Dieser Artikel stand am 16.09.2008 in der Wirtschaftswoche, für alle die ihn noch nicht gelesen habe. Mein Einstiegstiming richte ich auch immer etwas an den Medienthemen aus. Möchtegern-Wirtschaftsmagazine und -börsenblätter eigenen sich dafür in meinen Augen sehr gut. Vielleicht kann sich Jemand erinnern. Zur Jahrtausendwende war mittlerweile die Bildzeitung zum Börsenblatt mutiert und veröffentlichte jeden Tag neue "Kursraketen" und "todsichere Aktieninvestments" aus dem Bereich Telekommunikation, Technologie und Internet, kurz bevor die Börse fiel. Nach den Anschlägen auf das WorldTradeCenter war tagelang nur in den Medien zu lesen "Verkauft Aktien, nutzt Sparbücher". Die Börse stieg ab ca 20.11.2001 um ca 40 Prozent bis ins Frühjahr 2002 um dann, Georg Bush und seiner Mobilmachung gegen die Achse des Bösen, für ca 12 Monate auf Tauchstation zu gehen. Nachdem die Kriegsgefahr permanent zunahm, stand Anfang März überall zu lesen "Sollte noch Jemand Aktien besitzen, bitte verkaufen, da durch den Krieg auch noch der letzte Rest Substanz aus dem Aktienmarkt gebommt wird!". Was passierte? Richtig, 5 Jahre-Hausse mit göttlichen Renditen und die verängstigten Kleinanleger zum großen Teil blieben aussen vor, weil Aktien und Fonds Teufelszeug sind. Ja und Mitte 2008, nachdem die ersten Banken Abschreibungen hatten, hieß es lapidar "Ist alles nicht so schlimm!" oder "Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird!" oder "Wir haben keine Leichen im Keller!". Und nun steht mal wieder überall "Wir werden alle sterben!" oder "It´s Judgement Day!" oder "Hände weg von Aktien!". Ich denke, ich habe einen guten Einstiegszeitpunkt getroffen. Ob es ein sehr Guter war, wird die Zeit zeigen.
Und hier der Artikel:
Uli Schulte-Döinghaus
16.09.2008
Zehn Ratschläge für Ihre ganz private Stunde null.
Wie bringe ich mich, meine Familie und mein Hab und Gut in eine Sicherheit, die möglichst fern ist von Geldhäusern, Banken, Sparkassen - und besonders: Landesbanken? Wie wappne ich mich vor einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Wie, bitte, mehre ich mein Cash auch im Crash?
1. Gold
1910 konnte man für eine Unze Gold einen guten Anzug kaufen, heute kann man das noch immer, die Feinunze kostet aktuell rund 546 Euro. Zum Anlegen eignen sich gängige Münzen wie der Krügerrand, der fast keine Präge-Aufschläge auf sein Gewicht kostet, und Barren ab 250 Gramm. Nach einem rapiden Wertverlust im Sommer legte der Goldpreis wieder um 25 Dollar zu, als sich die Insolvenz von Lehman Brothers abzeichnete. Gold gilt als, wenn auch zinsfreier, sicherer Hafen. Zumal in Krisenzeiten.
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Finanzkrise 2. Cash
Am geeignetsten seien Silbermünzen in kleiner Stückelung, sagt ein älterer und leidgeprüfter Freund mit Schwarzmarkt- und Nachkriegserfahrung. Mindestens für drei Monate Bargeld sollte man zu Hause haben, sagt er. Gut sind 10-Euro-Silbermünzen, die rund eine halbe Unze echtes Silber enthalten (Wert etwa 9 Euro). Ausreichend „Cash in der Täsch" (rheinische Bargeldformel) macht sowieso flexibel und unabhängig vom Wankelmut der Märkte. Nie lachte das Bargeld so wie in unübersichtlichen Zeiten wie diesen. Und wohin mit dem Baren, dem Wahren?
3. Papier
Auf die vielgescholtenen Langweiler – Sparbuch, Bausparverträge, Giro-, Tages-, Festgeldkonten – ist einigermaßen Verlass. Auch Lebensversicherungen sind einigermaßen geschützt; bei bisherigen Schieflagen blieben in Deutschland die Kunden ungeschoren. Bafin und Protektor sei Dank.
4. Banken
Zertifikate? Nichts wie raus, wenn’s noch möglich ist! Geht die Bank, die sie aufgelegt hat, pleite, sind Sie der Letzte in der Schlange der Gläubiger. Tagesgeld ist über die Einlagensicherung geschützt, mit Ausnahme von ausländischen Banken, die nicht den deutschen Sicherungssystemen angehören, sondern nur eine Grundsicherung von 20 000 Euro pro Sparer garantieren.
5. Spirituosen
Einer, den wir als ernsthaften Gesprächspartner und Tippgeber durchaus schätzen, bekannte neulich, er habe eine ziemliche Summe Bargeld von der Bank genommen und stattdessen in teure, edle und gute Spirituosen investiert. Die lagerten nun in seinem gut temperierten Keller, wo sie womöglich sogar einen gewissen Wertzuwachs auslösen könnten! Zum Beispiel Malt-Whisky, der eine gute Wertanlage sein kann - soweit man die richtigen Flaschen besitzt. Manche von ihnen sind in kurzer Zeit um das Fünf- bis Zehnfache im Wert gestiegen. In England versteigern Christie's und Sotheby's rare Malts, als Spezialist gilt das kleine Auktionshaus McTear's.
6. Tresor
Der unknackbarste ist Klasse 6 und entspricht der Europanorm EN 1143–1, welche das Maß für Panzerschränke vorgibt. Etwas Rififi-anfälliger sind die Euroklassen von Tresoren darunter, die im Jargon der einschlägigen Bürokratie „Wertschutzschränke" genannt werden. Am einfachsten erkennt man die Qualität an der Summe, bis zu der Assekuranzen den Inhalt versichern. Wem selbst der feuer- und bruchfesteste Schrank immer noch zu beweglich ist, der kann sich einen begehbaren Tresor zulegen, einen sogenannten Wertschutzraum.
7. Staat machen
In Krisenzeiten nehmen vorsichtige Anleger gerne Zuflucht zum Staat, genauer: zu Staatsanleihen. Ein Staat, hoffen sie zuversichtlich und mit einiger Konsequenz, könne nicht Bankrott gehen. Dieses Maß an Sicherheit hat seinen Preis, für zweijährige Bundesanleihen gibt es zurzeit nur 3,7 Prozent; für zehnjährige Bundesanleihen gibt’s nur vier Prozent Zinsen.
8. Benzin
Wir empfehlen, ein Auto immer vollgetankt und notbepackt zu haben, um jederzeit in den sonnigen Süden flüchten zu können. Eine Diesel-Tankfüllung reicht übrigens, um etwa im Renault Mégane 1.5 dCi oder im Citröen C4 HDi 110 FAP über die Alpen zu kommen.
9. Heizöl
Angesichts der Erderwärmung ist unsicher, wie nass der nächste Winter wird. Ein voller Tank erhöht die Schlafqualität und erspart Brikettpressen, Holzscheite und komplizierte Wärmeproduktion. Nachdem die Rohölpreise zunächst eingebrochen waren, sind die Heizölpreise inzwischen interessant geworden für die Winterbevorratung. Der Heizölhandel meldet einen extremen Nachfrageschub. Lieferzeiten von mindestens zwei Wochen sind einzukalkulieren!
10. Vorräte
Manche werden sich erinnern, dass es in den Sechzigerjahren eine „Aktion Eichhörnchen" gab mit dem schlagkräftigen Slogan „Denk daran, schaff Vorrat an". Dergleichen könnte, meinen postmoderne Angsthasen, auch einem aktuellen Crash vorgreifen, statt Wirsing (wie in den Sechzigern) werden wir Pak-Choi und anderes Lifestyle-Gemüse einlagern. Mal ehrlich: Wer aber jetzt – ein bisschen paranoid geworden – ans Hamstern denkt oder gar ans „Fringsen" (Kohleklau auf Nachkriegsrheinisch), sollte sich den Trost der Geschichte vor Augenhalten, die sich niemals wiederholt.
Das ist für mich Journalismus auf unterstem Niveau!
Hätten Analysten ein Loch im Kopf, könnten sie wenigstens als Nistkasten dienen!