funktionieren die Märkte nur, wenn die Einheiten im Markt klein genug sind.
Die Märkte sind wie die Menschen weil Menschen auf den Märkten agieren. Typisch für Menschen sind aber drei Zustände:
- Euphorie, wenn alles scheinbar gut geht. Dabei wird über jedes Risiko hinweg gesehen.
- Panik, wenn man sich verschätzt hat. Dann lässt man ohne Abstufung alles zum Teufel gehen.
- Lethargie wenn man nicht mehr weiter weiß.
Die wichtigste Eigenschaft, die Vernunft, ist so wenig vertreten dass sie kaum eine Chance hat die Märkte zu beeinflussen.
Will man die Märkte also in einem größeren Umfang frei walten lassen, quasi als Regulator, müssen die Voraussetzungen stimmen. Kleine Banken, kleine Firmen, .... und kleine Staaten respektive das Verbot Staatsschulden aufzunehmen. Die Pleite eines Marktteilnehmers darf eben keinen Flächenbrand erzeugen. Keiner glaubt doch hier, dass wir einfach VW Pleite gehen lassen können? Ist die Umgebung dafür ungeeignet braucht man leider umfangreiche und komplexe (und damit fehlerhafte) Regulierungen und vieles muss am Markt vorbei geschehen. Monopolartige Strukturen und freie Märkte ist der größte denkbare Blödsinn überhaupt und erzeugen die größten Katastrophen.
Berlin ist bei weitem höher verschuldet als irgendeine Region in Spanien. Berlin bekommt trotzdem problemlos Geld, solange bis die Märkte in den Panikmodus schalten. Dann gibt es plötzlich nicht nur hohe Zinsen sondern überhaupt kein Geld mehr. Konkrete Situation heute in Spanien. Damit verteidige ich nicht die überschuldeten spanischen Regionen. Die Überschuldung ist dort mit zum Teil wahnwitzigen Bauprojekten mit einhergehender Korruption entstanden und die angeblich so schlauen Märkte haben fleißig finanziert.
Lassen wir Spanien zu Grunde gehen und dann Italien wird Berlin auch kein Geld mehr bekommen. Der Panikmodus breitet sich weiter aus ohne dass die fundamentale Lage sich erst mal geändert hätte. Seit Italien und Spanien erste Schritte in Richtung Konsolidierung machen, werden sie vom Markt im Panikmodus abgestraft. Und in den Panikmodus wurde der Markt sehr wohl auch durch die massive Ablenkungspropaganda von den US-Problemen gebracht. Und eine wesentliche Unterstützung dieser Propaganda findet nicht mit realen Anleihen sondern mit den manipulierten Derivategeschäften statt. Diese Spekulation nimmt sich nicht alle schwachen Staaten gleichzeitig vor - wäre zu risikoreich - sondern schießt einen nach dem anderen heraus, egal wie stark er sich bei der Konsolidierung anstrengt. Er muss nur schwach genug sein. Und mit jedem Erfolg werden weitere geschwächt.
Die Politik muss sich also aus dem Gefängnis befreien in das sie sich selbst hinein manövriert hat. Sie muss dabei die Finanzmärkte fesseln und eindampfen, in kritischen Zwischenzuständen das Überleben garantieren und vor allem konsolidieren und nochmals konsolidieren. Funktioniert nicht im Vierjahresrhythmus, funktioniert aber wenn die Bevölkerung das Bewusstsein für die richtige Vorgehensweise entwickelt. Derartige Anfänge sind erkennbar aber bei weitem noch nicht ausreichend. Und diese Bewusstseinsänderung will die oben beschriebene Spekulation verhindern. Und beim Verhindern sind nicht nur die Angelsachsen unterwegs. Mitmachen tun praktisch auch unsere Finanzmedien, unsere Finanzkonzerne und viele Nachplapperer dieser Propaganda in diesem Thread. Denn die Lösung liegt nun mal nur in einer erheblichen Reduzierung der Verschuldung und der Ungleichgewichte und damit mit einer erheblichen Schrumpfung der Finanzbranche. Und wie kann man eine derartige Bewusstseinsänderung besser als mit Angst verhindern? Hält die Angst lange genug an ist kann man die in Lethargie verfallene Bevölkerung noch schöner an der Leine durch die Arena führen.
A.L.
#97799: Wer behauptet denn, dass eine Lösung schmerzfrei sein könnte? Z.B. die Konsolidierung der Staatshaushalte wird große Schmerzen erzeugen. die Reduzierung der wirtschaftlichen Ungleichgewichte ebenso. Das Eindampfen der Finanzbranche und die Einschränkung der Kredite wird die Arbeitslosenzahlen nicht mindern. Alles zusammen krachen lassen erzeugt auch sehr große Schmerzen, ändert jedoch kaum etwas. In dem dann herrschenden Elend geht es um alles andere als um funktionierende Marktstrukturen und die wirklich Gelackmeierten werden die kleinen Leute sein. Die Geschichte ist voll mit derartigen Beispielen.
Mich stört vieles was in der Politik so veranstaltet wird und das schon sehr lange, nicht erst als die Krise sichtbar wurde. Ich bin auch misstrauisch ob es der Politik wirklich gelingen wird sich aus diesem Loch heraus zu manövrieren. Trotzdem bin ich ein Anhänger demokratischer Strukturen weil ich keine besseren kenne. Und nie vergessen: Die Menschen haben die Politik und die Politiker, die sie verdienen. Und wir sollten alles versuchen, dass die Umkehr unter menschlichen Verhältnissen gelingt. Dass es uns gelingen wird, dazu gibt es keine Garantie. Die Wahrscheinlichkeit des Gelingens ist gering, aber haben wir eine andere Chance als es zu versuchen?