Von Birgit Marschall, Berlin, und Norbert Häring, Frankfurt
Die Steuererhöhungen der Bundesregierung und das ungewöhnlich schlechte Wetter in Südeuropa zu Jahresbeginn haben die deutschen Verbraucherpreise im Januar spürbar erhöht.
Dagegen hat der Euro-Start, anders als von einigen Verbraucherschützern und Sachverständigen erwartet, nur geringfügig zur Teuerung beigetragen. Ökonomen sagten aber, dass einzelne Dienstleistungsbranchen, darunter insbesondere Hotels, Restaurants und Cafés, die Bargeldumstellung im Schnitt zu erheblichen Preisanhebungen genutzt hätten.
Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im Januar gegenüber Dezember um 0,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich eine Inflationsrate von 2,1 Prozent nach 1,7 Prozent im Dezember. Prognosen einzelner Fachleute, die eine dramatische Inflationsbeschleunigung um drei Prozent befürchtet hatten, erwiesen sich damit als verfehlt.
Euro-Bargeldeinführung trägt kaum zur Teuerung bei
Nicht der Euro, sondern der Staat war im Wesentlichen verantwortlich für den Preissprung im Januar. Die Anhebungen der Ökosteuer (plus 0,2 Cent pro Kilowattstunde Strom), der Tabaksteuer (1 Cent pro Zigarette) und der Versicherungsteuer zum 1. Januar trugen "unter der Annahme einer vollen Überwälzung" auf die privaten Haushalte 0,4 Prozentpunkte zur Verteuerung gegenüber dem Vormonat bei, schätzte das Statistische Bundesamt.
Als Preistreiber erwiesen sich auch die miesen Witterungsbedingungen in Südeuropa. Die Preise für Obst und Gemüse kletterten deswegen deutlich. Brandenburg etwa meldete einen Preisanstieg für Kopfsalat um 120 Prozent und für Blumenkohl um 89 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ohne die Einflüsse von Staat und Wetter wären die deutschen Preise nur um 0,1 Prozent zum Vormonat gestiegen, so die Ökonomen der Deutschen Bank. "Die Effekte der Steuererhöhungen und des schlechten Wetters waren merklich stärker, als das, was der Euro gebracht hat", resümierte auch Dresdner-Bank-Volkswirt Harald Jörg.
Viele Bürger brächten die Preiserhöhungen dennoch mit dem Euro in Verbindung, sagte Jörg. Eine Umfrage im Auftrag der FTD hatte signalisiert, dass sich infolge der Erfahrungen mit dem Euro nun knapp die Hälfte der Bürger beim Einkauf eher zurückhalten will. Anfang Januar hatte dies nur ein Fünftel vor.
Inflationsanstieg vorübergehend
Auf der Basis der Daten aus Deutschland, Italien und Belgien, die über die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Euroraums auf sich vereinigen, schätzen die Volkswirte der Investmentbank Barclays Capital die Inflationsrate der Euro-Zone insgesamt im Januar auf 2,6 bis 2,7 Prozent. Gegenüber Dezember ergebe sich ein Preisanstieg um 0,5 Prozent. Eurostat wird eine vorläufige Schätzung am Freitag veröffentlichen.
Bankvolkswirte waren sich einig, dass der Inflationsanstieg allein auf vorübergehenden Einflüssen beruht. Sie erwarten, dass sich die Rate in den nächsten Monaten schnell und kräftig zurückbildet. Stefan Bergheim von JP Morgan etwa sieht die deutsche Inflationsrate zur Jahresmitte bei nur noch 1,0 Prozent. Für die Euro-Zone rechnen Volkswirte im Jahresdurchschnitt mit einer Inflationsrate von rund 1,5 Prozent.
Die hohe Januar-Inflation schließt nach Einschätzung der Volkswirte eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank am 7. Februar aus. In der Frage, ob es danach noch eine Zinssenkung geben wird, sind die Meinungen dagegen gespalten.
© 2002 Financial Times Deutschland
Die Steuererhöhungen der Bundesregierung und das ungewöhnlich schlechte Wetter in Südeuropa zu Jahresbeginn haben die deutschen Verbraucherpreise im Januar spürbar erhöht.
Dagegen hat der Euro-Start, anders als von einigen Verbraucherschützern und Sachverständigen erwartet, nur geringfügig zur Teuerung beigetragen. Ökonomen sagten aber, dass einzelne Dienstleistungsbranchen, darunter insbesondere Hotels, Restaurants und Cafés, die Bargeldumstellung im Schnitt zu erheblichen Preisanhebungen genutzt hätten.
Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise im Januar gegenüber Dezember um 0,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich eine Inflationsrate von 2,1 Prozent nach 1,7 Prozent im Dezember. Prognosen einzelner Fachleute, die eine dramatische Inflationsbeschleunigung um drei Prozent befürchtet hatten, erwiesen sich damit als verfehlt.
Euro-Bargeldeinführung trägt kaum zur Teuerung bei
Nicht der Euro, sondern der Staat war im Wesentlichen verantwortlich für den Preissprung im Januar. Die Anhebungen der Ökosteuer (plus 0,2 Cent pro Kilowattstunde Strom), der Tabaksteuer (1 Cent pro Zigarette) und der Versicherungsteuer zum 1. Januar trugen "unter der Annahme einer vollen Überwälzung" auf die privaten Haushalte 0,4 Prozentpunkte zur Verteuerung gegenüber dem Vormonat bei, schätzte das Statistische Bundesamt.
Als Preistreiber erwiesen sich auch die miesen Witterungsbedingungen in Südeuropa. Die Preise für Obst und Gemüse kletterten deswegen deutlich. Brandenburg etwa meldete einen Preisanstieg für Kopfsalat um 120 Prozent und für Blumenkohl um 89 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ohne die Einflüsse von Staat und Wetter wären die deutschen Preise nur um 0,1 Prozent zum Vormonat gestiegen, so die Ökonomen der Deutschen Bank. "Die Effekte der Steuererhöhungen und des schlechten Wetters waren merklich stärker, als das, was der Euro gebracht hat", resümierte auch Dresdner-Bank-Volkswirt Harald Jörg.
Viele Bürger brächten die Preiserhöhungen dennoch mit dem Euro in Verbindung, sagte Jörg. Eine Umfrage im Auftrag der FTD hatte signalisiert, dass sich infolge der Erfahrungen mit dem Euro nun knapp die Hälfte der Bürger beim Einkauf eher zurückhalten will. Anfang Januar hatte dies nur ein Fünftel vor.
Inflationsanstieg vorübergehend
Auf der Basis der Daten aus Deutschland, Italien und Belgien, die über die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Euroraums auf sich vereinigen, schätzen die Volkswirte der Investmentbank Barclays Capital die Inflationsrate der Euro-Zone insgesamt im Januar auf 2,6 bis 2,7 Prozent. Gegenüber Dezember ergebe sich ein Preisanstieg um 0,5 Prozent. Eurostat wird eine vorläufige Schätzung am Freitag veröffentlichen.
Bankvolkswirte waren sich einig, dass der Inflationsanstieg allein auf vorübergehenden Einflüssen beruht. Sie erwarten, dass sich die Rate in den nächsten Monaten schnell und kräftig zurückbildet. Stefan Bergheim von JP Morgan etwa sieht die deutsche Inflationsrate zur Jahresmitte bei nur noch 1,0 Prozent. Für die Euro-Zone rechnen Volkswirte im Jahresdurchschnitt mit einer Inflationsrate von rund 1,5 Prozent.
Die hohe Januar-Inflation schließt nach Einschätzung der Volkswirte eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank am 7. Februar aus. In der Frage, ob es danach noch eine Zinssenkung geben wird, sind die Meinungen dagegen gespalten.
© 2002 Financial Times Deutschland