Positive Erwartungen
Dax-Ausblick: Die Optimisten feiern schon
In der ersten Woche des neuen Börsenjahres werden sich die Anleger nach Einschätzung von Aktienexperten zunächst zurückhalten. Die Zuversicht an den Börsen bleibt demnach aber erhalten.
HB FRANKFURT. „Es gibt keinen Grund, weshalb man in der kommenden Woche unbedingt ein- oder aussteigen sollte“, sagt Marktstratege Tobias Basse von der NordLB. Die meisten Anleger warteten auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht aus den USA zum Wochenschluss. „Vor dem nächsten Freitag wird wenig passieren“, ergänzte Basse.
Kai Stefani von der Fondsgesellschaft Dit rechnet für den Anfang der kommenden Woche ebenfalls mit einem ruhigen Handel. „Aber wir dürften mit einer guten Stimmung ins neue Jahr starten“, prognostiziert er. „Viele Anleger werden sich demnächst wohl auch für die kommende Berichtssaison in Position bringen.“ Er erwartet dabei von den Unternehmen eher positive Überraschungen.
Unerwarteter Zuwachs
In dieser Woche hat der Leitindex rund 0,5 Prozent an Wert verloren. Im zurückliegenden Jahr konnte der Dax aber rund 28 Prozent zulegen - ein Zuwachs, mit dem kaum ein Analyst gerechnet hatte: Aktienexperten sagten vor einem Jahr einen Dax-Stand zum Jahresende 2005 von rund 4 550 Punkten voraus.
Größter Dax-Gewinner dieses Jahres ist die Aktie der Deutschen Börse, deren Kurs sich in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt hat. Die Pläne zur Übernahme der Londoner Börse, das Scheitern dieses Vorhabens, der Abgang des Vorstandschefs Werner Seifert, die Einsetzung des neuen Chefs Reto Francioni und Ausschüttungen an die Aktionäre beflügelten den Aktienkurs des Frankfurter Börsenbetreibers.
Übernahmespekulationen sorgten bei den Aktien der Commerzbank für ein Plus von mehr als 75 Prozent. Damit rangieren sie auf Platz zwei der Dax-Gewinnerliste 2005. Das Schlusslicht im Leitindex bilden die Papiere der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von gut 15 Prozent auf Jahressicht. Dabei waren viele Analysten für die T-Aktien vor einem Jahr eher optimistisch gestimmt. Zweitschwächster Wert in der ersten deutschen Börsenliga sind die Papiere des Chipherstellers Infineon mit einem Minus von mehr als zwei Prozent.
Termine der kommenden Woche
In der kommenden Woche dürfte an den Finanzmärkten vor allem der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember am Freitag im Mittelpunkt stehen. Von der Agentur Reuters befragte Analysten rechnen mit 200 000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft nach 215 000 im Vormonat. Die Volkswirte von HSBC Trinkaus & Burkhardt erwarten gar einen kräftigen Anstieg auf 330 000 neue Stellen und begründen dies mit einer Erholung der von den Wirbelstürmen am stärksten betroffenen Regionen. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 4,9 Prozent zurückgegangen sein.
Auch NordLB-Marktstratege Basse erwartet bei den Daten keine negative Überraschung. „Das Verbrauchervertrauen in den USA war auch positiv. Es zeigt, dass sich die US-Konsumenten keine großen Sorgen um ihre Jobs machen, sonst wären sie nicht so zuversichtlich“, sagt er. Am Dienstag steht in den USA zudem der ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie an und in Deutschland die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Außerdem wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank das Protokoll der Sitzung vom 13. Dezember veröffentlichen.
Am Mittwoch werden die Kfz-Absatzzahlen in den USA für Dezember bekannt gegeben. Am Donnerstag folgen in Deutschland die Zahlen der Pkw-Neuzulassungen des VDA für Dezember sowie der deutsche Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe.
Ausblick auf 2006
Für 2006 sind die Anlageexperten optimistisch gestimmt. Im Schnitt rechnen 29 von der Agentur Reuters befragte Banken mit einem Anstieg des Leitindex zum Ende des kommenden Jahres auf durchschnittlich 5 721 Punkte. Zum derzeitigen Dax-Niveau wäre das ein Plus von rund sechs Prozent. Besonders die weiter steigenden Unternehmensgewinne werden dem deutschen Leitindex nach Einschätzung der Aktienexperten einen weiteren Schub geben.
„Die charttechnische Ausgangslage bleibt klar positiv“, stellen die technischen Analysten der Bayerischen Landesbank fest und liegen damit auf einer Linie mit Äußerungen ihrer Kollegen anderer Häuser. So lange die untere Begrenzung des seit Oktober gültigen Aufwärtstrends bei derzeit 5 360 Punkten nicht unterschritten werde, droht nach Ansicht der Analysten auch kein Ungemach. Nach oben hin erachten die technischen Analysten der DZ Bank den Widerstandsbereich zwischen 5 470 und 5 500 Punkten als entscheidend. Zwar sei ein erster Anlauf an diese Marke missglückt, aber die bislang eher geringe Abgabebereitschaft nach dem Scheitern verheiße für den nächsten Vorstoß einen glücklicheren Ausgang.
Denn das Potenzial, das sich aus einer Überwindung der Hürde ergibt, schätzen Beobachter als beachtlich ein: Auf immerhin 5 900 bis 6 200 Punkte taxieren die Experten der DZ Bank die Reichweite des deutschen Aktienmarktes. Und auch Marcel Mußler, Herausgeber der Mußler-Briefe, äußert sich optimistisch: „Der Dax wird auch eine nächste Gegenbewegung im Wochenchart überleben und binnen einger Wochen wahrscheinlich schon wieder neue Highs angehen“.
Kritische US-Börsen
Bei aller Zuversicht drohen auch Gefahren: Über den US-Märkten könnten sich düstere Wolken zusammenziehen. Technische Analysten verweisen auf die langen Schatten der Tageskerzen in den vergangenen Wochen, die darauf hindeuteten, dass ein einmal erreichtes hohes Kursniveau nicht habe gehalten werden können. Auch der seit Anfang Dezember im nachgebenden Bereich befindliche Tages-MACD sei ein Warnsignal.
Allerdings konnte die eher mäßige Entwicklung der US-Börsen weder den Dax noch andere bedeutende Marktplätze rund um den Globus von ihrem Höhenflug abhalten. Daraus leiten einige Beobachter ihre Hoffnung auf eine anhaltende Abkoppelung von den US- Vorgaben ab. Gleiches gilt für Euro und Rohölpreis, die sich bislang als relativ unbedeutend für die Entwicklung der europäischen Börsen erwiesen haben.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 30. Dezember 2005, 20:20 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Die Optimisten feiern schon
In der ersten Woche des neuen Börsenjahres werden sich die Anleger nach Einschätzung von Aktienexperten zunächst zurückhalten. Die Zuversicht an den Börsen bleibt demnach aber erhalten.
HB FRANKFURT. „Es gibt keinen Grund, weshalb man in der kommenden Woche unbedingt ein- oder aussteigen sollte“, sagt Marktstratege Tobias Basse von der NordLB. Die meisten Anleger warteten auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht aus den USA zum Wochenschluss. „Vor dem nächsten Freitag wird wenig passieren“, ergänzte Basse.
Kai Stefani von der Fondsgesellschaft Dit rechnet für den Anfang der kommenden Woche ebenfalls mit einem ruhigen Handel. „Aber wir dürften mit einer guten Stimmung ins neue Jahr starten“, prognostiziert er. „Viele Anleger werden sich demnächst wohl auch für die kommende Berichtssaison in Position bringen.“ Er erwartet dabei von den Unternehmen eher positive Überraschungen.
Unerwarteter Zuwachs
In dieser Woche hat der Leitindex rund 0,5 Prozent an Wert verloren. Im zurückliegenden Jahr konnte der Dax aber rund 28 Prozent zulegen - ein Zuwachs, mit dem kaum ein Analyst gerechnet hatte: Aktienexperten sagten vor einem Jahr einen Dax-Stand zum Jahresende 2005 von rund 4 550 Punkten voraus.
Größter Dax-Gewinner dieses Jahres ist die Aktie der Deutschen Börse, deren Kurs sich in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt hat. Die Pläne zur Übernahme der Londoner Börse, das Scheitern dieses Vorhabens, der Abgang des Vorstandschefs Werner Seifert, die Einsetzung des neuen Chefs Reto Francioni und Ausschüttungen an die Aktionäre beflügelten den Aktienkurs des Frankfurter Börsenbetreibers.
Übernahmespekulationen sorgten bei den Aktien der Commerzbank für ein Plus von mehr als 75 Prozent. Damit rangieren sie auf Platz zwei der Dax-Gewinnerliste 2005. Das Schlusslicht im Leitindex bilden die Papiere der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von gut 15 Prozent auf Jahressicht. Dabei waren viele Analysten für die T-Aktien vor einem Jahr eher optimistisch gestimmt. Zweitschwächster Wert in der ersten deutschen Börsenliga sind die Papiere des Chipherstellers Infineon mit einem Minus von mehr als zwei Prozent.
Termine der kommenden Woche
In der kommenden Woche dürfte an den Finanzmärkten vor allem der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember am Freitag im Mittelpunkt stehen. Von der Agentur Reuters befragte Analysten rechnen mit 200 000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft nach 215 000 im Vormonat. Die Volkswirte von HSBC Trinkaus & Burkhardt erwarten gar einen kräftigen Anstieg auf 330 000 neue Stellen und begründen dies mit einer Erholung der von den Wirbelstürmen am stärksten betroffenen Regionen. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 4,9 Prozent zurückgegangen sein.
Auch NordLB-Marktstratege Basse erwartet bei den Daten keine negative Überraschung. „Das Verbrauchervertrauen in den USA war auch positiv. Es zeigt, dass sich die US-Konsumenten keine großen Sorgen um ihre Jobs machen, sonst wären sie nicht so zuversichtlich“, sagt er. Am Dienstag steht in den USA zudem der ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie an und in Deutschland die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Außerdem wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank das Protokoll der Sitzung vom 13. Dezember veröffentlichen.
Am Mittwoch werden die Kfz-Absatzzahlen in den USA für Dezember bekannt gegeben. Am Donnerstag folgen in Deutschland die Zahlen der Pkw-Neuzulassungen des VDA für Dezember sowie der deutsche Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe.
Ausblick auf 2006
Für 2006 sind die Anlageexperten optimistisch gestimmt. Im Schnitt rechnen 29 von der Agentur Reuters befragte Banken mit einem Anstieg des Leitindex zum Ende des kommenden Jahres auf durchschnittlich 5 721 Punkte. Zum derzeitigen Dax-Niveau wäre das ein Plus von rund sechs Prozent. Besonders die weiter steigenden Unternehmensgewinne werden dem deutschen Leitindex nach Einschätzung der Aktienexperten einen weiteren Schub geben.
„Die charttechnische Ausgangslage bleibt klar positiv“, stellen die technischen Analysten der Bayerischen Landesbank fest und liegen damit auf einer Linie mit Äußerungen ihrer Kollegen anderer Häuser. So lange die untere Begrenzung des seit Oktober gültigen Aufwärtstrends bei derzeit 5 360 Punkten nicht unterschritten werde, droht nach Ansicht der Analysten auch kein Ungemach. Nach oben hin erachten die technischen Analysten der DZ Bank den Widerstandsbereich zwischen 5 470 und 5 500 Punkten als entscheidend. Zwar sei ein erster Anlauf an diese Marke missglückt, aber die bislang eher geringe Abgabebereitschaft nach dem Scheitern verheiße für den nächsten Vorstoß einen glücklicheren Ausgang.
Denn das Potenzial, das sich aus einer Überwindung der Hürde ergibt, schätzen Beobachter als beachtlich ein: Auf immerhin 5 900 bis 6 200 Punkte taxieren die Experten der DZ Bank die Reichweite des deutschen Aktienmarktes. Und auch Marcel Mußler, Herausgeber der Mußler-Briefe, äußert sich optimistisch: „Der Dax wird auch eine nächste Gegenbewegung im Wochenchart überleben und binnen einger Wochen wahrscheinlich schon wieder neue Highs angehen“.
Kritische US-Börsen
Bei aller Zuversicht drohen auch Gefahren: Über den US-Märkten könnten sich düstere Wolken zusammenziehen. Technische Analysten verweisen auf die langen Schatten der Tageskerzen in den vergangenen Wochen, die darauf hindeuteten, dass ein einmal erreichtes hohes Kursniveau nicht habe gehalten werden können. Auch der seit Anfang Dezember im nachgebenden Bereich befindliche Tages-MACD sei ein Warnsignal.
Allerdings konnte die eher mäßige Entwicklung der US-Börsen weder den Dax noch andere bedeutende Marktplätze rund um den Globus von ihrem Höhenflug abhalten. Daraus leiten einige Beobachter ihre Hoffnung auf eine anhaltende Abkoppelung von den US- Vorgaben ab. Gleiches gilt für Euro und Rohölpreis, die sich bislang als relativ unbedeutend für die Entwicklung der europäischen Börsen erwiesen haben.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 30. Dezember 2005, 20:20 Uhr
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Der Einsame Samariter