Einer fehlt noch...
Hinweis in eigener Sache: Am Montag wird mich mein Kollege Tom Firley vertreten, ich gönne mir eine Tag Urlaub und werde Ihnen dann nach dem Feiertag am Mittwoch wieder zur Verfügung stehen.
Ja, und nun sind sie alle durch, der Nasdaq100 durch seinen wichtigen Widerstand, der S&P500, heute schaffte der Dax es über die 6000 Punkte-Marke und nun warten wir nur noch auf den Dow Jones. Schafft er es, oder schafft er es nicht?
Das Quartalsende nährt Bedenken
Dummerweise endet heute auch noch das 3. Quartal. Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass einige Institutionelle, die quartalsweise abrechnen, noch ein wenig Kurskosmetik betrieben haben und aus diesem Grunde die Kurse noch etwas angestiegen sind.
Dann bestünde tatsächlich die Gefahr, dass wir heute zumindest ein Zwischenhoch gesehen haben. Der Dax mit einem schönen False Break über die 6000er, der S&P taucht auch noch einmal ab und der Dow Jones scheitert gar an seinem Hoch. Schließlich erwartet uns auch noch die Berichtssaison zum dritten Quartal und auch hier könnte es einige schlechte Nachrichten geben. Auf der anderen Seite stützt zumindest heute der wieder leicht rückläufige Erdölpreis die Kurse.
Dow Jones im Toleranzbereich
Aus charttechnischer Sicht würde sogar das gestrige Hoch von 11727 Punkten im Prinzip als ein Test der 11750er Marke durchgehen. Schließlich fehlten läppische 0,2 %. Diese Unschärfe liegt im Toleranzbereich. Nachtrag: Gerade sehe ich, der Dow hat eben ein neues Hoch bei 11741 Punkten gemacht – das gilt mittlerweile ohne Zweifel als Test der 11750er Marke. Einfach macht er es uns nicht, der Dow!
Der Bruch muss nachhaltig werden
Doch all das ist noch nicht wirklich relevant. Es muss zu einem nachhaltigen Überwinden kommen. Das bedeutet zumindest ein Schlusskurs über 11750 Punkte. Besser wäre noch eine komplette Kerze oberhalb der 11750 Punkten. Am eindeutigsten ist es, wenn die Marke nach oben aufgelöst wird und es anschließend noch einmal zu einem Test der 11750er Marke von oben kommen würde.
Jeder Kauf ist auch ein Verkauf
Also Quartalsende, direkt unter/an dieser Marke – heikel, heikel. Doch heikel ist es an der Börse immer! Es gibt immer viele Gründe zu verkaufen und mindestens ebenso viele Gründe zu kaufen. Anders wäre es wohl kaum möglich, dass Ihnen fast immer, wenn Sie gerade ein geniales und unübertroffenes Einstiegssignal sehen, jemand seine Aktien verkauft. Dieser muss schließlich gerade ein überzeugendes Ausstiegssignal entdeckt haben, warum sollte er sonst verkaufen?
Damit ist eins sicher: Jedes Mal wenn ein Aktienhandel stattgefunden hat, wird einer der beiden beteiligten Parteien mit seinem Handel falsch gelegen haben. Entweder hat der eine zu früh verkauft, oder der andere hat zu spät gekauft. So ist die Börse.
Nun gibt es verschiedene Zeitrahmen, in denen Menschen handeln. Es gibt aber auch andere Gründe Aktien zu verkaufen, einfach weil zum Beispiel die Frau mal wieder ihre Diamantohrringe beim Sambatanzen verloren hat und seitdem etwas rumnörgelt, oder weil der Ferrari die letzte innige Kontaktaufnahme mit einem Baum am Straßenrand nicht so wirklich gut vertragen hat. Doch generell bleibt Fakt: Jeder Aktienhandel hat einen Gewinner und einen Verlierer.
Sind meine Kaufgründe wirklich gut?
Manchmal hilft es, sich das bei jedem Aktienhandel bewusst zu machen. Also sich zu fragen, worin die andere Seite denn gerade die geeignete Verkauf/Kaufgelegenheit sieht. Das kann helfen, eine zu einseitige Sichtweise zu verhindern.
Sind wir nicht alle ein wenig gefärbt?
Und ich entdecke eigentlich bei all meinen Kollegen eine gewisse Färbung. Die einen sind immer tendenziell eher bearish ausgerichtet, die anderen eher bullish. Es ist sehr wichtig, in diesem Punkt ehrlich zu sich zu sein und seine Färbung zu erkennen. Dann muss man nur noch diese Neigung aus den eigenen Analysen herausrechnen.
Wenn ich Sie nun fragen würde, welche Tendenz Sie bei mir erwarten würden (und Sie mich noch nicht länger lesen) würden Sie sicherlich sagen: Der Steffens hat einen Touch ins Bullishe. Das ist aber grundfalsch. Ich habe eine grundsätzliche Neigung Charts tendenziell eher bearish zu interpretieren. Da ich das weiß, konzentriere ich mich allerdings verstärkt auf die bullishen Aspekte.
Auf dem Kopf zur Wahrheit
Zum Schluss noch ein Tipp, wie man gerade als Charttechniker vermeiden kann, eine zu einseitige
Sichtweise zu etablieren. Drucken Sie den Chart aus und drehen Sie ihn dann auf den Kopf. Nehmen wir an, Sie wären vorher überzeugt gewesen, dass die Aktie steigt, dann müsste der auf den Kopf gestellte Chart Ihnen nun deutlich einen fallenden Kurs signalisieren. Wenn es da Divergenzen in ihrem Chartgefühl gibt, dann sollten Sie ihre Analyse noch einmal überprüfen.
Viele Grüße
und Ihnen ein schönes Wochenende
Jochen Steffens