Gestern Abend gab es im Fernsehen einen langen Beitrag über die Praxis der Post Aufträge an Subunternehmer zu vergeben. Genau wie ich es erwartet hatte lag die Vergabe der Post etwas, aber nur gering, unter der Besoldung der eigenen Angestellten. Hier käme die eigene Stellung des Subunternehmers als Selbständiger zum Tragen, der dennoch mehr verdienen würde als die Angestellten der Post. Hier spielen vor allem die steuerlichen Aspekte der Aufwendungen des Subunternehmers eine Rolle. Und genau da liegt der Haken. Anstelle die Fuhren selbst zuzustellen werden diese an Sub-Subunternehmer weitergegeben. Das geht bis zu dreimal so.
Der Sub-Sub-Sub-Subunternehmer zahlt dann einen Schwarzarbeiterlohn von 7,00 netto in Bar pro Stunde. Das ist mehr als der gesetzliche Bruttomindestlohn. Dadurch und ohne feste Anstellung mit festen Arbeitszeiten kommen diese Schwarzarbeiter teilweise auf deutlich über 100,00 pro Tag. Hier ist ein klarer Ansatz für Polizei und Zoll um gegen die Schwarzarbeit vorzugehen. Immerhin hat die Post ihre Subunternehmer auf die Einhaltung der geltenden Gesetze belehrt und verpflichtet. Aber man konnte schon im Beitrag erkennen, dass diesem Treiben ein Ende gesetzt ist.
Das liegt an den Betriebskosten, die alle Subunternehmer selbst tragen müssen. Mit rauchenden Spritfressern, die uralt sind und nicht richtig gewartet werden, geht das nur bis zu einer gewissen Tiefstgrenze, die jetzt schon erreicht ist. Daher vergibt die Post schon längst keine neuen Verträge. Stattdessen nimmt sie selbst lieber die viel höhere Marge der eigenen Beschäftigten mit, die mit Elektroautos fahren. Hier nimmt keiner der Subunternehmer die Aufträge mehr an, weil er dazu eben auch selbst Elektroautos haben müsste, die sich aber keiner zu diesen Konditionen leisten kann.
Die Beiträge hier im Forum verlieren immer mehr an Qualität, weil sich offenkundig niemend mehr die Mühe macht einfach mitzulesen und frühere Beiträge zu beachten. Wie oft muss noch wiederholt werden, dass Amazon keine eigenen regulären Zustellungen ausführt. Die haben außer den eigenen Sofortboten, die mindestens 32 extra kosten, nur Subunternehmer, die im Gegensatz zur Post ihre Stellung nicht weitergeben dürfen.
Zur Frage einer Beteiligung von Amazon an der Post darf man auf deren Geschäftsmodell als Händler verweisen, der seine eigene Lagerlogistik betreibt und nicht noch zusätzlich in die Lagerverwaltung der Post investieren will. Zu diesem Themenbereich gehört auch die Sortier- und Verteilungsmechanik. Die reinen Zustellungsverträge holt Amazon über die Masse günstiger rein als wenn sie über die Firmenbeteiligung auch noch Fremdkunden und/oder sogar die Konkurrenz bedienen müssen. Hier kommt der Tag an dem die Post auch gegenüber Amazon ihre Marktstellung ausspielen kann und mit der verbesserten Marge natürlich auch die Subunternehmer von Amazon ausbooten kann. Und genau darauf zielt ja das Geschäftsmodell Amazons ab, das eben auch die eigenen Subunternehmer kündbar sind und bleiben. Nur momentan werden überall Kapazitäten gesucht.
Gerade jetzt, wo die US-Logistiker ihre Bereitschaft beendet haben, gleichermaßen wie Amazon zu wachsen, lässt sich erkennen, dass hier die Not von Amazon ihre Geschäfte leitet. Auch mit den eigenen Subunternehmern kommt man nicht an die günstigen Tarife heran, die von UPS und FedEx für die USA angeboten werden. So erklärt sich auch, warum die Anfrage von Amazon an die Post vorliegt, ob sie nicht auch in den USA auf der letzten Meile die Zustellung übernehmen will.
Und immer daran denken:
Wenn die Zahlen der Streetscooter stimmen, wird das Geschäftsmodell der Post von Grund auf verbessert. Das werden die Kunden und auch die Anleger spüren. Alles ist dann nur eine Frage wie weit die Umstellung auf Elektroautos erfolgt ist. Pessimismus ist eine Sache - Fakten sind eine andere. Besonders jetzt, wo hier der Spritpreis auf deutlich über 1,50 gestiegen ist.
Alles Gute
Der Chartlord
P.S. Übrigens sehe ich für eine Beteiligung von Amazon an der Post keine kartellrechtliche Schwierigkeit. Amazon ist ja eben selbst kein Zusteller und die Post kein Händler. Einzige Bedingung ist die flächendeckende Lieferung als Teil der Grundversorung.