So sehr ich es mir als Aktionär auch anders wünschte, halte ich die o.g. Halbjahresprognose (Umsatz 100 Mio, bereinigter Konzerngewinn 20 Mio EUR) für eher nicht realistisch.
Auf Grundlage der schwachen Q1-Zahlen (Umsatz 37,3 Mio €; bereinigter Konzerngewinn -9,1 Mio €) halte ich für H1 2021 das Erreichen einer schwarzen Null beim bereinigten Konzernergebnis bereits für sehr ambitioniert.
Ein bereinigter Halbjahresgewinn i.H.v. 20 Mio € bei 100 Mio € Umsatz entspräche einem Q2 Ergebnis von +29,1 Mio € bereinigtem JÜ bei 62,7 Mio € Umsatz. Eine Umsatzrendite i.H.v. 46,41% wäre im aktuell immer noch sehr angespannten Marktumfeld nur im Fall signifikanter Zuschreibungen / Wertaufholungen, d.h. bei Rückgängigmachung vorhergehender Abschreibungen möglich. Aus dem laufenden Geschäft kann Corestate solche Renditen derzeit nicht erzielen.
Ich bin mir sehr sicher, dass die Kommunikation im Rahmen der Hauptversammlung wesentlich klarer und offensiver ausgefallen wäre, wenn ein derartiger Rebound bei Umsatzerlösen und Gewinn im Q2 auch nur näherungsweise absehbar gewesen wäre. Zu meinem Bedauern (-> Stichwort mangelhafte Transparenz der Jahresprognose) hielt man sich in Sachen Auskünften zur Q2-Entwicklung ebenso zurück wie bei Erläuterungen, mit welchen konkreten Projekten des Umsatz- und Gewinnziel sowie das über allem stehende Entschuldungsziel erreicht werden soll.
Ohne Konkretisierung der wesentlichen Umsatz- und Gewinntreiber und Erläuterung der geplanten Maßnahmen zur Rückführung der Nettoverschuldung bleibt unfassbar viel Raum für Spekulationen in jedwede Richtung. Die Aktienkäufe des Managements waren ein erstes wichtiges Signal zur Vertrauensbildung. Für nachhaltig steigende Aktienkurse in einem coronabedingt sehr nervösen Gesamtmarkt muss sich die Transparenz / Marktkommunikation des Unternehmens m.E. grundlegend verbessern. Aktuell sehe ich diesbezüglich noch wenig Anzeichen, aber Corestate hat in Kürze ja die Möglichkeit, im Rahmen des Halbjahresberichts in Sachen Jahresprognose und der darüber hinaus gehenden Unternehmensentwicklung deutlich mehr Licht ins Dunkel zu bringen.
Sollte es Corestate gelingen, im zweiten Halbjahr tatsächlich wieder die Profitabilität und Umsatzstärke der Vor-Corona Zeit (2019) zu erreichen, stünde eine schwarze Null zum Halbjahr m.E. nicht im Widerspruch zum Erreichen der Jahresziele. Corestate war vor 2020 in der Lage, bereinigte Jahresergebnisse deutlich oberhalb von 100 Mio € zu erzielen.
Zudem sind Q3 und insbesondere Q4 die traditionell umsatz- und gewinnstärksten Geschäftsquartale im Immobilien- und Fondsmarkt.
Angesichts eines weiterhin sehr starken Immobilienmarkts und der Ende Juni kommunizierten Erfolge des Private Debt Geschäfts bleibe ich zuversichtlich für die Geschäftsaussichten der Corestate.
Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass die Jahresprognose und insbesondere das für 2021 abgegebene Entschuldungsziel wesentlich von einem Anziehen des Transaktionsgeschäfts abhängen dürfte. Wie in 2020 und in Q1 2021 gesehen, reicht die im bilanzierten Goodwill dargestellte Ertragskraft aus langfristigen Vertragsverhältnissen (AuM) im aktuellen Marktumfeld mit verhältnismäßig geringen Performance- und Transaktionsprämien bestenfalls zur Kostendeckung aus.
Nachdem das Management vor allem das Entschuldungsziel zentral in den Fokus gerückt hat, gehe ich davon aus, dass konkrete Transaktionen (Projekt- oder Beteiligungsverkäufe) für das zweite Halbjahr geplant sind, die ein Erreichen des Umsatz- / Gewinn- und Entschuldungsziels aus Sicht der Geschäftsleitung und des Aufsichtsrats plausibel erscheinen lassen.
Es wäre schön, wenn man auch uns Kleinaktionäre zeitnah an diesen Informationen teilhaben ließe...