er Enron-Skandal war wohl erst der Anfang. über „kreative“ Buchführung
bei Tyco International und Enterasys reagieren die Investoren zunehmend
verschreckt. Trotz zum Teil erfreulicher Konjunkturnachrichten – wie ein
verzeichneten die Indizes zuletzt Einbußen.
Unbeeindruckt von den Verlusten geben sich die globalen Strategen für
Aktien zuversichtlich. So gewichtet Lehman Brothers Aktien im Vergleich
zur Benchmark nach wie vor um zehn Prozent über. „Nach unserer
Wachstum der Unternehmensgewinne von acht Prozent und für 2003 rund
Investmenthauses diese Übergewichtung.
Die Strategen von SEB Invest sind etwas vorsichtiger. Seit Oktober 2001
haben sie den Aktienanteil im globalen Portfolio nur leicht aufgestockt. „In
dem Maße, wie sich die Konjunktur- und Unternehmensdaten verbessern,
werden wir auch eine Übergewichtung zu Lasten der Bonds herbeiführen“,
sagt Jörg Kloy, Stratege des Investmenthauses.
Die Firmen hätten in den Monaten nach dem 11. September die Gunst der
Stunde genutzt, um alle negativen Entwicklungen zu kommunizieren, so
Kloy weiter. „Damit ist wohl das Ende der negativen Überraschungen bei
den Quartalsergebnissen erreicht.“ Die Zahlen für das vierte Quartal seien
schon wieder mehrheitlich positiv – wie etwa bei SAP, Nokia, Oracle und
Yahoo, betont Kloy.
So nimmt seit Ende 2001 der Anteil positiver Gewinnrevisionen wieder zu.
„Dies ist sowohl in den USA als auch in Europa der Fall“, sagt Kloy.
Während 40 Prozent der US-Firmen positive Gewinn-Schlagzeilen machen,
liegt dieser Anteil für europäische Firmen bei 30 Prozent.
Daher hat SEB im Vergleich zum Oktober den Anteil von US-Titeln um zwei
Prozent auf 62 Prozent aufgestockt (siehe Portfolio vom 5.Oktober). „Die
USA haben mit ihrer expansiven Fiskalpolitik bessere Chancen, den
Konjunkturaufschwung zu erreichen“, sagt Kloy. Zudem würden niedrige
Energiepreise und die im vergangenen Jahr eingeleiteten
Restrukturierungsmaßnahmen der Unternehmen – Personalabbau,
Reduzierung von Kapazitäten und Lagerbeständen – wieder für steigende
Gewinne sorgen.
Auch die Strategen von UBS Warburg erhöhten den Aktienanteil im
globalen Portfolio: von 57,9 Prozent im Dezember auf 59,6 Prozent – und
damit auf 4,6 Prozent über der Benchmark-Gewichtung. Gleichzeitig
wurden Bonds um 1,1 auf 38,5 Prozent reduziert und sind nun im
Vergleich zur Benchmark 1,5 Prozent untergewichtet. „Wir erwarten für
dieses Jahr eine konjunkturellen Erholung, die ihren Anfang in den
Vereinigten Staaten nehmen wird“, sagt Larry Hatheway, globaler
Chef-Stratege bei der Investmentbank.
In der Vergangenheit, so Hatheway, habe sich der „ISM Manufacturing
Index“ (Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe) in den
USA parallel zu den Aktienmärkten entwickelt. Index und Aktienmärkte
erreichten ihren Boden zur selben Zeit. „Es stimmt mich optimistisch, dass
der Wert nach seinem Tief von 40,40 Punkten im Oktober 2001 dann im
Januar mit 52,00 Zählern den höchsten Stand seit Mitte 2000 erreicht hat.
Ein Indexstand über 50 Punkten signalisiert eine Verbesserung der
Konjunkturlage, ein Stand unter 50 Punkten eine Verschlechterung.
Die Strategen der HypoVereinsbank (HVB) sind davon überzeugt, dass die
massive geldpolitische Lockerung in den USA und das Ende der
angespannten Situation bei den Lagerbeständen die
Unternehmensgewinne und damit auch die Aktienkurse wieder steigen
lassen werden. „Die Wende in den USA wird aber auch in Euroland über
steigende Auftragseingänge aus dem Ausland die Konjunkturwende
unterstützen“, sagt HBV-Stratege Tammo Greetfeld. Das wiederum werde
den Aktienmärkten auf die Beine helfen.
Auch hält die HVB eine Zinssenkung der EZB Ende März für möglich. „Für
die Aktienmärkte heißt das, dass die Bewertung durch den Zinstrend keine
Belastung erfahren wird“, so Greetfeld weiter. Zugleich bleibe dadurch die
Verzinsung von Cash niedrig, die Anreize für Umschichtung aus Cash in
Aktien und Anleihen bestünden fort.