Die Konjunkturdaten in dieser Woche waren ernüchternd. Die Aktienmärkte ließen sich davon aber nicht stoppen, sondern legten weiter zu. Die Logik dahinter: Solange die Konjunktur nicht stärker in Schwung kommt, haben die Notenbanken keinen Grund, ihre extrem expansive Geldpolitik zurückzufahren. Die Börsenreaktion auf die Daten unterstützt die These, dass der Kursanstieg vor allem liquiditätsgetrieben ist.
Deutsche BIP-Zahlen enttäuschen
Doch das ist eben nur die halbe Wahrheit, die bullishe Stimmung an den Börsen hat auch noch andere Gründe: Die Weltkonjunktur entwickelt sich zur Jahresmitte zwar schwächer als erhofft, aber ein Einbruch droht nicht. Insgesamt zeigt sich die Weltwirtschaft relativ robust. Und das Vertrauen der Anleger in die Stabilität der Finanzmärkte hat ebenfalls zugenommen. Eine negative Überraschung war allerdings der Anstieg des deutschen BIPs um nur 0,1 Prozent im ersten Quartal. Eigentlich wurde nach dem schwachen Vorquartal mit einer Zunahme um 0,3 Prozent gerechnet. Verantwortlich dafür war aber nicht zuletzt die ungewöhnlich kalte Witterung, die Auftriebskräfte sind durchaus intakt. Bemerkenswert ist die schwache Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen, die zum sechsten Mal in Folge zurückgingen. Die Unternehmen haben angesichts von Schuldenkrise und Konjunkturschwäche ihre Zurückhaltung noch nicht überwunden. Das wird sich aber langsam ändern.
Japan hui, USA pfui
Die größten Sorgen in Europa muss man sich derzeit um Frankreich machen, das BIP ist zum zweiten Mal in Folge gesunken. In den eigentlichen Krisenstaaten, u.a. Italien und Spanien, hat sich die Rezessionsdynamik zumindest verlangsamt. Bis zum Freitag lagen die US-Konjunkturdaten in dieser Woche überwiegend unter den Erwartungen, dann überraschten aber einige Indikatoren positiv und das trieb die Wall Street weiter nach oben. Und in Japan scheint der Wechsel in der Wirtschaftspolitik zu greifen. Die Zunahme des BIPs um 0,9 Prozent im ersten Quartal legt nahe, dass die Konjunktur auf einen dynamischen Erholungspfad eingeschwenkt ist. In Großbritannien hat sich laut dem scheidenden Notenbankgouverneur Mervyn King ebenfalls der Wirtschaftsausblick erstmals seit langer Zeit verbessert.
Fazit
Der Kursanstieg beim DAX hat sich in den letzten Tagen abgebremst. Aktuell steht der Index vor dem Widerstand bei 8.400 Punkten. Die Gefahr einer Korrektur nimmt aus charttechnischer Sicht damit zu. Ein positives Zeichen ist aber, dass der Index über die obere Begrenzung des seit August 2012 bestehenden Aufwärtstrendkanals gestiegen ist. Doch das hat charttechnisch (noch) keine große Aussagekraft.
Erfolgreiche Investments wünscht
Ihr
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor