DAX kräftig im Minus - Politische Aussagen bremsen
Dow Jones News • 17.10.11 • 18:18
DJ XETRA-SCHLUSS/DAX kräftig im Minus - Politische Aussagen bremsen
FRANKFURT (Dow Jones) - Kräftig abwärts ist es am Montag mit dem deutschen Aktienmarkt gegangen. Nach festem Start drehten die Kurse kräftig ins Minus und trieben den DAX um 1,8% oder 108 auf 5.859 Punkte nach unten. Händler machten vor allem die abwiegelnden Aussagen von Kanzlerin Merkel für die Verluste verantwortlich. Sie warnte davor, zu hohe Erwartungen an das Treffen der EU-Politiker am Wochenende zu hegen. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 175,2 (Vortag: 185,2) Mio Aktien im Wert von rund 3,22 (Vortag: 3,48) Mrd EUR.
Noch am Morgen waren die Märkte optimistisch in den Handel gestartet, nachdem das G-20-Treffen vom Wochenende die Hoffnung auf schnelle Schritte zur europäischen Schuldenlösung beflügelt hatte. Dann drückten außer den Merkel-Aussagen auch noch die Andeutung von Finanzminister Schäuble, er rechne mit einer notwendigen Kernkapitalquote von 9% für systemrelevante Banken.
Daneben reagierte der Markt verstimmt auf einen Bericht, wonach der nächste Europa-Stresstest mit einem 20%-igen Schuldenschnitt bei Spanien-Anleihen umgehen muss. Die Frage sei, warum gerade Spanien hier explizit genannt werde und nicht der gesamte südeuropäische Raum, hieß es im Handel. Der Markt deutete dies, als ob es konkrete Probleme in Spanien gäbe. Vor allem US-Anleger mochten die Nachrichtenlage nicht und zogen sich aus dem Euro-Raum zurück. Die Devise fiel von über 1,39 USD auf unter 1,38 USD zurück.
Einige Händler sahen die Nachrichtenlage jedoch entspannt. "Nach einer rund 18%-igen Rally nimmt man auch mal Geld vom Tisch", sagte ein Händler. Zudem habe sich bereits in den letzten Tagen eine Kaufzurückhaltung gezeigt. Wer die Rally verpasst habe, kaufe einen DAX über 6.000 auch nicht mehr.
Wenig Impulse gab es von den US-Daten zur Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung. Die Produktion legte im September um erwartete +0,2% zu, die Auslastung erreichte mit 77,4% fast das erwartete Niveau von 77,5%. Der Empire State Index aus den USA enttäuschte dagegen.
Banken standen unter kräftigem Abgabedruck angesichts der politischen Nachrichten. Commerzbank fielen um 5,7% auf 1,57 EUR, Deutsche Bank um 3,1% auf 26,46 EUR. Auch Allianz verloren 1,9%.
Heftige Kursverluste mussten auch die Konjunkturzykliker hinnehmen. Hier drückte die Angst vor einem Rückfall in die Rezession, falls die Schuldenkrise ungelöst bleibt. VW verloren 1,8%, Daimler um 3,5% und BMW um 3,4%. Bei SGL Carbon sorgten die Autohersteller jedoch für eine Hausse. Die Aktie sprang im MDAX um fast 13% auf 42,75 EUR.
Nachdem die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten über ihr Investmentvehikel SKion bereits mit rund 29% an SGL beteiligt sei, wolle der BMW-Konzern selbst einen Aktienanteil an dem Unternehmen erwerben, berichtete der "Spiegel". Zusammen mit Klatten würde BMW dann über mehr als 50% an SGL verfügen. Zudem äußerte sich nun auch noch der VW-Konzern interessiert an SGL. SGL stellt mit Carbon den Werkstoff her, der auf Grund seines geringen Gewichtes für die Automobilhersteller zukünftig immer wichtiger wird.
Siemens konnten von den Zahlen des Wettbewerbers Philips nicht profitieren und fielen um 1,2% auf 73,93 EUR. Beim Umsatz hätten bei Philips die Sparten Gesundheit und Beleuchtung die Konsensprognose leicht übertroffen. Siemens vermeldete zudem, in den nächsten drei Jahren rund 1 Mrd EUR in Russland zu investieren.
Andere Konjunkturwerte mussten teils höhere Verluste hinnehmen: ThyssenKrupp verloren 3,7%, BASF 1,6%, Heidelcement 2% und Lufthansa 1%. Im MDAX rutschten Leoni um 6,2%, Elringklinger um 5,4% und Klöckner um 5% ab.
Vossloh brachen um fast 9% ein auf 70,48 EUR. Hier drückten Berichte, der Eigner von Knorr-Bremse, wolle seine Anteile an dem Unternehmen nicht weiter aufstocken. Im TecDAX standen Solarwerte an der Verliererspitze: Solarworld verloren knapp 13% und Q-Cells 3,8%. PSI und QSC legten hingegen über 4% zu.
DJG/mod/raz
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