US-Daten bestimmen Börsengeschehen
Dax-Ausblick: Der Blick geht nach Westen
Die US-Berichtssaison wird nach Ansicht einiger Marktbeobachter in der kommenden Woche die Richtung am deutschen Aktienmarkt bestimmen. Die Anleger seien nach einem durchwachsenen Start verunsichert und würden zurückhaltend agieren.
HB FRANKFURT. Es seien bestenfalls leichte Kursgewinne beim Dax zu erwarten. „Der verhaltene Auftakt der US-Berichtssaison hat den Markt schon sehr ernüchtert“, sagt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. Auch die jüngsten Warnungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke hinsichtlich der Gefahren für die US-Wirtschaft haben Börsianern zufolge Investoren beunruhigt. Bernanke hatte vor einem Teufelskreis aus steigenden Staatsausgaben und höheren Zinsen gewarnt und die derzeitige Situation als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet.
Grundsätzlich sei der Aufwärtstrend beim Dax zunächst aber noch intakt und werde von zuletzt robusten Konjunkturdaten gestützt, betont Reinwand. „Um aber nach oben auszubrechen, braucht es schon starkes Futter“, ergänzt Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors. Größere Verluste sehe er allerdings auch nicht: Anleger hätten ihre Gewinnerwartungen bereits heruntergeschraubt, und böse Überraschungen seien nicht absehbar. Im Lauf der zu Ende gehenden Woche war der Dax zeitweise auf ein Sechs-Jahres-Hoch gestiegen. Auf Wochensicht gab er allerdings 0,5 Prozent nach. Am Freitagnachmittag legte er nochmals leicht zu und stieg auf über 6720 Punkte.
Nach Meinung vieler Anleger wird sich aber die derzeitige Konsolidierungsphase des Dax fortsetzen. Darauf deutet die aktuelle Sentimentanalyse des Daytradebrokers Clickoptions. Fast 40 Prozent der Dax-Anleger setzen demnach auf eine seitwärts tendierende oder abwärts gerichtete Kursentwicklung. „Nach Ansicht der Anleger kommt die Dax-Rally ins Stocken“, fasst Clickoptions-Sprecher Richard Ohl das Ergebnis zusammen. Allerdings würden die meisten Befragten davon ausgehen, dass der Dax bis Anfang Februar allenfalls auf einen Wert von 6 745 Punkten steigt.
Die Unsicherheit über die gerade erst begonnene Berichtssaison hält die Anleger offenbar zurück, nachdem mit Intel, Apple, AMD und IBM bereits vier Branchengrößen enttäuscht haben. Mit SAP hat es auch bereits im Dax eine negative Überraschung gegeben. Neben den Zahlen werden die Investoren aber insbesondere die Ausblicke der Unternehmen für 2007 beobachten. Sollten diese insgesamt enttäuschen, könnte es zu einer stärkeren Korrektur am Markt kommen.
Derzeit stützen der fallende Ölpreis und ein Euro, der sich unter 1,30 US-Dollar eingependelt hat, den Gesamtmarkt. Andererseits verstärkt der Rückgang des Ölpreises den Abwärtstrend, in dem sich die Gesamtbranche der Rohstoffe im Augenblick befindet.
Die Unsicherheit der Investoren spiegelt sich in den Angaben der technischen Analysten. „Der Dax ist in dieser Woche an der Widerstandslinie von 6 748 Punkten gescheitert. Dies zwingt uns zu einer kurzfristig reservierten Meinung“, sagt Matthieu Driol, der als unabhängiger Analyst für Clickoptions tätig ist. Derzeit sei beim Dax keine klare Richtung erkennbar. Die Hausse werde der deutsche Leitindex erst dann wieder fortsetzen, wenn der Kurs die Marke von 6748 Punkten überschreite.
„In einem leicht aufwärts gerichteten Dreieck mit der Bodenlinie von 6 550 Punkten und der aufwärts gerichteten Linie bis 6 900 Punkten“ sehen die Börsenexperten des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger & Geiger den Dax. Am Markt herrsche eine gesunde Skepsis bezüglich weiteren Kurssteigerungen, schreiben sie in ihrer aktuellen „Marktmeinung aus Stuttgart“. Auch sie verweisen darauf, dass hier offenbar der starke Preisauftrieb in den USA eine Rolle spiele, da dadurch der Spielraum für die US-Notenbank für Zinssenkungen kleiner geworden sei. Dies wirke sich belastend auf die Aktien aus.
Für den deutschen Markt läutet am Montag der Stahlkonzern ThyssenKrupp die Dividendensaison ein und zahlt seinen Aktionären einen Euro je Aktie aus. Insgesamt werden die deutschen Unternehmen bis Anfang Juni inklusive Sonderdividenden den Rekordbetrag von knapp 27 Milliarden Euro ausschütten; das sind rund sechs Milliarden mehr als im vergangenen Jahr.
Mit Spannung erwarten Anleger den Jahres-Ausblick des Walldorfer Softwareriesen SAP am Mittwoch. Der Konzern hatte zuletzt mit einer schleppenden Umsatzentwicklung beim Lizenzgeschäft auf dem weltgrößten Softwaremarkt USA Investoren geschockt. „Da wird es schon auch noch einmal interessant zu hören, weshalb genau das Geschäft so schlecht lief“, sagt Aktienstratege Frank Schallenberger von der LBBW. Am Donnerstag informiert der Technologiekonzern Siemens über die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal. Mit großer Spannung werden die Anleger bei der Präsentation der Quartalszahlen von Siemens verfolgen, ob das von Schmiergeldaffären geplagte Unternehmen positive Nachrichten melden kann. Porsche lädt am Freitag zur Hauptversammlung ein und legt Halbjahreszahlen vor.
Mit Blick auf die US-Berichtssaison dürften vor allem die Bilanzen der Technologieunternehmen in den Fokus der Anleger rücken. „Die Techs waren ja bisher etwas schwächer, und da werden die Zahlen von Microsoft, Yahoo und Ebay die Stimmung am deutschen Markt schon maßgeblich prägen“, schätzt Helaba-Experte Reinwand. Zuletzt hatten Intel, Apple und IBM Anleger enttäuscht. Erwartet werden auch Zahlen von Texas Instruments, Dupont, Johnson & Johnson, United Technologies und Yahoo. Aus dem europäischen Berichtsuniversum melden sich unter anderem Nokia, STMicro sowie Philips zu Wort.
Auf der Konjunkturseite beginnt die Woche mit dem Chicago Fed National Activity Index. Mit Spannung erwartet wird vor allem der zuletzt auf Rekordstände gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar. Von der Agentur Reuters befragte Volkswirte prognostizieren im Schnitt einen nochmaligen Anstieg auf 108,9 (Dezember: 108,7) Punkte. Allerdings mischen sich inzwischen mit Blick auf die Mehrwertsteuererhöhung auch skeptischere Töne ein. „Wir erwarten einen deutlichen Rückgang beim Ifo-Index“, schreibt Analyst David Mackie von JP Morgan in einer Studie. Dieser werde sich aber wahrscheinlich über Januar und Februar verteilen. Am Freitag wird die Woche mit den US-Neubauverkäufen beschlossen.
Für Fantasie unter den Anlegern sorgen die weiter anhaltenden Übernahmegerüchte. Seien es die Deutsche Post, VW, MAN oder Deutsche Börse – überall machen Fusions- und Übernahme-Geschichten die Runde und stützen das Sentiment.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 19. Januar 2007, 16:48 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Dax-Ausblick: Der Blick geht nach Westen
Die US-Berichtssaison wird nach Ansicht einiger Marktbeobachter in der kommenden Woche die Richtung am deutschen Aktienmarkt bestimmen. Die Anleger seien nach einem durchwachsenen Start verunsichert und würden zurückhaltend agieren.
HB FRANKFURT. Es seien bestenfalls leichte Kursgewinne beim Dax zu erwarten. „Der verhaltene Auftakt der US-Berichtssaison hat den Markt schon sehr ernüchtert“, sagt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. Auch die jüngsten Warnungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke hinsichtlich der Gefahren für die US-Wirtschaft haben Börsianern zufolge Investoren beunruhigt. Bernanke hatte vor einem Teufelskreis aus steigenden Staatsausgaben und höheren Zinsen gewarnt und die derzeitige Situation als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet.
Grundsätzlich sei der Aufwärtstrend beim Dax zunächst aber noch intakt und werde von zuletzt robusten Konjunkturdaten gestützt, betont Reinwand. „Um aber nach oben auszubrechen, braucht es schon starkes Futter“, ergänzt Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors. Größere Verluste sehe er allerdings auch nicht: Anleger hätten ihre Gewinnerwartungen bereits heruntergeschraubt, und böse Überraschungen seien nicht absehbar. Im Lauf der zu Ende gehenden Woche war der Dax zeitweise auf ein Sechs-Jahres-Hoch gestiegen. Auf Wochensicht gab er allerdings 0,5 Prozent nach. Am Freitagnachmittag legte er nochmals leicht zu und stieg auf über 6720 Punkte.
Nach Meinung vieler Anleger wird sich aber die derzeitige Konsolidierungsphase des Dax fortsetzen. Darauf deutet die aktuelle Sentimentanalyse des Daytradebrokers Clickoptions. Fast 40 Prozent der Dax-Anleger setzen demnach auf eine seitwärts tendierende oder abwärts gerichtete Kursentwicklung. „Nach Ansicht der Anleger kommt die Dax-Rally ins Stocken“, fasst Clickoptions-Sprecher Richard Ohl das Ergebnis zusammen. Allerdings würden die meisten Befragten davon ausgehen, dass der Dax bis Anfang Februar allenfalls auf einen Wert von 6 745 Punkten steigt.
Die Unsicherheit über die gerade erst begonnene Berichtssaison hält die Anleger offenbar zurück, nachdem mit Intel, Apple, AMD und IBM bereits vier Branchengrößen enttäuscht haben. Mit SAP hat es auch bereits im Dax eine negative Überraschung gegeben. Neben den Zahlen werden die Investoren aber insbesondere die Ausblicke der Unternehmen für 2007 beobachten. Sollten diese insgesamt enttäuschen, könnte es zu einer stärkeren Korrektur am Markt kommen.
Derzeit stützen der fallende Ölpreis und ein Euro, der sich unter 1,30 US-Dollar eingependelt hat, den Gesamtmarkt. Andererseits verstärkt der Rückgang des Ölpreises den Abwärtstrend, in dem sich die Gesamtbranche der Rohstoffe im Augenblick befindet.
Die Unsicherheit der Investoren spiegelt sich in den Angaben der technischen Analysten. „Der Dax ist in dieser Woche an der Widerstandslinie von 6 748 Punkten gescheitert. Dies zwingt uns zu einer kurzfristig reservierten Meinung“, sagt Matthieu Driol, der als unabhängiger Analyst für Clickoptions tätig ist. Derzeit sei beim Dax keine klare Richtung erkennbar. Die Hausse werde der deutsche Leitindex erst dann wieder fortsetzen, wenn der Kurs die Marke von 6748 Punkten überschreite.
„In einem leicht aufwärts gerichteten Dreieck mit der Bodenlinie von 6 550 Punkten und der aufwärts gerichteten Linie bis 6 900 Punkten“ sehen die Börsenexperten des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger & Geiger den Dax. Am Markt herrsche eine gesunde Skepsis bezüglich weiteren Kurssteigerungen, schreiben sie in ihrer aktuellen „Marktmeinung aus Stuttgart“. Auch sie verweisen darauf, dass hier offenbar der starke Preisauftrieb in den USA eine Rolle spiele, da dadurch der Spielraum für die US-Notenbank für Zinssenkungen kleiner geworden sei. Dies wirke sich belastend auf die Aktien aus.
Für den deutschen Markt läutet am Montag der Stahlkonzern ThyssenKrupp die Dividendensaison ein und zahlt seinen Aktionären einen Euro je Aktie aus. Insgesamt werden die deutschen Unternehmen bis Anfang Juni inklusive Sonderdividenden den Rekordbetrag von knapp 27 Milliarden Euro ausschütten; das sind rund sechs Milliarden mehr als im vergangenen Jahr.
Mit Spannung erwarten Anleger den Jahres-Ausblick des Walldorfer Softwareriesen SAP am Mittwoch. Der Konzern hatte zuletzt mit einer schleppenden Umsatzentwicklung beim Lizenzgeschäft auf dem weltgrößten Softwaremarkt USA Investoren geschockt. „Da wird es schon auch noch einmal interessant zu hören, weshalb genau das Geschäft so schlecht lief“, sagt Aktienstratege Frank Schallenberger von der LBBW. Am Donnerstag informiert der Technologiekonzern Siemens über die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal. Mit großer Spannung werden die Anleger bei der Präsentation der Quartalszahlen von Siemens verfolgen, ob das von Schmiergeldaffären geplagte Unternehmen positive Nachrichten melden kann. Porsche lädt am Freitag zur Hauptversammlung ein und legt Halbjahreszahlen vor.
Mit Blick auf die US-Berichtssaison dürften vor allem die Bilanzen der Technologieunternehmen in den Fokus der Anleger rücken. „Die Techs waren ja bisher etwas schwächer, und da werden die Zahlen von Microsoft, Yahoo und Ebay die Stimmung am deutschen Markt schon maßgeblich prägen“, schätzt Helaba-Experte Reinwand. Zuletzt hatten Intel, Apple und IBM Anleger enttäuscht. Erwartet werden auch Zahlen von Texas Instruments, Dupont, Johnson & Johnson, United Technologies und Yahoo. Aus dem europäischen Berichtsuniversum melden sich unter anderem Nokia, STMicro sowie Philips zu Wort.
Auf der Konjunkturseite beginnt die Woche mit dem Chicago Fed National Activity Index. Mit Spannung erwartet wird vor allem der zuletzt auf Rekordstände gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar. Von der Agentur Reuters befragte Volkswirte prognostizieren im Schnitt einen nochmaligen Anstieg auf 108,9 (Dezember: 108,7) Punkte. Allerdings mischen sich inzwischen mit Blick auf die Mehrwertsteuererhöhung auch skeptischere Töne ein. „Wir erwarten einen deutlichen Rückgang beim Ifo-Index“, schreibt Analyst David Mackie von JP Morgan in einer Studie. Dieser werde sich aber wahrscheinlich über Januar und Februar verteilen. Am Freitag wird die Woche mit den US-Neubauverkäufen beschlossen.
Für Fantasie unter den Anlegern sorgen die weiter anhaltenden Übernahmegerüchte. Seien es die Deutsche Post, VW, MAN oder Deutsche Börse – überall machen Fusions- und Übernahme-Geschichten die Runde und stützen das Sentiment.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 19. Januar 2007, 16:48 Uhr
Euer
Einsamer Samariter