Deutz-Motoren laufen rund
Analysten sehen weiteres Potenzial
Deutz hat die Wende geschafft. Vor Jahren noch Sanierungsfall, ist der Motorenhersteller aus Köln nun auf Wachstumskurs. Schon wird die Deutz AG als Kandidat für den MDax gehandelt, über dessen Zusammensetzung im September entschieden wird.
FRANKFURT. Das Traditionsunternehmen, das bereits seit 140 Jahren Motoren für Traktoren, Baumaschinen und LKWs fertigt, wäre für die Zukunft im Midcap-Index der Deutschen Börse gut gerüstet: Nach den am Dienstag veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal stieg der Umsatz um 3,4 Prozent auf 645 Mill. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 50 Prozent auf 34,1 Mill. Euro.
Die Aktie kletterte nach Bekanntgabe der Zahlen um 50 Cent auf rund sieben Euro. Damit ist das Papier nach Meinung von Analysten immer noch günstig bewertet – immerhin steht einem Börsenwert von mehr als 770 Mill. Euro ein Umsatz von 1,3 Mrd. Euro im vergangenen Jahr gegenüber. Das ursprünglich für 2008 angepeilte Renditeziel von sieben Prozent wird Konzernchef Gordon Riske womöglich schon im nächsten Jahr erreichen.
„Umsatz und Ergebnis werden durch die starken Absatzzahlen bei den Kompaktmotoren getrieben“, sagt Analyst Jürgen Siebrecht von HSBC Trinkaus. Auch Peter Metzger von M.M. Warburg ist der Meinung, dass der Absatz im kommenden Jahr noch weiter wachsen werde. Metzger gibt allerdings zu bedenken, dass eine Wettbewerbsverschärfung eintreten könnte, wenn der Markt für Gerätemotoren in den USA nachgebe. Dann würden US-Motorenlieferanten ihren Absatzrückgang vermutlich in Europa ausgleichen wollen.
Ein großes Plus, das der Kölner Motorenbauer gegen seine Konkurrenten aufbieten kann, ist seine Unabhängigkeit. Gordon Riske hat es seit Übernahme der Geschäfte im Jahr 2000 geschafft, Großkunden zu binden, ohne das Unternehmen von ihnen abhängig zu machen. So soll die Zusammenarbeit mit dem schwedischen LKW-Hersteller Volvo, der mit etwa sieben Prozent an Deutz beteiligt ist, die Nachfrage nach Motoren für Kleinlastwagen sichern. Ein neues Werk in Köln-Porz wird künftig pro Jahr bis zu 25 000 LKW-Motoren an Volvo liefern.
Ebenso bedeutend ist die Verbindung mit der italienischen Same-Deutz-Fahr (SDF), die vor Jahren die Traktorensparte der Kölner übernommen hatte. Für ihre Landmaschinen wollen die Italiener die eigene Motorenfertigung einstellen und Motoren nur noch bei Deutz einkaufen. Im Mai hatte SDF seinen Deutz-Aktienanteil nach Wandlung von Genussrechten und Schuldverschreibungen über die Marke von 30 Prozent gesteigert und war damit gesetzlich zur Abgabe eines Übernahmeangebots verpflichtet.
Deutz empfahl seinen Aktionären, das Angebot zum Preis von 6,12 Euro abzulehnen. Die Unabhängigkeit ist laut Riske notwendig, um die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Die Italiener sagten, sie hätten kein Interesse an einer kompletten Übernahme. Mittlerweile ist das Angebot vom Tisch, die damit verbundene Verunsicherung sowie ein Abwärtstrend des Marktes haben den Kurs jedoch gedrückt. Im Mai stand der Titel noch bei 8,50 Euro. Vieles deutet darauf hin, dass die Aktie sich nun erholt. Nach Ansicht von Jürgen Siebrecht ist der Zeitpunkt zum Kauf günstig. Zudem soll das Papier 2007 eine Dividende abwerfen.
Mit Spannung wird nun die Entscheidung der Deutschen Börse erwartet: Sollte Deutz einen Platz im MDax ergattern, könnte dies der bisher wenig bekannten Aktie weiteren Schub geben.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 17. August 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Analysten sehen weiteres Potenzial
Deutz hat die Wende geschafft. Vor Jahren noch Sanierungsfall, ist der Motorenhersteller aus Köln nun auf Wachstumskurs. Schon wird die Deutz AG als Kandidat für den MDax gehandelt, über dessen Zusammensetzung im September entschieden wird.
FRANKFURT. Das Traditionsunternehmen, das bereits seit 140 Jahren Motoren für Traktoren, Baumaschinen und LKWs fertigt, wäre für die Zukunft im Midcap-Index der Deutschen Börse gut gerüstet: Nach den am Dienstag veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal stieg der Umsatz um 3,4 Prozent auf 645 Mill. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 50 Prozent auf 34,1 Mill. Euro.
Die Aktie kletterte nach Bekanntgabe der Zahlen um 50 Cent auf rund sieben Euro. Damit ist das Papier nach Meinung von Analysten immer noch günstig bewertet – immerhin steht einem Börsenwert von mehr als 770 Mill. Euro ein Umsatz von 1,3 Mrd. Euro im vergangenen Jahr gegenüber. Das ursprünglich für 2008 angepeilte Renditeziel von sieben Prozent wird Konzernchef Gordon Riske womöglich schon im nächsten Jahr erreichen.
„Umsatz und Ergebnis werden durch die starken Absatzzahlen bei den Kompaktmotoren getrieben“, sagt Analyst Jürgen Siebrecht von HSBC Trinkaus. Auch Peter Metzger von M.M. Warburg ist der Meinung, dass der Absatz im kommenden Jahr noch weiter wachsen werde. Metzger gibt allerdings zu bedenken, dass eine Wettbewerbsverschärfung eintreten könnte, wenn der Markt für Gerätemotoren in den USA nachgebe. Dann würden US-Motorenlieferanten ihren Absatzrückgang vermutlich in Europa ausgleichen wollen.
Ein großes Plus, das der Kölner Motorenbauer gegen seine Konkurrenten aufbieten kann, ist seine Unabhängigkeit. Gordon Riske hat es seit Übernahme der Geschäfte im Jahr 2000 geschafft, Großkunden zu binden, ohne das Unternehmen von ihnen abhängig zu machen. So soll die Zusammenarbeit mit dem schwedischen LKW-Hersteller Volvo, der mit etwa sieben Prozent an Deutz beteiligt ist, die Nachfrage nach Motoren für Kleinlastwagen sichern. Ein neues Werk in Köln-Porz wird künftig pro Jahr bis zu 25 000 LKW-Motoren an Volvo liefern.
Ebenso bedeutend ist die Verbindung mit der italienischen Same-Deutz-Fahr (SDF), die vor Jahren die Traktorensparte der Kölner übernommen hatte. Für ihre Landmaschinen wollen die Italiener die eigene Motorenfertigung einstellen und Motoren nur noch bei Deutz einkaufen. Im Mai hatte SDF seinen Deutz-Aktienanteil nach Wandlung von Genussrechten und Schuldverschreibungen über die Marke von 30 Prozent gesteigert und war damit gesetzlich zur Abgabe eines Übernahmeangebots verpflichtet.
Deutz empfahl seinen Aktionären, das Angebot zum Preis von 6,12 Euro abzulehnen. Die Unabhängigkeit ist laut Riske notwendig, um die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Die Italiener sagten, sie hätten kein Interesse an einer kompletten Übernahme. Mittlerweile ist das Angebot vom Tisch, die damit verbundene Verunsicherung sowie ein Abwärtstrend des Marktes haben den Kurs jedoch gedrückt. Im Mai stand der Titel noch bei 8,50 Euro. Vieles deutet darauf hin, dass die Aktie sich nun erholt. Nach Ansicht von Jürgen Siebrecht ist der Zeitpunkt zum Kauf günstig. Zudem soll das Papier 2007 eine Dividende abwerfen.
Mit Spannung wird nun die Entscheidung der Deutschen Börse erwartet: Sollte Deutz einen Platz im MDax ergattern, könnte dies der bisher wenig bekannten Aktie weiteren Schub geben.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 17. August 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter