Der bajuwarische Gegen-Dax
Für die separatistischen Bestrebungen der Bayern gibt es nun auch an den Börsen einen zwingenden Beweis. Erstmals erstellen die Bajuwaren einen aktuellen, eigenen Aktienindex. Dabei war es gar nicht so leicht, 30 wirklich wichtige Unternehmen aus dem Freistaat zusammenzubekommen.
München - Es sah fast aus wie ein düsteres Omen. Als an den deutschen Börsen am Dienstag der Handel begann - da zeigte die Kurskurve des neuen, bayerischen Aktienindex BayX30 steil, steil nach unten. Schon gegen halb zehn aber schaffte der Index-Neuling die Trendwende und kraxelte über seinen Startkurs von 1000 Punkten. Die Ehre der Bayern war vorerst gerettet.
Börsenpremiere einer patriotischen Kuriosität. In einem Büro in der Bayerischen Landesbank blickten derweil vier Augenpaare gespannt auf die Kurscharts. Freilich, ein bisschen nervös sei das vierköpfige Team der BayX30-Erfinder schon gewesen, als die Notierung nach unten rauschte, gesteht Tanja Wienckol von der BayernLB - aber nicht wirklich erschüttert. Sondern vielmehr stolz darauf, ihr properes BayX-Baby geboren zu haben. Wienckol ist sicher: "Das ist mal was Neues, was es so auf dem Markt noch nicht gibt."
Oktoberfest, Weißwurst, Morphosys
Womit sie Recht hat. Der neue BayX30-Index (WKN 599 825) sei in der Tat das einzige regionale Börsenbarometer, dessen Kurs minütlich neu berechnet wird, bestätigt Frank Hartmann, Sprecher der Deutschen Börse in Frankfurt. Das unterscheidet den BayX von bisherigen Regionsindizes wie dem Kox aus Köln oder dem Hamburger Haspax. Ausgerechnet die Hessen am Main also kalkulieren für die BayernLB den aktuellen Index-Stand - Grundlage sind die Kurse des Xetra-Handelssystems.
Ansonsten aber ist der BayX30 ein urbajuwarisches Gewächs: Dreißig Unternehmen, so wie im großen Bruder Dax, sind im Lederhosen-Index notiert - und allesamt stammen sie aus der Region zwischen Hof und Rosenheim, Würzburg und Passau. Die meisten Unternehmen tragen urbayrische Dialekt-Namen wie Singulus Technologies, CE Consumer Electronics oder Morphosys.
Wann kommt der Nix-Index?
Irgendwie haben sie ja auch ein Recht mit ihrem Freistaatsfinanzpatriotismus, die Bayern. Bekanntlich ist selbst der Dax beinahe ein BayX. Immerhin kommen neun der hier zu Lande wichtigsten Börsen-Unternehmen aus dem Freistaat - von der Allianz über Adidas, BMW, die Münchener Rück bis zu Siemens mitsamt beiden Sprösslingen. Welches Bundesland könnte sich sonst so einen Patrioten-Index leisten? Niedersachsen etwa? Vielleicht mit dem neuen Nix-50-Index der NordLB? Mäßige Idee.
Natürlich haben die vier aus dem Landesbank-Team den BayX nicht nur kreiert, um die weiß-blaue Fahne zu schwenken. Neben der Eigenwerbung gehört auch für öffentlich-rechtliche Banker Geschäftsgeist dazu. Deshalb haben die Bayern ein Indexzertifikat (WKN 556 453) erfunden, das den Kursverlauf des BayX30 nachvollzieht. Das soll vor allem über die bayerischen Sparkassen-Partner der Landesbank vertrieben werden. Wohl "eher nicht" an institutionelle Anleger, sagt Wienckol.
Die Vola ist hoch
Zu viel Regionalstolz kann indes riskant werden. Die 75-jährige Großmama aus Altötting jedenfalls sollte ihr Erspartes besser nicht für BayX30-Zertifikate ausgeben. Denn neben Etablierten wie MAN und soliden MDax-Werten wie Rhoen Klinikum oder Puma gehören auch ein paar Wackelkandidaten vom Neuen Markt zum Nationalstolz-Index.
Darunter ist der skandalumrankte Fast-Penny-Stock EM.TV - und auch der kriselnde Online-Broker Consors schafft es dank seiner Marktkapitalisierung in die BayX30-Liste. Vielleicht wäre ein BayX15 ja krisenfester gewesen. Aber gibt es einen Dax 15? Eben.
Auch Consors' Broker-Bruder DAB Bank, ebenfalls im BayX vertreten, hat mit einem Kursrutsch von 35 Euro im Januar auf nun 15 Euro seine Investoren nicht eben zum Jauchzen und Maß-Stemmen verführt. Selbst die Aktie von den Unterföhringern ProSiebenSat.1, kein ganz namenloses Unternehmen, hat seit Januar immerhin 80 Prozent verloren.
Auf nach Hamburg!
"Die Vola ist höher als beim Dax", gesteht Wienckol deshalb, und meint, dass die Kurskurve stärker schwankt. Aber sobald an den Börsen wieder sonniger Optimismus regiert, könnte das den BayX30 in alpine Höhenlagen treiben. Den Dax sehe man zwar einstweilen nicht als Konkurrenz, sagt die Bankerin. Aber "outperformen" wolle man den deutschen Parade-Index schon. Ein Pfund, mit dem Edmund Stoiber im Wahlkampf wuchern könnte.
Zum Schluss verrät die Bayern-Bankerin noch ihr ambitioniertestes Ziel: "Es würde uns freuen, wenn auch jemand in Hamburg unser Zertifikat kauft."
Quelle: spiegel.de)
So long,
Calexa
Für die separatistischen Bestrebungen der Bayern gibt es nun auch an den Börsen einen zwingenden Beweis. Erstmals erstellen die Bajuwaren einen aktuellen, eigenen Aktienindex. Dabei war es gar nicht so leicht, 30 wirklich wichtige Unternehmen aus dem Freistaat zusammenzubekommen.
München - Es sah fast aus wie ein düsteres Omen. Als an den deutschen Börsen am Dienstag der Handel begann - da zeigte die Kurskurve des neuen, bayerischen Aktienindex BayX30 steil, steil nach unten. Schon gegen halb zehn aber schaffte der Index-Neuling die Trendwende und kraxelte über seinen Startkurs von 1000 Punkten. Die Ehre der Bayern war vorerst gerettet.
Börsenpremiere einer patriotischen Kuriosität. In einem Büro in der Bayerischen Landesbank blickten derweil vier Augenpaare gespannt auf die Kurscharts. Freilich, ein bisschen nervös sei das vierköpfige Team der BayX30-Erfinder schon gewesen, als die Notierung nach unten rauschte, gesteht Tanja Wienckol von der BayernLB - aber nicht wirklich erschüttert. Sondern vielmehr stolz darauf, ihr properes BayX-Baby geboren zu haben. Wienckol ist sicher: "Das ist mal was Neues, was es so auf dem Markt noch nicht gibt."
Oktoberfest, Weißwurst, Morphosys
Womit sie Recht hat. Der neue BayX30-Index (WKN 599 825) sei in der Tat das einzige regionale Börsenbarometer, dessen Kurs minütlich neu berechnet wird, bestätigt Frank Hartmann, Sprecher der Deutschen Börse in Frankfurt. Das unterscheidet den BayX von bisherigen Regionsindizes wie dem Kox aus Köln oder dem Hamburger Haspax. Ausgerechnet die Hessen am Main also kalkulieren für die BayernLB den aktuellen Index-Stand - Grundlage sind die Kurse des Xetra-Handelssystems.
Ansonsten aber ist der BayX30 ein urbajuwarisches Gewächs: Dreißig Unternehmen, so wie im großen Bruder Dax, sind im Lederhosen-Index notiert - und allesamt stammen sie aus der Region zwischen Hof und Rosenheim, Würzburg und Passau. Die meisten Unternehmen tragen urbayrische Dialekt-Namen wie Singulus Technologies, CE Consumer Electronics oder Morphosys.
Wann kommt der Nix-Index?
Irgendwie haben sie ja auch ein Recht mit ihrem Freistaatsfinanzpatriotismus, die Bayern. Bekanntlich ist selbst der Dax beinahe ein BayX. Immerhin kommen neun der hier zu Lande wichtigsten Börsen-Unternehmen aus dem Freistaat - von der Allianz über Adidas, BMW, die Münchener Rück bis zu Siemens mitsamt beiden Sprösslingen. Welches Bundesland könnte sich sonst so einen Patrioten-Index leisten? Niedersachsen etwa? Vielleicht mit dem neuen Nix-50-Index der NordLB? Mäßige Idee.
Natürlich haben die vier aus dem Landesbank-Team den BayX nicht nur kreiert, um die weiß-blaue Fahne zu schwenken. Neben der Eigenwerbung gehört auch für öffentlich-rechtliche Banker Geschäftsgeist dazu. Deshalb haben die Bayern ein Indexzertifikat (WKN 556 453) erfunden, das den Kursverlauf des BayX30 nachvollzieht. Das soll vor allem über die bayerischen Sparkassen-Partner der Landesbank vertrieben werden. Wohl "eher nicht" an institutionelle Anleger, sagt Wienckol.
Die Vola ist hoch
Zu viel Regionalstolz kann indes riskant werden. Die 75-jährige Großmama aus Altötting jedenfalls sollte ihr Erspartes besser nicht für BayX30-Zertifikate ausgeben. Denn neben Etablierten wie MAN und soliden MDax-Werten wie Rhoen Klinikum oder Puma gehören auch ein paar Wackelkandidaten vom Neuen Markt zum Nationalstolz-Index.
Darunter ist der skandalumrankte Fast-Penny-Stock EM.TV - und auch der kriselnde Online-Broker Consors schafft es dank seiner Marktkapitalisierung in die BayX30-Liste. Vielleicht wäre ein BayX15 ja krisenfester gewesen. Aber gibt es einen Dax 15? Eben.
Auch Consors' Broker-Bruder DAB Bank, ebenfalls im BayX vertreten, hat mit einem Kursrutsch von 35 Euro im Januar auf nun 15 Euro seine Investoren nicht eben zum Jauchzen und Maß-Stemmen verführt. Selbst die Aktie von den Unterföhringern ProSiebenSat.1, kein ganz namenloses Unternehmen, hat seit Januar immerhin 80 Prozent verloren.
Auf nach Hamburg!
"Die Vola ist höher als beim Dax", gesteht Wienckol deshalb, und meint, dass die Kurskurve stärker schwankt. Aber sobald an den Börsen wieder sonniger Optimismus regiert, könnte das den BayX30 in alpine Höhenlagen treiben. Den Dax sehe man zwar einstweilen nicht als Konkurrenz, sagt die Bankerin. Aber "outperformen" wolle man den deutschen Parade-Index schon. Ein Pfund, mit dem Edmund Stoiber im Wahlkampf wuchern könnte.
Zum Schluss verrät die Bayern-Bankerin noch ihr ambitioniertestes Ziel: "Es würde uns freuen, wenn auch jemand in Hamburg unser Zertifikat kauft."
Quelle: spiegel.de)
So long,
Calexa