Der real existierende Witz

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Schnorrer:

Der real existierende Witz

 
30.08.02 22:11

www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13169/1.html

Und der ist so gut, daß einem das Lachen vergeht.
hjw2:

wie schütze ich mich vor einem Angriff, mit Bastel

 
30.08.02 22:41
anleitung

Der Hobbyforscher:
Wir verteidigen uns gegen Marschflugkörper

Einleitung
Da der US-Kongress mehrere Milliarden Dollar für neue Verteidigungstechnologien bewilligt hat, ist der Zukunft der Marschflugkörper im Prinzip gesichert (Wir nehmen an, daß ''Marsch'' in diesem Zusammenhang bedeutet ''herumreisen um des Herumreisens willen'' oder ''ziellos in den Straßen herumstreifen''). Im Lichte dieser Ereignisse hat der Hobbyforscher Tausende von Anfragen von besorgten Lesern erhalten, die uns darum baten, die Umweltprobleme zu erforschen, die Marschflugkörper mit sich bringen, und ein Hobbybastelprojekt zu entwickeln, um diesen potentiellen Gefahren oder Unbequemlichkeiten zu begegnen.


Folgen für die Umwelt
Wir haben uns auf zwei weite Umweltkategorieen konzentriert:
Stadt und Land.
Wir stellen uns vor, wie Eigenheimbesitzer in den Städten ihre Fäuste wütend gegen den Himmel ballen, wenn die Raketen über ihre Häuser donnern, Ziegel vom neugedeckten Dach rasieren - Kacheln lockern sich, Hunde weinen, Kinder bellen, der Fernsehempfang ist gestört  (Warren M.W.: Marschflugkörper: Allheilmittel oder Aberwitz? Implikationen für das Fernsehen. Zeitschrift für theoretische Ausstrahlung, 173,22,1982.).
Keine schöne Aussicht.
Auf dem Land geben die Kühe keine Milch mehr.
Ganze Hühnervölker werden in mächtige Strudel eingesogen, die die Raketen hinter sich herziehen. Die Bauern werden umsonst fluchen, wenn sie vergeblich versuchen, die silbernen Vorboten des Todes mit ihren traurigen, ärmlichen Büchsen vom Himmel zu holen.

Das Szenario flößt Angst ein. Die Bürger werden in Furcht einhergehen und stets fluchtbereit den Horizont nacht den Lufttorpedos absuchen, die mit plötzlichem Rauschen zur Erde hinabtauchen. Werden wir zu einer unterirdischen Zivilisation werden, die ihr erbärmliches Leben in dunkler Erde vergräbt, gelähmt von Himmelsphobie? Können wir etwas tun, um uns vor diesen grinsenden Todesgeschossen zu schützen?
Der Hobbyforscher hat dieses Problem in den letzten Monaten sehr sorgfältig untersucht, und wir glauben, es gibt etwas, das der gewöhnliche besorgte Bürger tun kann. Untersuchen wir zunächst dir Rakete selbst.


Die Rakete selbst
Also was ist der Marschflugkörper, und warum ist er so angsterregend und tödlich? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zu seiner Abwehr.
Der Marschflugkörper ist im Prinzip eine sich selber steuernde, horizontal fliegende Rakete. Sie wird von einem normalen Flugzeug, z.B. einem Bomber, abgeworfen und fliegt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 500 Meilen pro Stunde in einer Höhe von nur 50 Fuß über dem Boden zum Ziel (Es ist uns bewußt, daß diese Beschreibung ebenso für die meisten Pendler im Berufsverkehr auf dem Autobahnnetz zutrifft).
Die Rakete trägt einen nuklearen Gefechtskopf, der eine ganze Stadt in weniger als einer Millisekunde vernichten kann.
Was aber den Marschflugkörper besonders entsetzlich macht, ist, daß er eine ''intelligente'' Bombe ist. Er kann das Terrain ''sehen'' und ''weiß'' wo sein Ziel liegt. Er vermeidet Hindernisse und vollführt eine unglaubliche Luftakrobatik, um sein Ziel zu erreichen und sich selbst in die Luft zu jagen.
In dieser Verbindung von Intelligenz und Niedrigflugeigenschaften liegt die Beinahe-Unbesiegbarkeit dieser Waffe. Da die Rakete in etwa 50 Fuß Höhe fliegt, können normale Frühwarnradarsysteme sie nicht orten, und deshalb ist keine ''normale'' Verteidigung möglich. Der Hobbyforscher hat jedoch herausgefunden, daß gerade diese Verbindung von Intelligenz und niedriger Flughöhe ihre Achillisferse ist.


Wie schlau ist schlau?
Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie seien ein Marschflugkörper. Sie haben genug Treibstoff, um etwa 1500 Meilen zu fliegen, und Sie wollen mit satten 500 Meilen in der Stunde vorwärtskommen. Ihre Flanken rasieren die Wipfel von Bäumen ab, wie Sie so Ihrem Ziel zudonnern, und Sie sind ganz scharf darauf, zu explodieren und in ''Fitzelchen'' zu zerstäuben (Fitzelchen ist ein Fachausdruck, der in der Verteidigungstheorie benutzt wird. Strenggenommen bedeutet er ''winzig kleine Teile, die, würden sie wieder zusammengesetzt, dem Original irgendwie ähneln würden''.).
Sie mögen schlanke, metallische Formen, eine genau umrissene Aufgabe und den unglaublichen, fast unterwürfigen Respekt von anderen. Sie rasen schneller als ein Ferrari und sind wendiger als eine Katze in einem Leinensack. Sie sind eine Rakete - ein Marschflugkörper - und Sie sind verdammt stolz darauf.
Nun zu diesem Rollenspiel. Spüren Sie einen Hauch von Aufregung, wenn Sie sich all diese Macht und Schrecklichkeit vorstellen? Natürlich tun Sie das. Aber denken Sie auch, daß es spaßig wäre, in winzige Stückchen zu explodieren? Nein! Das ist der Schlüssel, das schwache Glied in der vergoldeten Kette der Rakete.
Wie intelligent kann der Marschflukörper sein, wenn er sich am Ende einer mühsamen Reise in die Luft sprengt? Welches kluge Stück Hardware vernichtet sich gehorsam selbst? Kein sehr schlaues, ganz sicher. Das bringt uns dazu, zu glauben, daß die sogenannte ''schlaue Bombe'' in Wirklichkeit ziemlich doof ist.
Wir haben also eine fast schwachsinnige Bombe mit einem begrenzten Treibstoffvorrat, die mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit praktisch am Boden entlangschrappt. Das summiert sich zu einem schmucken kleinen Hobbyprojekt, um Ihr Heim vor dem fiesen Marschflugkörper zu schützen (In größerem Maßstab könnte man ein ganzes Land schützen Wir halten es kaum für unpatriotisch, das zu betonen, denn wenn wir daran gedacht haben, dann sicher auch andere. Wir beanspruchen keine speziellen Kenntnisse oder Expertenschaft auf dem Gebiet der Verteidigungstechnologie, außer bei der Vervollkommnung unseres ''Verteidigungsgeräts auf großem Fuß'', daß wir in ''Das Pentagon heute'', 2,27,1979 beschrieben haben.).

Das Projekt
Sie brauchen einige Aluminiumstaebe, Holz, 2  4 Zoll, und Stahlblech. Eine Auswahl brauner und weißer Acrylfarben wäre praktisch, wie auch einige alte Federn aus Schrottautos und ein Radargerät, wie es die Polizei benutzt. Das Projekt erfordert etwa 10 Stunden Arbeit.
Unsere Version kostet etwa 350 Dollar, wenn man hauptsächlich Restmaterial benutzt.

Befestigen Sie das Radar auf Ihrer Fernsehantenne. Legen Sie einen Draht von der Alarmsierene des Radars die Antenne hinunter zu Ihrem ''Marschflukörperverteidigungszentrum'' in der Garage. Die Kinder werden ganz wild darauf sein.
Bauen Sie eine Konstruktion von 55 Fuß Höhe aus den Aluminium- stäben und dem Holz. Ein Mini-Eifelturm wäre eine gute Idee, weil dies den wahren Zweck tarnt.
Verstärken Sie die Spitze des Turmes mit dem Stahlblech. Lassen Sie Ihre künstlerische Ader walten, und bauen Sie was, das zur Gegend paßt. Ermitteln Sie die Richtung, aus der ein Marschflugkörper wahrscheinlich auf Ihr Haus zugeflogen käme, und legen Sie den Turm so hin, daß sein Fuß in diese Richtung zeigt (Wir haben absichtlich auf den technischen Jargon verzichtet, um Verwirrung zu vermeiden.).
Befestigen Sie die Federn an der Basis der Turms. Bauen Sie etwa so einen Federmechanismus wie bei einer Mausefalle. Vielleicht kaufen Sie sich eine, damit Sie ihn studieren können.
Verbinden Sie ein Relais so mit dem Radar, daß, sobald der Alarm ausgelöst wird, der Federmechanismus des Turmes betätigt wird und dieser in die Senkrechte hochschnellt.
Streichen Sie das Stahlblech an der Turmspitze so, daß es wie eine Ziegelmauer aussieht. Benutzen Sie die braune und weiße Farbe.
Das ist alles! Jetzt lehnen Sie sich zurück und genießen Sie rund um das Jahr den Schutz vor diesen lästigen Marschflugkörpern!
Funktionstheorie
Wenn das Radar einen Marschflugkörper entdeckt, wird das Federrelais aktiviert, das den Turm in die Höhe schnellen läßt. Die Rakete sieht plötzlich etwas gegenüber, das offenbar eine Ziegelmauer ist (Das ist der Grund dafür, die Turmspitze so zu streichen, daß sie Ziegeln ähnelt. Je besser die Malerei, desto besser die Abwehr, ganz klar.). Weil die Bombe, wie wir gesehen haben, nicht allzu schlau ist, wir sie sehr verwirrt sein, denn niemand hat ihr gesagt, sie solle in 50 Fuß Höhe auf Ziegelmauern aufpassen.
Als Ergebnis dieser Verwirrung wird die Rakete mit aller Kraft von der angeblichen Ziegelmauer abdrehen und dabei einen beträchtlichen Teil des kostbaren Brennstoffes verbrauchen. Sie kann ihre Mission nicht mehr erfüllen und wird vor Scham im Meer versinken.
So verschont sie Sie vor weiteren Belästigungen, und wer immer auch in ihrem Zielgebiet war, wir vor der Vernichtung bewahrt. Alles in allem ist das eine humanitäre Geste, die Freund und Feind gleichermaßen schätzen werden (Wir haben das Problem der Häuser, die nicht an der See liegen, bis jetzt nicht gelöst. Es ist möglich, daß sich der Marschflugkörper so schämt, daß er sofort mit der Begegnung mit der Pseudomauer detoniert und so Sie und die ganze Gegend atomisiert. In diesem Falle müssen Sie sich über weitere Belästigungen nicht mehr den Kopf zerbrechen.).
Wenn die Rakete weg ist, kippen Sie einfach den Turm wieder um, justieren die Federn und entspannen sich in Ihrem Garten, voll Vertrauen auf die Sicherheit eines kuscheligen, verteidigungsstarken Heims . Ihre Nachbarn werden Ihre Fuersorglichkeit sicher zu schätzen wissen und Sie sehr wahrscheinlich für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.



Stephan Löscher, 22 Nov 1998  
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