CSU im Spendensumpf?

Beiträge: 3
Zugriffe: 327 / Heute: 1
Kicky:

CSU im Spendensumpf?

 
14.05.02 13:55
TORONTO, 13. Mai. Die Spendenaffäre der Union erreicht nun möglicherweise auch die Parteispitze der CSU und bringt den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber in Bedrängnis. Der bayerische Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber sagte vor dem Parteispenden-Untersuchungsausschuss am Montag im kanadischen Toronto aus, dass er der CSU seit Mitte der 80er-Jahre Spenden einer Gruppe von Industriellen habe zukommen lassen. Diese Spenden sind laut Schreiber gestückelt und illegal in die Parteikasse eingeschleust worden.
Schreibers Aussage wurde von Ausschussmitgliedern zunächst zurückhaltend aufgenommen. Allerdings war man sich einig, dass sie eine Sensation wäre, sollte sie sich bestätigen. Die PDS-Abgeordnete Evelyn Kenzler sagte, wenn die Aussage Schreibers stimmt, habe die CSU ein ähnliches illegales Geldbeschaffungssystem betrieben wie die CDU. Das könnte die Partei in erhebliche Schwierigkeiten bringen.

Schreiber kam in der Vernehmung auf ein von ihm treuhänderisch bis in die 90er-Jahre geführtes Konto in der Schweiz zu sprechen, das den Decknamen "Maxwell" trägt und das von den Ermittlern bislang Max Strauß, Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, zugeordnet worden war. Schreiber sagte: ",Maxwell‘ ist nicht Max Strauß, ,Maxwell‘ ist die CSU."

Nach Darstellung Schreibers sei das Konto "Maxwell" von einer Gruppe gefüllt worden, der außer ihm Personen aus Saudi-Arabien, der Schweiz und Kanada angehörten. Die Idee sei gewesen, "Maxwell" als Fonds zu führen, dessen Zinsen der CSU zu Gute kommen sollten. Dieser Fonds habe seit Mitte der 80er-Jahre bestanden. Darin eingeweiht gewesen seien neben Franz Josef Strauß und dessen Sohn auch Edmund Stoiber, der CSU-Spendensammler Franz Dannecker und er, Schreiber.

Unterlagen zufolge gingen bis Anfang der 90er-Jahre mindestens 5,2 Millionen Mark auf das "Maxwell"-Konto ein. Auf dieses Guthaben, das heute noch existieren soll, habe nach Schreibers Darstellung die CSU seit einigen Jahren aber keinen Zugriff mehr. Allerdings habe die Partei 1991/92 mindestens eine Million Mark von einem anderen Schweizer Konto erhalten. Darüber hinaus habe es laut Schreiber "weitere beträchtliche Zahlungen" an die CSU gegeben. Näheres dazu wollte Schreiber am Dienstag aussagen.

Schon in den 80er-Jahren waren zudem Provisionen aus von Schreiber vermittelten Airbus-Geschäften mit Thailand und Kanada auf das "Maxwell"-Konto geflossen. Später kam Geld von Thyssen hinzu. Bis 1988 trug das Konto die Bezeichnung "Master".

Wie Schreiber weiter aussagte, habe er acht Jahre lang die CSU-Spitze und den Parteichef Edmund Stoiber davor gewarnt, dass die Spendenpraxis auffliegen könnte, wenn die Ermittlungen gegen ihn nicht eingestellt werden. Als die Augsburger Staatsanwaltschaft 1998 ein Rechtshilfeersuchen an die Schweiz richtete, habe er den CDU-Finanzberater Horst Weyrauch als Boten zum damaligen bayerischen CSU-Landesminister Otto Wiesheu geschickt. Weyrauch habe Wiesheu mahnen sollen, dass sich Vertrauensleute der CSU-Spitze die Unterlagen in der Schweiz ansehen sollten, um die Gefahr für die Partei zu erkennen und möglicherweise die Ermittlungen zu bremsen. Wiesheu sei aber darauf nicht eingegangen.
Berliner Zeitung heute
Happy End:

Mit der CSU in den Abgrund

 
14.05.02 14:00
Karl-Heinz Schreiber wird heute in Toronto nochmal vom Spenden- Untersuchungsausschuss des Bundestages befragt. Gestern hatte er ausgeplaudert, dass er auch reichlich an die CSU gespendet habe. Davon hätten sowohl der damalige Parteichef Strauß wie auch deren derzeitiger Vorsitzende Stoiber gewusst.
   
Nebenbei: Schreiber war (ist?) CSU-Mitglied.

Wen es nun überrascht, dass Schreiber seine eigene Partei nicht beim Spenden vergessen hat...
   
Der CSU, die im bisherigen Verlauf der Spendenaffäre eine leidlich saubere Weste behalten hat, kommt Schreibers Aussage ziemlich ungelegen. Also teilte eine Sprecherin der CSU flugs mit, Schreibers Darstellung sei "nicht nachvollziehbar".

Ich will ja nicht meckern, aber ich könnte mir überzeugendere Dementis vorstellen.

(Sch.DE)
Kicky:

eine Lügenolympiade sagt Schreiber

 
14.05.02 14:10
Schreiber wies im FR-Gespräch darauf hin, dass der Ausschuss viele Zeugen vernommen und Protokolle angefertigt habe: "Wo Bausteine fehlen, werde ich vielleicht helfen können." Er äußere sich jetzt erstmals "zum Spendenausschuss, zum Verhalten der Parteien und deren Finanzierung". Das, was bisher gesagt wurde, sei "in vielen Bereichen eine Lügenolympiade". In Interviews hatte er "Überraschungen" angekündigt.

Der Ausschuss soll klären, ob Entscheidungen der früheren CDU-geführten Regierung durch Geldzahlungen beeinflusst wurden. Bei der Vernehmung Schreibers sollte es um die 100 000-Mark-Spende gehen, die Ex-CDU-Chef Wolfgang Schäuble letztlich sein Parteiamt kostete. Dazu kommen vor allem zwei weitere Komplexe. Die Lieferung von 36 Fuchs-Spürpanzern an Saudi-Arabien durch Thyssen 1991: Der Einfluss von Schreiber in dieser Affäre ist bislang nicht völlig klar. Nach Ausschuss-Erkenntnissen hat er die Kontakte zwischen Saudi-Arabien und Thyssen für den 400-Millionen-Mark-Deal mit angebahnt. In dem Zusammenhang steht die Millionen-Spende, die Ex-CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep in der Schweiz erhielt und die die Affäre auslöste.

Die gescheiterte Ansiedlung einer Thyssen-Panzerfabrik in Kanada: Schreiber sollte für Thyssen auf der Halbinsel "Bear-Head" den Bau einer Fabrik für leicht gepanzerte Militärfahrzeuge vorantreiben. Er bemühte sich auch in Deutschland um politische Unterstützung. Unter anderem geht es um die Frage, ob es Zusammenhänge zwischen dem Projekt und der 100 000-Mark-Spende gibt.

Weitere Themen der Vernehmung sollen Airbus-Lieferungen an Kanada und Thailand sein.

Nachdem Schreiber in den vergangenen zwei Jahren mehrfach seine Bereitschaft zur Aussage bekundet, dann aber wieder zurückgezogen hatte, war der Ausschuss überrascht, als sich vor einem Monat einer der Anwälte des Rüstungslobbyisten meldete und die Aussage seines Mandanten ankündigte. Dies geschieht zum letztmöglichen Zeitpunkt: Am Donnerstag will der Ausschuss mit Vernehmungen in Berlin seine Beweisaufnahme beenden und Ende Mai den Bericht vorlegen.

Zur Anhörung Schreibers waren am Sonntag sechs Ausschussmitglieder in Toronto eingetroffen. Die Vernehmung wurde formal von der Vize-Generalkonsulin Marianne Bath geleitet. Unklar war bis zu Beginn der Vernehmung, ob Schreiber bei der "konsularischen Vernehmung" verpflichtet ist, die Wahrheit zu sagen.

Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--