Die Welt wird nicht untergehen und die Lockdowns werden nicht bis Weihnachten andauern. Dazu ein paar Gedanken:
1.) Ich glaube den offiziellen chinesischen Zahlen zu Infektionen und Todesfällen nicht. Meiner Meinung nach muss man da den Faktor 20 anwenden, um der Wahrheit nahe zu kommen. Dennoch glaube ich, dass der wochenlange Lockdown in China zum Stopp der dortigen Epidemie geführt hat. Was nun besonders wichtig ist und meinen Informationen nach von China auch so praktiziert wird: Die Außengrenzen Chinas sind dicht. Nur noch chinesische Staatsbürger werden ins Land gelassen und müssen alle 14 Tage in Quarantäne. Damit ist gewährleistet, dass das Virus, einmal im Inland unter Kontrolle, nicht wieder von außen eingeschleppt werden kann. Flankiert werden muss die geschlossene Außengrenze durch weiterhin massive Tests jedes noch so kleinen Verdachtsfalls sowie der Nachverfolgung von Kontaktpersonen, falls doch nochmal eine Infektion auftaucht. Wenn man das mit den Außengrenzen, der Quarantäne Einreisender, den Tests sämtlicher Verdachtsfälle sowie der Kontaktpersonenverfolgung im Griff hat, kann man den Lockdown aufheben.
2.) Das Schema China kann man 1:1 auf die EU und auch die USA anwenden:
- Außengrenzen dicht + Zwangsquarantäne für alle Einreisenden
- Lockdown, um die Epidemie auszubremsen
- Testkapazitäten hochfahren
- bei sinkenden Infiziertenzahlen wieder jeden einzelnen neuen Fall nachverfolgen und alle Kontaktpersonen in Zwangsquarantäne
Damit sollten auch die EU und die USA bis Juni einen Zustand erreicht haben, wie er jetzt in China vorliegt. Der Lockdown kann dann gelockert und schließlich aufgehoben werden, im einen Staat früher, im anderen später. Ein Vorteil der EU wäre hier sogar, dass die Staatsgrenzen innerhalb der EU vermutlich besser geschlossen werden können als die Bundesstaatengrenzen innerhalb der USA oder die Provinzgrenzen innerhalb Chinas. Und wenn zwei benachbarte EU-Staaten ihre Infektionen im Griff haben, spricht nichts dagegen, dass diese beiden EU-Staaten dann ihre gemeinsame Grenzen wieder füreinander öffnen. Das geht so lange, bis innerhalb der EU wieder Normalbetrieb herrscht.
3.) Die großen Wirtschaftblöcke China, EU, USA und noch zahlreiche andere Staaten werden dann bis ins Jahr 2021 hinein in diesem Zustand des "In sich offen - Gegeneinander geschlossen" verharren, bis ein Impfstoff erforscht und produziert ist. Dann bekommen alle per Zwansgverordnung ihre Spritze und die Außengrenzen können wieder geöffnet werden. Ein Warenaustausch während der Phase der gegenseitigen Abschottung ist dabei durchaus möglich. Wenn in China ein Containerfrachter beladen wird, der dann 6 Wochen bis in einen EU-Hafen braucht, dann ist die ankommende Fracht meiner Meinung nach virologisch sauber. Containerfrachtercrews müsse im Zielhafen auch nicht von Bord, ihre Schiffe werden entladen und wieder beladen und sie fahren zurück. Problematischer ist Luftfracht, weil die Piloten im Gegensatz zu Schiffskapitänen nicht in ihren Flugzeugen wohnen. Aber ich denke, hier könnten auch Lösungen gefunden werden. Es ist denkbar, dass zB an großen Airports Containerdörfer für Piloten aufgebaut werden und sich einige Piloten (gegen monetäre Anreize) bereit erklären, ein Jahr lang ihre Maschinen zwischen diversen Airports hin und her zu fliegen, ohne die Airports selber jemals zu verlassen. Schlafen und "wohnen" tun sie dann in den Containerdörfern. Und ihre Fracht wird beim Be- und Entladen desinfiziert. Das ist alles nicht schön und auch nicht billig, aber es würde funktionieren.
Soviel dazu, wie man das ganze epidemiologisch in den Griff bekommen könnte. Was aber passiert mit der Wirtschaft und den Börsen?
Ich gehe davon aus, dass die harten Lockdowns je Land nur ungefähr 3 Monate andauern werden. Danach wird alles Stück für Stück wieder öffnen. Die eintretenden wirtschaftlichen Schäden werden die Notenbanken und die solventen Staaten abfedern. Deutschland bspw. hat wie viele Staatsschulden? ungefähr 2.000 Mrd. EUR. Deutschland allein könnte locker 1.000 Mrd. EUR an neuen Schulden aufnehmen und direkt in die Wirtschaft pumpen (Kurzarbeit, Konjunkturpakete etc.). Weitere 2.000 Mrd. EUR könnte Deutschland in Form von Bürgschaften bereitstellen. Bei einer Bürgschaftsquote von 80% und einer Ausfallwahrscheinlichkeit der verbürgten Kredite von 50% könnte Deutschland Bürgschaften in Höhe von 5.000 Mrd. EUR raushauen, bevor 2.000 Mrd. EUR wirklich abfließen würden. Deutschland hätte dann zwar Schulden von 2.000 + 1.000 + 2.000 = 5.000 Mrd. EUR, was dann zwar 150 bis 160% des BIP entspräche, aber aufgrund von Deutschlands solider Haushaltsführung der vergangenen Jahre und der etablierten Schuldenbremse würde der Finanzmarkt auch bei dieser Zahl vermutlich an Deutschlands Zahlungsfähigkeit glauben. Hinzu kommen Maßnahmen der EZB und ggf. der EU.
Natürlich ist die Ausgangslage in anderen EU-Staaten nicht so stabil, aber Deutschland wird ohne zu Zögern seine ganze monetäre Feuerkraft einsetzen, um anderen EU-Staaten beizustehen. Koste es, was es wolle! Selbst wenn reihenweise Gesetze innerhalb von 24 Stunden durchgepaukt werden müssen wie seinerzeit für Griechenland. EZB, EU und die Euro-Staaten werden mit Schwung alles in die Waagschale werfen, was sie haben. Und meine Prognose ist: Es wird reichen. Der Euro wird nicht zerbrechen. Kein Staat wird untergehen. Es wird heftigst krachen und rumpeln, aber Ende 2021 wird fast alles so sein wie vorher. Für die Börsen prognostiziere ich daher eine W-Formation: Steil abwärts, dann mehrere steile Zacken rauf und runter in einer Seitwärtsbewegung und schließlich wieder steil nach oben.