Das Geschäft mit dem Börsen-Spam

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Das Geschäft mit dem Börsen-Spam

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02.01.07 15:25
Das Geschäft mit dem Börsen-Spam

Millionen von Aktienempfehlungen werden täglich per Email verschickt. Die als Kursraketen und Geheimtipp angepriesenen Papiere werden von gewieften Betrügern gepusht. Sie profitieren schon, wenn nur 0,01 Prozent der Empfänger reagieren.


"Eines der am bestgehüteten Geheimnisse der Wall Street! Steig ein bevor die Aktie explodiert! Beobachte sie wie ein Habicht und steig ein bevor der Rush beginnt!" Dieser Geheimtipp flatterte diese Woche Millionen von Menschen in ihren Email-Posteingang. Der Savvy Investors Small-Cap Report empfahl ihnen ihr Geld in eine Modefirma namens Apparel Manufacturing (APPM) mit Büros in New York, Miami und Zürich zu stecken.

Und tatsächlich: Seit dem 17. Dezember legte das bisher vor sich hin dümpelnde Papier von 0,06 $ auf 0,35 $ zu. Das entspricht einem Plus von mehr als 500 Prozent. Für alle, die sich jetzt über ihren Spamfilter und die verpasste Anlagechance ärgern: Der einzige der vom bestgehüteten Wallstreet-Geheimnis profitieren wird, ist der Versender der Meldung. In den nächsten Tagen wird das Papier nämlich ein ähnliches Schicksal erleiden wie die meisten per Mail gehypten
Penny-Stocks
.

Börsen-Spam funktioniert - zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie von Laura Frieder und Jonathan Zittrain, die 75.000 einschlägige Emails unter die Lupe nahmen. Im Durchschnitt verloren Anleger, die eine Aktie am Höhepunkt der Spam-Mails kauften und zwei Tage danach verkauften, 5,5 Prozent ihres Investments. Im Gegensatz dazu verdiente der Spammer durchschnittlich 5,79 Prozent.

Der Amerikaner Joshua Cyr verfolgt auf seiner Homepage Spam Stock Tracker die Entwicklung von Penny Stocks, die ihm per Email empfohlen worden waren. Im Großteil der Fälle hätte Cyr einen Totalverlust seines Investments erlitten, hätte er die Empfehlungen tatsächlich befolgt. Hätte Cyr jeweils 1000 Aktien in sein Depot gelegt, hätte er ein Jahr später einen Verlust von 27.827 $ angehäuft.



Die Versender derartiger Aktienempfehlungen setzen bei ihrem Schwindel auf illiquide Titel mit geringem Volumen, die zumeist nicht im Freiverkehr gehandelt werden. Sie bauen hohe Positionen auf, preisen die Papiere dann in Tausenden von Emails an und verkaufen dann bei Volumenhöchststand ihre Anteile. Neben dieser Strategie, die Pump and Dump (Aufpumpen und Wegwerfen) genannt wird, gibt es auch noch Short and Distort (Short und Verbiegen). Dabei spekulieren die Betrüger auf fallende Kurse und versuchen, den Aktienkurs durch das Verbreiten von falschen negativen Nachrichten zu beeinflussen. In den USA sind bereits drei Prozent aller Emails Börsen-Spam. Doch die dubiosen Empfehlungen landen mittlerweile auch auf Handys oder Anrufbeantwortern.

Der Börsen-Spam kommt in den seltensten Fällen von den Unternehmen selbst, sondern von Dritten, die die Aktie halten oder Brokern, die am regen Handel mitverdienen. Die Spam-Meldungen verbunden mit dem kurzfristigen Kursanstieg und darauf folgenden Kurseinbruch bedeuten für die betroffenen Unternehmen nämlich einen massiven Imageschaden.



Doch wer sind eigentlich die Anleger, die Investitionsempfehlungen vertrauen, die Ihnen von Wildfremden in reißerischem, aber oft auch falschem Englisch per Email zugeschickt werden? "Erfahrene Anleger kann man mit Spam-Emails nicht ködern", sagt ein Sprecher der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Doch selbst wenn nur ein Prozent der Empfänger auf den Trick hereinfallen, ist das für den Betrüger lukrativ, da für das Versenden von Emails kaum Kosten anfallen".

Über die tatsächliche Response-Quote gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da weder die Anzahl der Empfänger von Spam-Nachrichten noch die Anzahl der Akteure an OTC-Transaktionen (over the counter) bekannt sind. "Wir haben aber nachgewiesen, dass die Marktreaktion in etwa proportional zur Anzahl versendeter Mails erfolgt. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass viele Menschen beteiligt sind und der Peak nicht nur durch große Transaktionen einiger weniger Profis entsteht", sagt Rainer Böhme von der TU Dresden, der gemeinsam mit Thorsten Holz von der Universität Mannheim die Auswirkungen des Börsen-Spams untersucht hat. Er schätzt, dass es sich für den Spammer bereits lohnt, wenn weniger als 0,01 Prozent der Empfänger reagieren.


Von Verena Diethelm (Hamburg)



Quelle: Financial Times Deutschland
Fintelwuselwix:

Pflichtlektüre

 
02.01.07 15:30
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