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Die Zinssenkung ist gekommen. Auch in der erhofften Höhe. Und was ist passiert ? Auf den ersten Blick nichts - auf den ersten Blick ...
Die nackten Zahlen sprechen Bände : Der Dax verliert in der laufenden Woche -497 Punkte (-6,8%), während der Dow Jones +107 Punkte zulegen kann. Den Unterschied kann man nicht mit einem fehlenden Handelstag begründen, sondern man muss sich stärker auf den Dax konzentrieren. Was der Auslöser für den extremen Kursrutsch am Montag war, bleibt unklar. Der ebenfalls sehr schlechte Mittwoch bleibt auch ein Rätsel. Die Zinssenkung jedenfalls kam zu spät. Die Höhe reichte zumindest, den panischen Anfall zu bremsen. In der Grafik zum Tagesvergleich kann man sehr schön die heftige Überreaktion sehen. Es hat sich, wie von uns ja bereits angekündigt, eine sehr gefährliche Stimmung entwickelt, die prinzipiell momentan nicht aufzuhalten ist.
Der Fels in der Brandung
Unbeeindruckt zeigt sich die EZB. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass irgendetwas nicht stimmt. Das ist die einhellige Meinung. Da hat der Gast die Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht. Ob die EZB nichts wissen will oder wirklich ahnungslos ist, ist eine interessante Frage. Die wirklich wichtige Frage muss jedoch lauten : Wie wichtig ist der EZB der Aktienmarkt ? Wenn man sich einmal zurücklehnt und darüber nachdenkt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass der Aktienmarkt im Prinzip keine besondere Bedeutung für Europa haben könnte. Ungeachtet der extremen Kursrückgänge, werden sich gute Unternehmen weiter positiv entwickeln. Das stimmt aber nur bedingt. Die Psychologie der Börse hat einen entscheidenden Einfluss auf die Realwirtschaft. Gehen Aktienkurse in den Keller, verschwindet Liquidität im Nirvana. Das hat direkten Einfluss auf Geldmittelentscheidungen und auf die Höhe der verfügbaren Geldmittel. Diesem Sog kann sich niemand entziehen. Ein Sterben des Wertpapierhandels ist ausgeschlossen, da dies im letzten Jahrhundert nicht nur ein leidenschaftliches Spiel geworden ist, sondern für zukunftsträchtige Unternehmen und sogar für die gesamte progressive Entwicklung der Zivilisation ein absolut notwendiges Mittel zur Finanzierung geworden ist.
Also ist der "Fels" EZB in der "Brandung" Finanzmarkt momentan für einen Schiffbrüchigen Aktionär, der in den unruhigen, stürmische Wellen gerade hilflos auf das rettende Ufer zutreibt, durchaus eine riesige Gefahr, kurz vor Erreichen doch noch am Fels zu zerschmettern.
Rettendes Ufer
Das rettende Ufer ist momentan weit weg. Die Gefahr, dass sich die psychologische (!) Krise weiter ausweitet ist groß. Ungeachtet der wahren Bedeutung der Abschläge im Dow Jones am Freitag, was ja nur eine natürliche Reaktion war (das Wochenergebnis spricht für sich), werden die verängstigten Anleger in Deutschland weiter sehr gereizt auf negative Vorzeichen reagieren. Die zusätzliche blinde Zockerei der Großbanken mit dem US-Dollar tragen weiter zu einer Verunsicherung bei. Wobei jeder mit gesundem Menschenverstand feststellen sollte, dass dieses runtertraden des Dollars überhaupt keine Begründung hat. Die US-Wirtschaft mag sich in einer Korrektur befinden, aber eigentlich nur die Beurteilung. Die Wirtschaft und der Geist der Menschen bleibt unverändert. .....
....Ein erster Impuls könnte eine weitere Zinssenkung sein. Da jedoch die Psyche des Marktes sehr angeknackst zu sein scheint, hilft dieser Schritt nachhaltig nur, wenn noch weitere Sonnenstrahlen, wie etwa weitere positive Unternehmensergebnisse, sowie möglicher Weise auch ein Zinsschritt in Europa hinzukommen. Unwahrscheinlich ist, dass Finanzinstitute positives melden werden. Denn durch die vielen unnötig verursachten Verlustabschreibungen wurde nicht nur der eigene Wert und der Wert des Marktes gedrückt, sondern man drückt jetzt bereits die kommenden Ergebnisse dadurch. Vor 20-30 Jahren waren Stützungskäufe durch Regierungen durchaus üblich. Dies setzt jedoch voraus, dass der Staat selbst auch liquide ist. .......
Kurzfristig gedacht
Die kritische Lagebeschreibung bezieht sich in der Hauptsache auf die langfristige Perspektive. Kurzfristig hat der Markt bereits signalisiert, dass in den Köpfen der Börsianer eine Korrektur nach oben vorstellbar ist. Ein weiterer Zinsschritt könnte also dazubeitragen. Ob die FED jedoch einen Grund dafür sieht, wagen wir zu bezweifeln. Mit dem Wochenergebnis von +107 Punkten im Dow Jones hat die FED ein gutes Argument um nicht weiter zu senken. Das Jahr insgesamt hat eher den europäischen Markt getroffen, wo allen voran der DAX -1.250 Punkte liegen ließ. Der Dow Jones im Vergleich dazu nur -1.057 Punkte. Natürlich hat der DJ bereits Ende 2007 eine schlechtere Performance als der Dax hingelegt und so könnte man die augenblickliche Reaktion in Deutschland als die typische verzögerte Reaktion abtun und auf diesem Niveau "normal" weiterarbeiten. Aber : Die Psychologie der Börse schluckt einen solchen heftigen Rückgang nicht ohne Murren. Deshalb ist es aus unserer Sicht kurzfristig wichtig, dass schnell wieder ein höheres Niveau erreicht wird. Dies kann nur unter Bedingungen der beruhigten See funktionieren. Und dass die See rauh ist, kann man sehr schön an der Veränderung der Intraday-Volatilität erkennen. (Die Vola zum Mittel berechnen wir aus der Tagesschwankung in Punkten zum Tagesmittelwert)
Der Vergleich zu 2000 ist aus unserer Sicht weitergegeben. Ungeachtet der chaotischen Situation momentan rechnen wir mit einer kommenden Erholung und anschließendem weiteren Rückgang der Kurse. Sollte sich die momentane psychische Krise nicht innerhalb der kommenden 2 Wochen beruhigen, dann könnte ein anderes Szenario greifen und der Vergleich mit 2000 wäre hinfällig.
Wir rechnen weiter mit einem leicht schwächeren Jahr, wobei diese Vermutung durch ein weiteres übertriebenes Abwärtsmomentum verändert werden könnte und die Abschläge in diesem Jahr deutlicher ausfallen könnten. Der starke Rebound, wie in 2000 scheint in immer weitere unerreichbare Ferne zu geraten. Aber noch ist nicht aller Tage Abend !
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