1. Aktien-ShortsBei Zoom und Tesla ist short "zu evident". Es ist praktisch Allen klar, dass Zoom in Nach-Corona-Zeiten arg Federn lassen wird. Und Tesla mit seinen schlampig gebauten Autos, die den letzten Platz der US-Mängelstatistik belegen, ist ein auf Schulden errichtetes Luftschloss, das vom Hype um den Selbstdarsteller Elon Musk getragen wird.
Folge: Bei Tesla gibt es zu viele Shorts (darunter viele Profi-Shorter wie Hedgefonds) - und das gleiche könnte auch bei Zoom passieren.
Und was sind denn nun "aussichtsreiche" Shorts?
Die besten Shorts sind Aktien, die Alle für "wunderbar" halten, z. B. Wirecard, Steinhoff, Enron oder MCI Worldcom vor dem finalen Bilanz-Skandal. Da wird wirklich die Masse der Anleger unangenehm überrascht.
Gute Short-Chancen gab es auch hinsichtlich des Gesamtmarktes im Februar 2020 (da hatte ich hier gewarnt), weil Corona als "China-Virus" galt und Länder außerhalb Asiens scheinbar nicht betroffen waren. Die US-Börsen ignorierten Corona mit frischen ATHs und straften damit voreilige Shorter ab.
Auch jetzt läuft mit dem Impfstoff-Hype eine Blender-Nummer, die zum Index-Shorten einlädt. Die Wirtschaft hat sich nach dem Frühjahrsloch technisch erholt (auf -20 % Einbruch folgte ein komplementäres Plus), und dieses - natürlich nur temporäre - Plus verlängern die Wall-Street-Strichverlängerer mal wieder endlos in die Zukunft.
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2. Anleihen-Shorts
Ebenfalls eine exzellente Short-Chance boten griechische Staatsanleihen in der Zeit von der Euro-Einführung bis 2010. Die "Alles ist prima"-Sause flog auf, als die Griechen 2010 ihr massives Schuldenversteckspiel (sie hatten viel zu wenig Neuverschuldung nach Brüssel gemeldet) nicht mehr verheimlichen konnten und das Land technisch bankrott war. Bis 2010 galt das Anleger-Mantra: "Alle Länder, in der Eurozone sind sicher " - schönen Gruß von Norbert Blüm - "weil die Gemeinschaft haftet." Nach 2010 fielen Griechenanleihen bis auf 20 % des Nominalwerts, ähnlich wie US-Subprime-Anleihen nach 2008.
Die Sicherheits-Illusion Lügen strafend, galt in Europa zur Zeit der Griechenpleite noch die Staatsbailout-Verbotsklausel gemäß Maastricht. D.h. die Staatsanleihen der Eurozonen-Länder waren mitnichten "sicher". Das "Eurozonen-Staatsanleihen sind sicher"-Mantra war ebenso falsch und illusorisch wie Norbert Blüms "Die Rente ist sicher" (in D. fielen die Renten von 72 % des letzten Lohns Anfang der 70er Jahr auf jetzt knapp über 40 % des letzten Lohns).
Verzockt mit griech. Staatsanleihen waren jedoch französische und deutsche Großbanken (z. B. Commerzbank). Und wenn dem großen Geld Finanzschaden droht, lässt sich Bailout-Vater-Staat bekanntlich nicht lumpen.
So geschah es mit impliziter Genehmigung aus höchsten deutschen Politikerkreisen, dass 2012 EZB-Präsident Draghi das Maastricht-Staatsbailout-Verbot kurzerhand außer Kraft setzte. Draghi hat dieses Verbot mittels QE (= Staatsfinanzierung aus der Notenpresse) halbseiden-nassforsch aufgeweicht.
Indirekte Spätsfolge ist, dass Sparer in Europa seit 2014 keine Inflationsentschädigung via Verzinsung mehr erhalten. Das ist der Preis, den die "Generation Zinsschmelze" nachträglich für die Euroeinführung zahlen musste.
www.welt.de/finanzen/geldanlage/...ebt-eine-Zinsschmelze.html
Inzwischen sind Staatsbailouts durch die Hintertür in der EU gar nicht mehr nötig, weil sie auf höchster Ebene zum Dauerzustand erklärt wurden: Brüssel beschloss im Frühjahr "wegen Corona" sogar von der EU-Staatskredite in fast vierstelliger Milliardenhöhe, ohne über ein entsprechendes eigenes Haushaltsvolumen zu verfügen. Damit wurden die gefürchteten (weil faktisch den Euro aufweichenden) "Eurobonds" Realität.
Kein Wunder, dass sich die einstigen Euro-Revoluzzer Italien und Griechenland nicht mehr quer stellen. Etwas Besseres und Bequemeres als die in D. (und anderswo in Nordeuropa) verpönte "Transferunion" konnte für sie gar nicht kommen.
Als die Deutschen Ende des 20. Jahrhunderts mit "ihr braucht bei Flügen nach Mallorca nun keine Peseten mehr zu wechseln" in den Euro geködert wurden, ahnten nur die größten Skeptiker (inkl. mir), welch übler Entwertungs-Rattenschwanz dem Euro-Bauernfang folgen würde.