Der PAPST macht VERLUSTE

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Guido:

Der PAPST macht VERLUSTE

 
10.07.02 08:38
Der Kassenwart Gottes macht Minus
Kassenwart Gottes:
Der Vatikan in den roten Zahlen
Hat der Kassenwart Gottes kein glückliches Händchen mehr? Was ist schief gelaufen beim einst so erfolgreichen Vermögensmanager des Papstes? In Rom herrscht Krisenstimmung. Der Vatikan ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht: Vor allem die Börsenkrise sorgt für kräftige Verluste im Depot des Heiligen Stuhls.
Rund 3,5 Millionen Euro Minus verbuchte der Vatikan im vergangenen Jahr. Grund: Konjunktureinbruch, Terror und Börsencrash. Allein die Gewinne aus Börsengeschäften sind um die Hälfte auf 33 Millionen Euro eingebrochen. Dabei sah es in den vergangenen Jahren so gut aus für den Papst. In 2000 beispielsweise erwirtschaftete sein Kassenwart noch einen Gewinn von neun Millionen Euro.
Insgesamt gab der Vatikan im vergangenen Jahr etwa 200 Millionen Euro aus, nahm allerdings nur 197 Millionen Euro ein. Neben den miesen Börsengeschäften sind jetzt auch noch die Einnahmen aus Gebäudevermietungen leicht geschrumpft. Dafür reißt die Spendenbereitschaft offensichtlich nicht ab: Die Spendeneinnahmen kletterten leicht auf rund 70 Millionen Euro.
Trotz mieser Zahlen - in Rom macht man sich noch keine allzu großen Sorgen. Denn der Jahresverlust ist durch das Vermögen des Vatikans bestens abgedeckt, heißt es. Immerhin beläuft sich dieses auf formell 670 Millionen Euro. Die meisten Gebäude sind aber in den Büchern nur mit symbolischen Beträgen aufgeführt. Das Vermögen des Vatikan dürfte also um ein Vielfaches höher liegen.


Herr über ein Vermögen von 670 Millionen Euro

Börsengeschäfte sollen die Finanzlöcher des Vatikans stopfen. Der Papst betet, sein Investment-Chef spekuliert. Anleihen, Gold, Devisen und Aktien - hinter den dicken Mauern des Vatikans zieht der Kassenwart Gottes die Strippen. Früher liefen die Geschäfte wie geschmiert. Derzeit sieht es hingegen maus aus. Der Gewinn aus Börsengeschäften hat sich halbiert.
Im 3. Stock des Apostolischen Palastes in Rom, hoch über dem Petersplatz und nur 20 Meter Luftlinie vom Papst entfernt, sitzt er - Giorgio Stoppa, Herr über ein Vermögen von 670 Millionen Euro. Oft sind die Fenster seines Büros noch spät Abends hell erleuchtet.
Giorgio Stoppa mag die Dunkelheit. Fast jeden Tag arbeitet er bis in die Nacht hinein. Nur Insider kennen den Mann. Er scheut die Öffentlichkeit, mag keine Fragen - und schon gar nicht mag er über seine Geschäfte im Namen des Herrn sprechen. Alles streng geheim.
Stoppas "außerordentliche Abteilung", im Vatikan-Jargon "Sezione Straordinaria" genannt, ist der Goldesel des Heiligen Stuhls. Kaufen, verkaufen, halten - Stoppa finanziert mit Gewinnen aus Wertpapier-Geschäften rund ein Drittel der Personal- und Gebäudekosten des Vatikans. Ohne die Millionengewinne hätte der Heilige Stuhl ein Finanzproblem.
Zehn Mitarbeiter an den Börsen in Mailand, London und New York hören auf Stoppas Kommando. An den Anlagestrategien tüftelt er mit seinen Mitarbeitern - jeden Morgen um 9 Uhr. Stoppa hat vorher schon alle Kurse studiert. Die Öffentlichkeit bekommt von all dem nichts mit. Das Unternehmen Vatikan läuft wie ein Schweizer Uhrwerk: seriös, diskret, leise.


In den dunklen Fluren des Vatikans
Experten aus der internationalen Hochfinanz beraten den Kassenwart Gottes.
Göttliche Eingebung, geniale Strategie, glückliches Händchen - das Spekulieren im Namen des Herrn hat Tradition. Erstmals im Jahre 1929 investierte der Vatikan 40 Millionen Dollar in Gold, Devisen und Aktien. Mit Erfolg: Nach 16 Jahren hatte sich das Kapital verdoppelt - trotz Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg.
Obwohl es im Moment nicht so gut läuft - Giorgio Stoppa will es noch besser machen als seine Vorgänger. Seit zwölf Jahren verantwortet er die Geschäfte der päpstlichen Investment-Abteilung. 20 Millionen Euro Gewinn hat er in einem guten Börsenjahr schon erwirtschaftet - und das Wertpapiervermögen während seiner Amtszeit verdreifacht.
Der Kassenwart Gottes hat Furchen im Gesicht. Auch sonst sieht der 69-Jährige nicht aus wie einer, der dem Papst dient. Im Gegenteil. Giorgio Stoppa ist ein Banker-Typ - Anzug und Krawatte statt Talar. Ob er betet, wenn er investiert?
Giorgio Stoppa ist diskret. Ein Foto von ihm? Er weigert sich. Auskünfte über seine Wertpapier-Geschäfte? Er hält sich zurück. Interviews am Telefon? Er will nicht. Kaum etwas dringt aus den dunklen Fluren der päpstlichen Vermögensverwaltung an die Außenwelt - Stoppa hält sich an die Regeln.
Ob Stoppa bei seinen Investments auf Gottes Eingebung setzt, bleibt ein Geheimnis. Dass ihn Experten aus der internationalen Hochfinanz beraten, ist bekannt. Kauft er Aktien, dann nur die Marktführer. "Wir gehen mit Geld so um, wie es ein guter Familienvater tun würde", verrät der strenggläubige Katholik.


Wie viel besitzt der Heilige Stuhl wirklich?
Gerüchten zufolge soll der Vatikan rund 38 Prozent des Aktienportefeuilles in amerikanischen Blue-Chips angelegt haben. Beteiligt ist der Heilige Stuhl auch am Autohersteller Fiat, an der Versicherung Generali, der Banco Credito Italiano und dem Stromversorger Enel.
Stoppa hält sich an die Gebote Gottes. Tabu sind Investments in Waffenproduzenten. Auch Pharmaunternehmen, die Mittel zur Empfängnisverhütung herstellen, passen nicht zur Investmentphilosophie des Papstes. Ebenso spekulative Technologieaktien - der Vatikan setzt auf die Old Economy.
Der Kassenwart Gottes stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Leibdiener und Chauffeur bei Papst Pius XII. Das BWL-Studium finanzierte sich Giorgio Stoppa mit Nebenjobs im Vatikan. Später sammelte er als Hospitant der Chase Manhattan Bank in London erste Erfahrungen in der Investmentbranche.
"Ich empfinde mich als privilegiert, im Dienste von Christus zu arbeiten", sagt Stoppa. Gestartet als Hilfsbuchhalter in der päpstlichen Vermögensverwaltung - "Amministrazione del Patrimonio della Sede Apostolica" (APSA) -, ist er zum Kassenwart Gottes aufgestiegen.
Offiziell beläuft sich der Wert des von der APSA verwalteten Vermögens auf 670 Millionen Euro Euro. Offiziell. Experten schätzen, dass die Buchhalter des Heiligen Stuhls den Immobilienbesitz viel zu niedrig bewerten. Der soll dreimal so viel wert sein - das wären dann zusätzliche 750 Millionen Euro.


Mitten in Rom: Der kleinste Staat der Welt
Hunderttausende Gläubige pilgern jedes Jahr zum Petersplatz in die Vatikanstadt. Der Vatikan ist mit 0,44 Quadratkilometern Fläche und 860 Einwohnern der kleinste Staat der Welt - mitten in Rom.
Der Vatikan wurde im Jahre 1929 mit den Lateranverträgen geschaffen. Der katholische Kirchenstaat hat fast alles, was einen Staat ausmacht - so auch eine Verfassung, die so genannte Apostolische Konstitution von 1967.
Der Vatikan hat eine eigene Armee (110 Schweizergardisten), eine Hymne, eine Flagge, ein eigenes Post- und Fernmeldewesen, eigene Briefmarken und einen Fernsehsender. Der Postdienst, der rund 20 Millionen Sendungen jährlich bearbeitet, wird auch von vielen Römern benutzt, die ihm mehr vertrauen als der italienischen Post.
Ein ans Netz der italienischen Staatsbahnen angeschlossener Bahnhof verbindet den Stadtstaat mit der Welt. 2000 Telefone dienen der Kommunikation.
Zur Infrastruktur gehören ferner ein Supermarkt, eine Tankstelle, ein Bekleidungs- und Elektrogeschäft.
Die Mehrzahl der Einwohner, denen jeweils eine zeitlich begrenzte Staatsbürgerschaft erteilt wird, ist im diplomatischen Dienst tätig oder gehört der Schweizergarde an. Dazu kommen Kirchenbedienstete.

Quelle: Netscape
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