Mit Metro & Co. der Flaute trotzen
Nur die Großen können die Auswirkungen der Konsumkrise abfedern. Investoren brauchen ein glückliches Händchen
von Torsten Schubert
Selbst in den entlegensten Winkeln ist das Echo unüberhörbar. Rezession und Deflation - zwei Begriffe, die vielleicht sogar den Weg in die Hitliste der Wörter des Jahres finden. Und sofort fragt sich jeder Mensch auf der Straße, im Café oder Büro, welche Auswirkungen dies auf die Konsumbereitschaft der Verbraucher, auf Arbeitsplätze und Unternehmen der Branche haben wird.
Unübersehbar ist die Lage für den europäischen Einzelhandel nach wie vor schwierig - auch wenn Besserungstendenzen erkennbar sind. Der Irak-Konflikt ist beendet und damit ein großer Unsicherheitsfaktor aus der Welt. Aber vor allem in Deutschland halten sich die Konsumenten angesichts schwacher Konjunkturaussichten, schlechter Arbeitsmarktlage, steuerpolitischen Durcheinanders und steigender Beiträge für Renten- und Arbeitslosenversicherung zurück. Konsequenz: Die Wirtschaftsentwicklung ist in Deutschland 2002 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um nur ,2 Prozent enttäuschend verlaufen. Ohne Auslandsnachfrage wäre die gesamtwirtschaftliche Leistung sogar unter dem Vorjahr geblieben. Dabei hat sich der private Verbrauch erstmals seit der Wiedervereinigung mit minus ,5 Prozent schwächer entwickelt als im Vorjahr. Besonders bei langfristigen Konsumgütern wirkt sich diese Flaute aus.
Zweifelhaft ist, so Experten, ob der aktuelle Rabattwahn im Einzelhandel die richtige Strategie ist. Schließlich sind die Margen in der Branche auf Grund des harten Wettbewerbs traditionell sehr niedrig. Viele Experten erwarten noch nicht einmal neue Nachfrageimpulse, sondern warnen vor einer deflationären Abwärtsspirale: Bei massiven Preissenkungen rechnen Konsumenten mit weiter fallenden Preisen und verschieben ihre Anschaffungen. Senken Unternehmen dann erneut die Preise, verlieren sie an Ertragskraft und müssen die Produktion einschränken. Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Gesamtnachfrage sinkt.
Doch es gilt zu unterscheiden. Denn Konsum als Synonym für eine Branche ist nicht unbedingt die Summe aller Unternehmen und Probleme eines Wirtschaftsbereichs. Börsianer gehen hier einen einfachen Weg: Sie unterscheiden zwischen Anbietern von zyklischen Gütern und Dienstleistungen sowie Anbietern nichtzyklischer Güter und Dienstleistungen.
Zu Letzteren gehören Unternehmen, die Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs herstellen, zum Beispiel Kosmetik oder Reinigungsmittel. Diese Güter werden von Konsumenten unabhängig von der Konjunktur nachgefragt. Aktien dieser Firmen gelten als defensiv und werden in Zeiten schwacher Konjunktur bevorzugt, da die Unternehmen jederzeit eine relativ stabile Umsatz- und Gewinnentwicklung aufweisen.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Der so genannte "Teuro-Effekt" und die steigende Arbeitslosigkeit haben dazu geführt, dass mehr gespart wurde - Konsumverzicht und eine steigende Sparquote sind die Folgen. Eine weiter zunehmende Preissensibilität und der Verzicht auf teure Lebensmittel sind nur zwei Stichworte in diesem Zusammenhang. Verbraucher greifen daher immer öfter zu günstigen Eigenmarken des Handels.
Die Konzerne versuchen, diesem Trend mit Innovationen in wachstumsstarken Produktsegmenten zu begegnen. Höhere Produktivität und Kosteneinsparungen sollen außerdem zu Margenverbesserungen führen.
Im europäischen Kosmetiksektor ist der Konsolidierungsprozess noch nicht abgeschlossen. Erst kürzlich hat der US-Konzern Procter & Gamble das deutsche Haarpflegeunternehmen Wella übernommen. Auch Henkel ist auf der Suche nach einem geeigneten Übernahmeobjekt. Ein Kandidat könnte Beiersdorf sein, da die Börse mit dem baldigen Verkauf des Aktienanteils durch die Allianz rechnet. Die Marktentwicklung zeigt ähnlich wie bei Nahrungsmitteln immer mehr in Richtung günstiger Handelsmarken. Besonders dort, wo die Konsumenten keinen Unterschied zur teuren Markenware erkennen. Als große Wachstumsfelder in der Kosmetikbranche gelten die Männerkosmetik sowie das Wellness- und Anti-Aging-Segment.
Szenenwechsel. Spätestens mit einer (sich abzeichnenden) Konjunkturerholung ist an der Börse auch wieder mit einer Sektorrotation hin zu Unternehmen aus dem Bereich zyklische Güter und Dienstleistungen zu rechnen. Die Gewinner von morgen: Einzelhandel, Reisekonzerne und die Luxusgüterindustrie.
Reisekonzerne hatten aber bereits vom Ende des Irak-Konflikts profitiert. Die Buchungszahlen stiegen deutlich an, und Fluggesellschaften stockten ihre in der Krise stillgelegten Kapazitäten wieder auf. Von einer grundlegenden Trendwende für die Branche wollen Experten aber noch nicht reden. Die Verluste der letzten Monate werden durch den bescheidenen Aufschwung kaum ausgeglichen. Doch die Fähigkeit, wie Phönix aus der Asche zu steigen, wird wie so oft in der Vergangenheit dazu führen, dass Investoren auf den Zug aufspringen - selbst wenn er schon rollt.
Nur die Großen können die Auswirkungen der Konsumkrise abfedern. Investoren brauchen ein glückliches Händchen
von Torsten Schubert
Selbst in den entlegensten Winkeln ist das Echo unüberhörbar. Rezession und Deflation - zwei Begriffe, die vielleicht sogar den Weg in die Hitliste der Wörter des Jahres finden. Und sofort fragt sich jeder Mensch auf der Straße, im Café oder Büro, welche Auswirkungen dies auf die Konsumbereitschaft der Verbraucher, auf Arbeitsplätze und Unternehmen der Branche haben wird.
Unübersehbar ist die Lage für den europäischen Einzelhandel nach wie vor schwierig - auch wenn Besserungstendenzen erkennbar sind. Der Irak-Konflikt ist beendet und damit ein großer Unsicherheitsfaktor aus der Welt. Aber vor allem in Deutschland halten sich die Konsumenten angesichts schwacher Konjunkturaussichten, schlechter Arbeitsmarktlage, steuerpolitischen Durcheinanders und steigender Beiträge für Renten- und Arbeitslosenversicherung zurück. Konsequenz: Die Wirtschaftsentwicklung ist in Deutschland 2002 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um nur ,2 Prozent enttäuschend verlaufen. Ohne Auslandsnachfrage wäre die gesamtwirtschaftliche Leistung sogar unter dem Vorjahr geblieben. Dabei hat sich der private Verbrauch erstmals seit der Wiedervereinigung mit minus ,5 Prozent schwächer entwickelt als im Vorjahr. Besonders bei langfristigen Konsumgütern wirkt sich diese Flaute aus.
Zweifelhaft ist, so Experten, ob der aktuelle Rabattwahn im Einzelhandel die richtige Strategie ist. Schließlich sind die Margen in der Branche auf Grund des harten Wettbewerbs traditionell sehr niedrig. Viele Experten erwarten noch nicht einmal neue Nachfrageimpulse, sondern warnen vor einer deflationären Abwärtsspirale: Bei massiven Preissenkungen rechnen Konsumenten mit weiter fallenden Preisen und verschieben ihre Anschaffungen. Senken Unternehmen dann erneut die Preise, verlieren sie an Ertragskraft und müssen die Produktion einschränken. Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Gesamtnachfrage sinkt.
Doch es gilt zu unterscheiden. Denn Konsum als Synonym für eine Branche ist nicht unbedingt die Summe aller Unternehmen und Probleme eines Wirtschaftsbereichs. Börsianer gehen hier einen einfachen Weg: Sie unterscheiden zwischen Anbietern von zyklischen Gütern und Dienstleistungen sowie Anbietern nichtzyklischer Güter und Dienstleistungen.
Zu Letzteren gehören Unternehmen, die Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs herstellen, zum Beispiel Kosmetik oder Reinigungsmittel. Diese Güter werden von Konsumenten unabhängig von der Konjunktur nachgefragt. Aktien dieser Firmen gelten als defensiv und werden in Zeiten schwacher Konjunktur bevorzugt, da die Unternehmen jederzeit eine relativ stabile Umsatz- und Gewinnentwicklung aufweisen.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Der so genannte "Teuro-Effekt" und die steigende Arbeitslosigkeit haben dazu geführt, dass mehr gespart wurde - Konsumverzicht und eine steigende Sparquote sind die Folgen. Eine weiter zunehmende Preissensibilität und der Verzicht auf teure Lebensmittel sind nur zwei Stichworte in diesem Zusammenhang. Verbraucher greifen daher immer öfter zu günstigen Eigenmarken des Handels.
Die Konzerne versuchen, diesem Trend mit Innovationen in wachstumsstarken Produktsegmenten zu begegnen. Höhere Produktivität und Kosteneinsparungen sollen außerdem zu Margenverbesserungen führen.
Im europäischen Kosmetiksektor ist der Konsolidierungsprozess noch nicht abgeschlossen. Erst kürzlich hat der US-Konzern Procter & Gamble das deutsche Haarpflegeunternehmen Wella übernommen. Auch Henkel ist auf der Suche nach einem geeigneten Übernahmeobjekt. Ein Kandidat könnte Beiersdorf sein, da die Börse mit dem baldigen Verkauf des Aktienanteils durch die Allianz rechnet. Die Marktentwicklung zeigt ähnlich wie bei Nahrungsmitteln immer mehr in Richtung günstiger Handelsmarken. Besonders dort, wo die Konsumenten keinen Unterschied zur teuren Markenware erkennen. Als große Wachstumsfelder in der Kosmetikbranche gelten die Männerkosmetik sowie das Wellness- und Anti-Aging-Segment.
Szenenwechsel. Spätestens mit einer (sich abzeichnenden) Konjunkturerholung ist an der Börse auch wieder mit einer Sektorrotation hin zu Unternehmen aus dem Bereich zyklische Güter und Dienstleistungen zu rechnen. Die Gewinner von morgen: Einzelhandel, Reisekonzerne und die Luxusgüterindustrie.
Reisekonzerne hatten aber bereits vom Ende des Irak-Konflikts profitiert. Die Buchungszahlen stiegen deutlich an, und Fluggesellschaften stockten ihre in der Krise stillgelegten Kapazitäten wieder auf. Von einer grundlegenden Trendwende für die Branche wollen Experten aber noch nicht reden. Die Verluste der letzten Monate werden durch den bescheidenen Aufschwung kaum ausgeglichen. Doch die Fähigkeit, wie Phönix aus der Asche zu steigen, wird wie so oft in der Vergangenheit dazu führen, dass Investoren auf den Zug aufspringen - selbst wenn er schon rollt.