Der US-Multimillionär Barry Diller hat sich Schritt für Schritt eine Sammlung profitabler Internet-Unternehmen zusammengekauft. Ihre Mutterfirma ist an der Börse schon jetzt mehr wert als Amazon oder Yahoo! - aber kaum jemand hat es gemerkt.
New York - Spielen wir zu Beginn das Quiz "Wer wird Internet-Milliardär?" Testfrage eins: Welcher der folgenden, im Web aktiven Konzerne hat 2002 die höchsten Nettogewinne und Umsätze erzielt?
a) Amazon.com
b) eBay
c) USAi
d) Yahoo!
Fünfzehn Sekunden Bedenkzeit, zehn, fünf. Und - die richtige Antwort lautet c). Schon ausgeschieden? Stellt sich die Anschlussfrage: Wer oder was bitteschön ist USA Interactive, Börsenkürzel USAi? Und warum übersehen auch viele derjenigen den Konzern, die sich ansonsten auskennen im Netz?
Die Antwort hat mit Barry Diller zu tun, der vor 61 Jahren in Kalifornien geboren wurde. Mr. Diller arbeitet heute in New York, führt den USAi-Konzern als CEO und Chairman. Er besitzt ein geschätztes Privatvermögen von rund einer Milliarde Dollar und ist mit einer attraktiven belgischen Modedesignerin verheiratet.
Mr. Hollywoods Metamorphose
Trotzdem hat Barry Diller ein Problem: Kaum jemand nimmt ihm ab, was er sagt. Schon seit Jahren erzählt Mr. Diller Analysten und Reportern immer wieder das Eine: Dass er den interaktiven Handel über Internet und Home-Shopping-Fernsehen mittlerweile weit lukrativer und interessanter findet als jedes andere Geschäftsmodell. Die amerikanische Journalistenzunft hört es, vergisst es - und schreibt über etwas ganz anderes.
Denn Mr. Diller sorgte in einem früheren Leben für so viel Furore, dass sich kaum jemand abfinden mag mit seiner neuen Identität: Diller war hypererfolgreicher Hollywood-Mogul, gleich drei Mal in seinem Leben - als Chef von Paramount, 20thCentury Fox und zuletzt Universal. So gut hat er seine Arbeit gemacht, dass ihn manche für den besten Studio-Boss der vergangenen Jahrzehnte halten. Vorher war Mr. Diller auch noch beim Fernsehen, erfand in den sechziger Jahren den TV-Spielfilm und hob später Serien wie die "Simpsons" ins Programm.
Und solch ein Kreativer soll seine Mission inzwischen darin sehen, Fondue-Sets und Hotelzimmer über Netz und Telefon zu verticken? Bei vielen stößt das auf Unglauben, Unverständnis. So wird über den neuen Barry Diller, den Internet-Entrepreneur, noch immer weit weniger gesprochen als über den alten, den Medienmagnaten. Zu Unrecht.
"Mogul für das postvisionäre Zeitalter"
Denn Barry Diller gibt sich neuerdings mehr Mühe denn je, seine Begeisterung für den E-Commerce zu beweisen. In den vergangenen Monaten hat er USA Interactive in einer mehrstufigen Internet-Offensive weiter und tiefer ins Geschäft mit Online-Transaktionen aller Art geführt. Im März übernahm er für 3,3 Milliarden US-Dollar in Aktien die restlichen Anteile an Amerikas dominierendem Internet-Reisebüro, Expedia.com - die Mehrheit daran hatte er bereits Mitte 2001 von Microsoft gekauft. Anfang April brachte Diller für eine weitere Milliarde Dollar in Aktien die Mehrheitsbeteiligung Hotels.com vollauf unter seine Kontrolle. Hinzu kommen kleinere Akquisitionen, etwa des britischen Kuppel-Dienstes Udate.com.
Neben den Dot.Coms des Nasdaq-Booms mögen der Hotelvermittler und Expedia unglamourös wirken - doch beide arbeiten seit längerem profitabel. Bei Expedia sollen in diesem Jahr 26 Prozent des Umsatzes als operatives Ergebnis übrig bleiben - deutlich mehr als bei Konkurrenten. Diller sei ein "Mogul für das postvisionäre Zeitalter", staunte jüngst das Magazin "Wired". Er habe zwar keine Vision für die Zukunft des Internets. Aber gerade deshalb sei dieser Pragmatiker prädestiniert, es zu beherrschen.
Auf dem Weg dorthin ist die "starrsinnige Bulldogge" ("L.A. Times") schon ein gutes Stück vorangekommen. Die Webseite des USAi-Konzerns listet bereits 16 Tochterunternehmen auf. Neben Problemkindern wie Citysearch, eine Art Gelbe-Seiten-Surrogat, gehören weitere Gewinnbringer und Marktführer dazu. So verkauft kein Anbieter in den USA so viele Karten für Aerosmith-Konzerte oder Boxkämpfe wie Ticketmaster, seit Mitte Januar eine 100-prozentige USAi-Tochter. Ein weiterer Ableger, der Datingdienst Match.com, schaltet in den USA im großen Stil Banner-Anzeigen - und müht sich, in Rekordzeit zu einem der bekanntesten Dot.Coms aufzusteigen. Allein eBay erreicht noch eine höhere Marktkapitalisierung als USAi, andere Internet-Heavyweights hat Dillers Konzern auch in dieser Hinsicht überflügelt.
Wie Barry Diller den Sonnenkönig linkte
Selbst diejenigen, die Dillers Internet-Unternehmen kennen und nutzen, ahnen oft nicht, dass Diller dahinter steckt. Das mag auch daran liegen, dass ihr Besitzer bis Mitte März eine anspruchsvolle Doppelrolle spielte - und so sein Publikum verwirrte.
WEITER
Zur lupenreinen Web-Company hat sich USAi allerdings noch nicht gewandelt, denn Diller definiert das Wort E-Commerce einen Deut anders als die Konkurrenz: Den "altmodischen" Verkauf per Telefon schließt er ein. Den Kern seines Konglomerats bildet so weiterhin das Home Shopping Network, ein Kabelkanal mit Dauerverkaufsshow, der indirekt auch am deutschen NeunLive beteiligt ist. Bei HSN gibt es vom Eierkocher bis zum Clip-on-Pferdeschwanz für die kurzhaarige Frau alles, was die Stubenhockerin im mittleren Alter eigentlich nicht braucht, aber trotzdem kauft. Allerdings erzielt auch HSN inzwischen über zehn Prozent seiner Umsätze im Internet.
Nicht nur Web-Euphoriker wie der "The Street"-Autor James Cramer vermuten, dass USAi 2003 auch öffentlich groß herauskommt. Fast alle Analysten stufen die bestimmt nicht mehr billige USAi-Aktie weiter als "Buy" oder gar "Strong Buy" ein. Dillers Firma bunkere noch immer beträchtliche Barbestände und sei gering verschuldet, loben sie. Sowohl Hotels.com als auch Expedia rüsten für die internationale Expansion. Das Online-Reisebüro etwa, das bisher nur rund zehn Prozent der Umsätze in Europa erzielt, will systematisch auf den alten Kontinent vordringen. Zugleich versucht es in den USA, American Express das profitable Geschäft mit Dienstreisen abzujagen.
Wurfgeschosse und Löcher in der Wand
Wenn überhaupt jemand Barry Diller stoppen kann, dann ist es wohl Barry Diller selbst. Viele frühere Mitarbeiter halten ihn für einen Kontrollfreak und Choleriker, der Mitarbeiter mitunter vor Publikum bloßstellt. Barry Diller blinzele nie, allein seinem Blick standzuhalten, sei eine Prüfung, befand ein verzagter "Fortune"-Journalist. Tatsächlich wahr ist die Anekdote, dass Diller einmal derart wütend mit einer Videokassette nach einem Manager warf, dass sie die - dünne - Wand durchschlug.
Dies teils tyrannische Temperament gilt als ein Grund dafür, dass es Diller seit seiner Kündigung bei Rupert Murdochs Fox im Jahr 1992 nicht gelungen ist, einen eigenen, erstklassigen Medienkonzern aufzubauen. Nicht, dass es Diller nicht probiert hätte: Er versuchte CBS zu kaufen, den Fernsehsender NBC und das Filmstudio Paramount - jedes Mal vergeblich. Der alte, der Medien-Diller schien an sich selbst gescheitert.
Auch in seinem zweiten Leben als E-Händler hat sich Diller schon einige Feinde gemacht. So hat er den Gründer und langjährigen CEO von Expedia, Richard Barton, aus seinem Amt gedrängt. Barton hatte sich gegen Dillers Alleinherrscheranspruch gewehrt - und im vergangenen Sommer dessen ersten Versuch abgewehrt, sämtliche Expedia-Aktien zu übernehmen. Bisher indes hat Diller in der Internet-Welt wohl keinen Widersacher, der ihm gefährlich werden könnte.
Wovor der Machtmensch Angst hat
An der Wall Street heißt ein beliebtes Ratespiel deshalb: "Was kauft Barry als nächstes?" Immerhin hat der Firmen-Jäger und -Sammler im vergangenen Sommer versprochen, mit insgesamt neun Milliarden Dollar auf Shopping-Tournee zu gehen. Der eine oder andere streute schon mal das Gerücht, USA Interactive sei am Kauf von Yahoo! oder Amazon interessiert. Doch ganz so großspurig agiert wohl auch ein Barry Diller nicht.
Denn wenn der Web-Händler vor einem Angst hat, bekannte er in mehreren Interviews - dann vor dem einen großen Fehler, der seine Firma völlig transformiert, ins Unglück stürzt und sich nicht revidieren lässt. So ist es im Nachhinein wohl ein Segen, dass Diller 1999 beim Versuch scheiterte, das Internet-Portal Lycos zu schlucken. Damals sabotierte ein Großaktionär den Verkauf, weil der von Diller gebotene Milliarden-Preis in Zeiten der Nasdaq-Euphorie zu knauserig erschien. Heute ist Lycos gegenüber Portalen wie Yahoo! oder MSN zurückgefallen.
So wird der E-Commerce-Stratege aus New York wohl einstweilen weiter machen wie bisher: Er wird kleinere, ertragreiche Dot.coms aufkaufen, die noch in der Pubertät stecken und relativ günstig zu haben sind. Und so schafft der Internet-Diller wohl das, was der Medien-Diller trotz aller Anläufe nie bewerkstelligt hat: Mit seinem eigenen Konzern der Größte seiner Art zu werden.
New York - Spielen wir zu Beginn das Quiz "Wer wird Internet-Milliardär?" Testfrage eins: Welcher der folgenden, im Web aktiven Konzerne hat 2002 die höchsten Nettogewinne und Umsätze erzielt?
a) Amazon.com
b) eBay
c) USAi
d) Yahoo!
Fünfzehn Sekunden Bedenkzeit, zehn, fünf. Und - die richtige Antwort lautet c). Schon ausgeschieden? Stellt sich die Anschlussfrage: Wer oder was bitteschön ist USA Interactive, Börsenkürzel USAi? Und warum übersehen auch viele derjenigen den Konzern, die sich ansonsten auskennen im Netz?
Die Antwort hat mit Barry Diller zu tun, der vor 61 Jahren in Kalifornien geboren wurde. Mr. Diller arbeitet heute in New York, führt den USAi-Konzern als CEO und Chairman. Er besitzt ein geschätztes Privatvermögen von rund einer Milliarde Dollar und ist mit einer attraktiven belgischen Modedesignerin verheiratet.
Mr. Hollywoods Metamorphose
Trotzdem hat Barry Diller ein Problem: Kaum jemand nimmt ihm ab, was er sagt. Schon seit Jahren erzählt Mr. Diller Analysten und Reportern immer wieder das Eine: Dass er den interaktiven Handel über Internet und Home-Shopping-Fernsehen mittlerweile weit lukrativer und interessanter findet als jedes andere Geschäftsmodell. Die amerikanische Journalistenzunft hört es, vergisst es - und schreibt über etwas ganz anderes.
Denn Mr. Diller sorgte in einem früheren Leben für so viel Furore, dass sich kaum jemand abfinden mag mit seiner neuen Identität: Diller war hypererfolgreicher Hollywood-Mogul, gleich drei Mal in seinem Leben - als Chef von Paramount, 20thCentury Fox und zuletzt Universal. So gut hat er seine Arbeit gemacht, dass ihn manche für den besten Studio-Boss der vergangenen Jahrzehnte halten. Vorher war Mr. Diller auch noch beim Fernsehen, erfand in den sechziger Jahren den TV-Spielfilm und hob später Serien wie die "Simpsons" ins Programm.
Und solch ein Kreativer soll seine Mission inzwischen darin sehen, Fondue-Sets und Hotelzimmer über Netz und Telefon zu verticken? Bei vielen stößt das auf Unglauben, Unverständnis. So wird über den neuen Barry Diller, den Internet-Entrepreneur, noch immer weit weniger gesprochen als über den alten, den Medienmagnaten. Zu Unrecht.
"Mogul für das postvisionäre Zeitalter"
Denn Barry Diller gibt sich neuerdings mehr Mühe denn je, seine Begeisterung für den E-Commerce zu beweisen. In den vergangenen Monaten hat er USA Interactive in einer mehrstufigen Internet-Offensive weiter und tiefer ins Geschäft mit Online-Transaktionen aller Art geführt. Im März übernahm er für 3,3 Milliarden US-Dollar in Aktien die restlichen Anteile an Amerikas dominierendem Internet-Reisebüro, Expedia.com - die Mehrheit daran hatte er bereits Mitte 2001 von Microsoft gekauft. Anfang April brachte Diller für eine weitere Milliarde Dollar in Aktien die Mehrheitsbeteiligung Hotels.com vollauf unter seine Kontrolle. Hinzu kommen kleinere Akquisitionen, etwa des britischen Kuppel-Dienstes Udate.com.
Neben den Dot.Coms des Nasdaq-Booms mögen der Hotelvermittler und Expedia unglamourös wirken - doch beide arbeiten seit längerem profitabel. Bei Expedia sollen in diesem Jahr 26 Prozent des Umsatzes als operatives Ergebnis übrig bleiben - deutlich mehr als bei Konkurrenten. Diller sei ein "Mogul für das postvisionäre Zeitalter", staunte jüngst das Magazin "Wired". Er habe zwar keine Vision für die Zukunft des Internets. Aber gerade deshalb sei dieser Pragmatiker prädestiniert, es zu beherrschen.
Auf dem Weg dorthin ist die "starrsinnige Bulldogge" ("L.A. Times") schon ein gutes Stück vorangekommen. Die Webseite des USAi-Konzerns listet bereits 16 Tochterunternehmen auf. Neben Problemkindern wie Citysearch, eine Art Gelbe-Seiten-Surrogat, gehören weitere Gewinnbringer und Marktführer dazu. So verkauft kein Anbieter in den USA so viele Karten für Aerosmith-Konzerte oder Boxkämpfe wie Ticketmaster, seit Mitte Januar eine 100-prozentige USAi-Tochter. Ein weiterer Ableger, der Datingdienst Match.com, schaltet in den USA im großen Stil Banner-Anzeigen - und müht sich, in Rekordzeit zu einem der bekanntesten Dot.Coms aufzusteigen. Allein eBay erreicht noch eine höhere Marktkapitalisierung als USAi, andere Internet-Heavyweights hat Dillers Konzern auch in dieser Hinsicht überflügelt.
Wie Barry Diller den Sonnenkönig linkte
Selbst diejenigen, die Dillers Internet-Unternehmen kennen und nutzen, ahnen oft nicht, dass Diller dahinter steckt. Das mag auch daran liegen, dass ihr Besitzer bis Mitte März eine anspruchsvolle Doppelrolle spielte - und so sein Publikum verwirrte.
WEITER
Zur lupenreinen Web-Company hat sich USAi allerdings noch nicht gewandelt, denn Diller definiert das Wort E-Commerce einen Deut anders als die Konkurrenz: Den "altmodischen" Verkauf per Telefon schließt er ein. Den Kern seines Konglomerats bildet so weiterhin das Home Shopping Network, ein Kabelkanal mit Dauerverkaufsshow, der indirekt auch am deutschen NeunLive beteiligt ist. Bei HSN gibt es vom Eierkocher bis zum Clip-on-Pferdeschwanz für die kurzhaarige Frau alles, was die Stubenhockerin im mittleren Alter eigentlich nicht braucht, aber trotzdem kauft. Allerdings erzielt auch HSN inzwischen über zehn Prozent seiner Umsätze im Internet.
Nicht nur Web-Euphoriker wie der "The Street"-Autor James Cramer vermuten, dass USAi 2003 auch öffentlich groß herauskommt. Fast alle Analysten stufen die bestimmt nicht mehr billige USAi-Aktie weiter als "Buy" oder gar "Strong Buy" ein. Dillers Firma bunkere noch immer beträchtliche Barbestände und sei gering verschuldet, loben sie. Sowohl Hotels.com als auch Expedia rüsten für die internationale Expansion. Das Online-Reisebüro etwa, das bisher nur rund zehn Prozent der Umsätze in Europa erzielt, will systematisch auf den alten Kontinent vordringen. Zugleich versucht es in den USA, American Express das profitable Geschäft mit Dienstreisen abzujagen.
Wurfgeschosse und Löcher in der Wand
Wenn überhaupt jemand Barry Diller stoppen kann, dann ist es wohl Barry Diller selbst. Viele frühere Mitarbeiter halten ihn für einen Kontrollfreak und Choleriker, der Mitarbeiter mitunter vor Publikum bloßstellt. Barry Diller blinzele nie, allein seinem Blick standzuhalten, sei eine Prüfung, befand ein verzagter "Fortune"-Journalist. Tatsächlich wahr ist die Anekdote, dass Diller einmal derart wütend mit einer Videokassette nach einem Manager warf, dass sie die - dünne - Wand durchschlug.
Dies teils tyrannische Temperament gilt als ein Grund dafür, dass es Diller seit seiner Kündigung bei Rupert Murdochs Fox im Jahr 1992 nicht gelungen ist, einen eigenen, erstklassigen Medienkonzern aufzubauen. Nicht, dass es Diller nicht probiert hätte: Er versuchte CBS zu kaufen, den Fernsehsender NBC und das Filmstudio Paramount - jedes Mal vergeblich. Der alte, der Medien-Diller schien an sich selbst gescheitert.
Auch in seinem zweiten Leben als E-Händler hat sich Diller schon einige Feinde gemacht. So hat er den Gründer und langjährigen CEO von Expedia, Richard Barton, aus seinem Amt gedrängt. Barton hatte sich gegen Dillers Alleinherrscheranspruch gewehrt - und im vergangenen Sommer dessen ersten Versuch abgewehrt, sämtliche Expedia-Aktien zu übernehmen. Bisher indes hat Diller in der Internet-Welt wohl keinen Widersacher, der ihm gefährlich werden könnte.
Wovor der Machtmensch Angst hat
An der Wall Street heißt ein beliebtes Ratespiel deshalb: "Was kauft Barry als nächstes?" Immerhin hat der Firmen-Jäger und -Sammler im vergangenen Sommer versprochen, mit insgesamt neun Milliarden Dollar auf Shopping-Tournee zu gehen. Der eine oder andere streute schon mal das Gerücht, USA Interactive sei am Kauf von Yahoo! oder Amazon interessiert. Doch ganz so großspurig agiert wohl auch ein Barry Diller nicht.
Denn wenn der Web-Händler vor einem Angst hat, bekannte er in mehreren Interviews - dann vor dem einen großen Fehler, der seine Firma völlig transformiert, ins Unglück stürzt und sich nicht revidieren lässt. So ist es im Nachhinein wohl ein Segen, dass Diller 1999 beim Versuch scheiterte, das Internet-Portal Lycos zu schlucken. Damals sabotierte ein Großaktionär den Verkauf, weil der von Diller gebotene Milliarden-Preis in Zeiten der Nasdaq-Euphorie zu knauserig erschien. Heute ist Lycos gegenüber Portalen wie Yahoo! oder MSN zurückgefallen.
So wird der E-Commerce-Stratege aus New York wohl einstweilen weiter machen wie bisher: Er wird kleinere, ertragreiche Dot.coms aufkaufen, die noch in der Pubertät stecken und relativ günstig zu haben sind. Und so schafft der Internet-Diller wohl das, was der Medien-Diller trotz aller Anläufe nie bewerkstelligt hat: Mit seinem eigenen Konzern der Größte seiner Art zu werden.