limes haben sich zwei völlig verschiedene Führungskulturen herausgebildet. So hat inzwischen nur Karl, der Ältere, konsequent für die Nachfolge gesorgt; ein familienfremder Manager leitet Aldi-Süd.

Im Norden regiert hingegen immer noch Theo Albrecht ­ einer von vielen erfolgreichen Unternehmern, die nicht von der Macht lassen mögen.

Die Südstaatler um Karl Albrecht mögen sich inzwischen so wenig mit den nordländischen Kollegen identifizieren, dass sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal den Zusatz "Süd" auf ihr Aldi-Logo schrieben. Ganz so, als wollten sie nun hoch-offiziell allen Kunden mitteilen, dass sie etwas Besseres seien. Der Norden begnügt sich weiter mit dem Schriftzug "Aldi-Markt".

Petra Schlitt

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