Der nachfolgende faz.net-Artikel beschreibt recht deutlich, dass die Zeiten, in denen Private Equity-Unternehmen gigantische Firmenübernahmen auf schuldengehebelter Basis durchführen konnten, wohl nicht nur kurzfristig vorüber sind. Somit entfällt hier auch nicht nur ein weiteres Stück Treibstoff, welches die Börsen in den vergangenen Jahren befeuert hat, sondern es darf zukünftig zudem zweifellos mit steigenden Ausfallquoten bei den Krediten und Firmenpleiten gerechnet werden.
Böses Erwachen für Firmenjäger
Die Krise auf den Finanzmärkten hat dem Gigantismus in der Beteiligungsbranche ein Ende gesetzt. Noch vor wenigen Monaten kauften die auch Firmenjäger genannten Private-Equity-Gesellschaften mit hohen Schulden zu niedrigen Konditionen riesige Konzerne. Doch die Großwildjagd ist vorbei. „Die Megadeals oberhalb von 5 Milliarden Euro kommen nicht so schnell wieder - auch mittelfristig nicht“, sagt Peter Laib, Geschäftsführer der Dachfondsgesellschaft Adveq. Stattdessen werden sich viele Beteiligungsfonds mit den Folgen ihrer Gier herumschlagen müssen: „Wir erwarten eine steigende Ausfallquote bei Krediten“, sagt Thomas Kubr von der Strategieberatung Capital Dynamics.
In den vergangenen Jahren hat ein außergewöhnlicher Dreiklang eine wilde Hochphase für die Firmenjäger ausgelöst. Die erste Übernahme-Manie klang Ende der achtziger Jahre mit dem Kauf des Mischkonzerns RJR Nabisco für 31,3 Milliarden Dollar aus - inflationsbereinigt war es die größte Private-Equity-Übernahme der Geschichte. Damals wie heute waren die Kosten für Fremdkapital niedrig, die Kaufpreise gering und drittens die Unternehmensgewinne hoch.
Die Zeit der wilden Jagd ist vorbei
Weil viele börsennotierte Unternehmen kaum verschuldet waren, lohnte es sich für Beteiligungsfonds, diese kreditfinanziert zu kaufen. Da die Risikobereitschaft der Banken hoch war, kauften die Beteiligungsfonds immer größere Konzerne. Im ersten Halbjahr 2007 fielen mit Großkäufen wie dem fast 50 Milliarden Dollar (rund 35 Milliarden Euro) schweren Kauf des kanadischen Telekommunikationskonzerns BCE alle Rekorde.
Doch die Zeit der wilden Jagd auf Konzerne ist seit Beginn der Finanzkrise im Sommer vorbei. „Kommen die Unternehmensgewinne kommen unter Druck, so steigen die Fremdkapitalkosten deutlich. Damit lohnen sich derartige Käufe nicht mehr“, sagt Laib. Derzeit wäre es den Beteiligungsfonds ohnehin unmöglich, Kredite dafür zu erhalten. Denn die Banken sitzen auf Übernahmekrediten von 350 Milliarden Dollar, die sie zugesagt, aber noch nicht weitergereicht haben. Dieser Stau werde sich frühestens Mitte 2008 auflösen, glaubt Alexander Gehrt von der Investmentbank UBS.
„90 Prozent der Megadeals sind in Amerika geschehen“
In Europa spielten die im Branchenjargon „Megadeals“ genannten Großkäufe mit zumeist zweistelligen Milliardenwerten ohnehin nur eine marginale Rolle. „90 Prozent der Megadeals sind in Amerika geschehen“, sagt Laib. In Europa, wo es noch viele Konzerne mit Randbereichen gibt, könnten die Beteiligungsfonds in den kommenden Jahren durchaus einige Unternehmen im Wert von bis zu 5 Milliarden Euro kaufen - allerdings mit viel mehr Eigenkapital und damit niedrigeren Renditen als in der Vergangenheit.
Die Renditen der zuletzt erfolgsverwöhnten Beteiligungsbranche werden auch von anderer Seite unter Druck geraten. Angeheizt vom großen Risikoappetit der Banken, haben die Private-Equity-Fonds die gekauften Unternehmen immer höher verschuldet. Laut Blaise Ganguin, leitender Kreditanalyst der Ratingagentur Standard & Poor's, ist der Anteil an „B“-Ratings für Übernahmekredite von 49 Prozent in 2003 auf 77 Prozent im Jahr 2007 hochgeschossen. Eine Bonitätsnote von „B“ entspricht der Schulnote „mangelhaft“ und impliziert eine Ausfallwahrscheinlichkeit von mehr als 30 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Seit 2006 sind die Beteiligungsfonds einen Schritt weiter gegangen und haben Kredite mit sehr laxen Kontrollmöglichkeiten für die Banken aufgenommen. Diese „Covenant lite“-Kredite gingen zumeist damit einher, dass die Tilgung ans Laufzeitende geschoben wurde. „Manche Beteiligungsmanager geben zu, dass die Unternehmen ohne diese Strukturen in große Schwierigkeiten geraten würden“, sagt Laib.
In dem nun erwarteten Wirtschaftsabschwung könnte es für viele der mit hohen Schulden gekauften Unternehmen eng werden. „Diejenigen mit Covenant-lite-Strukturen können es mit viel Glück durch den Konjunkturzyklus hindurch schaffen“, sagt Laib. Unangenehm könnte es besonders für Unternehmen werden, die ohne die laxen Kontrollklauseln, aber dennoch mit hohen Schulden gekauft wurden. „Es ist zu befürchten, dass es hier einige Ausfälle geben wird“, sagt Laib. In Schieflage werden zudem Unternehmen geraten, deren Kredite bald auslaufen. „Wir erwarten, dass einige Unternehmen in 12 bis 18 Monaten Schwierigkeiten haben könnten, ihre Kreditlinien zu erneuern“, sagt Capital-Dynamics-Manager Kubr.
Quelle: Faz.net