Deutsche Börse unter Zugzwang

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Deutsche Börse unter Zugzwang

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13.07.01 13:57
Deutsche Börse unter Zugzwang
Von Andreas Krosta, Guido Warlimont und Ina Bauer

Gerhard Schmid, Chef des Nemax-50-Unternehmen Mobilcom, hält dem Neuen Markt zwar noch die Treue. Aber er droht mit einem Segmentwechsel, wenn die Deutsche Börse die Regeln in den nächsten Wochen nicht verschärft.

"Wir wollen nicht heute oder morgen aus dem Neuen Markt heraus, aber wir wollen ganz stark Druck machen, dass sich etwas ändert", sagte er im Gespräch mit der Financial Times Deutschland. Schmid hat bereits mehrmals das Vorhaben geäußert, den Neuen Markt zu verlassen.

Akuten Handlungsbedarf seitens der Börse sehen auch die Emissionsbanken. "Es muss und soll jetzt etwas passieren, damit der Neue Markt als Finanzierungsquelle für junge Unternehmen erhalten bleibt", sagte ein Investmentbanker eines angelsächsischen Hauses. Er begrüßte das Vorhaben der Börse, eine Regel einzuführen, wann Unternehmen automatisch vom Kurszettel verschwinden (Delisting). Als weitere Punkte in der Diskussion um eine Regelwerk-Verschärfung nannte er: die Mindestgröße des Emissionsvolumens, der erforderliche Streubesitz gemessen an der Aktien-Stückzahl, die Unabhängigkeit von Analysten, die Qualität der Emissionsbanken bei der Betreuung der Emittenten und das Verhalten des Unternehmens-Managements. Diese Diskussion solle die Börse aber gemeinsam mit potenziellen Börsenkandidaten, Banken und notierten Firmen führen.



Regelwerk


Am Dienstag hatte die Deutsche Börse mit der Ankündigung, das Regelwerk des Neuen Marktes zu verschärfen, auf das nicht enden wollende Kursdesaster reagiert. Unternehmen, die sich in Insolvenz befinden oder deren Aktien für einen bestimmten Zeitraum unter 1 Euro notieren (Pennystocks), sollen vom Kurszettel des Wachstumssegments gestrichen werden. Am Donnerstag betonte die Börse, dass sie sich bei den geplanten Regelwerksänderungen im Abstimmungsprozess mit Marktteilnehmern befinde.


Zu den Pionieren unter diesen Teilnehmern am Neuen Markt zählt der Mobilcom-Chef. Er hatte sein Unternehmen 1997 als einer der ersten an das neue Segment gebracht. Der Erlös aus dem Börsengang finanzierte das Unternehmenswachstum von 400 Mio. DM auf heute rund 4 Mrd. DM. Derzeit leidet Schmid als Großaktionär mit einem Anteil von 40 Prozent an seinem Unternehmen unter der Technologieschwäche. Der Kurs der Mobilcom-Papiere ist seit Ende Juli 2000 von 140 Euro auf derzeit rund 12 Euro abgestürzt.


Schrumpft die Marktkapitalisierung eines Unternehmens deutlich, wird es für Fondsmanager uninteressant. "Für einen institutionellen Anleger lohnt es nur noch, sich mit 20 von den rund 340 notierten Neue-Markt-Firmen zu beschäftigen", sagte ein Aktienstratege einer großen deutschen Bank. Dies habe Konsequenzen für die Research-Abteilungen der Banken, die in der Hochphase des Neuen Markts erweitert worden seien. "Als Analyst für den Neuen Markt muss man sich schon Gedanken machen, wenn die Marktkapitalisierung, die man betreut, genauso groß ist wie die eines Einzelunternehmens einer Branche. So kann man seine Kosten nicht decken."


In die Debatte um die Zukunftssicherung des Neuen Markts wurde am Donnerstag die Bundesregierung mit hineingezogen. Sie musste schließlich eine Meldung dementieren, wonach sie Neue-Markt-Firmen Finanzhilfen zugesagt hätte. Kanzleramtsminister Martin Bury hatte sich mit Vorständen von Neue-Markt-Firmen getroffen, allerdings im Rahmen der von der SPD gegründeten Organisation "Netzwerk 2010". An diesem regelmäßig stattfindenden Treffen hatte Bury nicht als Kanzleramtsminister, sondern als SPD-Mitglied teilgenommen.




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Abstimmungsprozess


Druck auf die Börse übt nicht nur Mobilcom-Chef Gerhard Schmid aus. Auch die Emissionsbanken wollen Taten sehen. Die angemahnten Regelverschärfungen sollen dafür sorgen, dass sich der Neue Markt zum europäischen Pendant der Nasdaq entwickelt.


Beratend wirkt das Primary Markets Advisory Committee auf die Börse. Das Gremium wurde im März 2001 gegründet und trifft sich jedes Quartal. Ihm gehören Vertreter von Emissionsbanken, Investoren und Emittenten an. Sie können der Börse nur Vorschläge machen, aber keine Entscheidungen treffen.



© 2001 Financial Times Deutschland
Dixie:

"Auch die Emissionsbanken wollen Taten sehen"

 
13.07.01 14:09
Ich fasse es nicht. :-(((
furby:

Ein bischen Kreativität bei der Deutschen Börse

 
13.07.01 14:25
würde derzeit vielleicht ganz gut tun.

Es heißt man müsse versuchen, die neuen Regeln - insbes. Delisting - in Abstimmung mit den NM Unternehmen zu vollziehen, weil andernfalls die Gefahr drohe, daß die vom Delisting betroffenen Unternehmen auf Schadenersatz gegen die Deutsche Börse klagen, schließlich sehen weder das Deutsche Gesetz noch die zwischen der Deutschen Börse und den NM Unternehmen getroffenen privatwirtschaftlichen Verträgen eine Delisting Regelung vor, die die betroffenen Unternehmen auch in Ihrer Kreditwürdigkeit schädigen dürfte.

Mein bescheidener Vorschlag an die Deutsche Börse:

Der Neue Markt braucht verschärftere Regelungen, die nicht mit den Unternehmen konsensfähig sein dürften. Eine Abstimmung mit den Unternehmen führt wieder nur zu halben Lösungen mit ausreichenden Schlupflöchern und stellt den Aktionär daher wieder hinten an.

Daher schlage ich vor, ein neues Segment "Neuer Markt Top" oder so ähnlich zu gründen, daß wirklich alle Ansprüche an restriktive Regelungen, Manipulationbeschränkungen seitens der VV, ad-hoc Regelungen, Delisting, Lock-Up Periods inkl. harter Sanktionen, öffentl. Vorausankündigung von Insiderverkäufen usw. vorsieht.

Es können alle im alten NM Segment verbleiben, die glauben sie wollten weiter beschönigen und manipulieren. Für die die es sich mit den Investoren nicht verspielen wollen werden für das neue Premium NM Segment neue Verträge entsprechend den verschärften Regelungen geschlossen, denen sich die NM-Werte unterwerfen sollen. Auf diese Weise erübrigt sich eine Abstimmung mit betroffenen Delisting Kandidaten die nur zu faulen Kompromissen führen wird.

Es werden sich sicher 5 NM Werte finden, die sich solch stark verschärften Regelungen unterwerfen, schätze ich mal.

Gruß furby
wembly:

Man benötigt doch nur eine

 
13.07.01 16:59
neue Definition des Nemax 50. Und mehr wie 50 seriöse Unternehmen sehe ich am Markt nicht.
furby:

wembley: auch interessanter Vorschlag

 
13.07.01 20:11
bekommst Du wirklich 50 seriöse Nm Werte zusammen?

Gruß furby
SchwarzerLor.:

Spiegel-Online: Konsequenzen für Pennystocks.

 
14.07.01 16:16
Lest selbst: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,145188,00.html
Dort stehen erste Vermutungen, wie es mit den Zockerwerten weitergehen könnte!
wembly:

@furby

 
14.07.01 16:17
Es werden ja noch ein paar seriöse IPO´s kommen :-)
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