München (vwd) - Der Kaufpreis für die Consors Discount Broker AG, Nürnberg, liegt nach Einschätzung aus Finanzkreisen um die zehn EUR je Aktie und damit "in der Nähe des heutigen Börsenkurses". Die BNP-Paribas SA, Paris, hatte am Montag wie erwartet den Zuschlag für das Aktienpaket der SchmidtBank in Höhe von 66,4 Prozent an der Consors erhalten. "Liegt der Preis bei zehn EUR je Aktie, dann ist das wahrscheinlich etwas zu wenig. 14 oder 15 EUR wären dagegen ziemlich positiv für die SchmidtBank, für Consors und für die Gläubiger, aber relativ viel aus Sicht der BNP", sagte dagegen ein Händler.
Der letzte Kurs von Consors vor dem Handelsstopp lag bei 10,24 EUR, entsprechend einem Plus von 7,8 Prozent bzw 0,74 EUR.Gemessen an diesem Kurs hat das Aktienpaket einen Wert von rund 326 Mio EUR. Die SchmidtBank selbst machte allerdings keine Angaben zu den Verkaufsmodalitäten. Eine Bank-Sprecherin verwies lediglich auf die für morgen geplante Pressekonferenz in Frankfurt.
Laut Branchenkreisen hat die Hofer Bank "wesentlich weniger als ursprünglich erhofft" aus dem Verkauf erzielen können. Als Grund dafür wird in den Kreisen genannt, dass BNP offenbar der einzig verbliebene Bieter für Consors war und dies die Verhandlungsposition der Franzosen gestärkt habe. Bei den Verkaufsverhandlungen spielten für Geschäftsführer Paul Wieandt einer Mitteilung der SchmidtBank zufolge neben dem Erlös "auch die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Consors sowie die regionalpolitische Verantwortung für den Standtort Nürnberg eine wesentliche Rolle".
Nach Einschätzung von Analystin Birgit Grüner von der Bankgesellschaft Berlin verfügt Consors über "eine ausgezeichnete Online-Plattform", mit der BNP ihrerseits ihren Online-Auftritt verstärken kann. Consors zählte Ende vergangenen Jahres rund 566.000 Kunden, BNP ihrerseits rund 390.000 Online-Kunden. Durch den Zusammenschluss entstünde Europas führender Discount Broker.
Consors stand offiziell zum Verkauf, nachdem im Herbst vergangenen Jahres die Muttergesellschaft SchmidtBank in finanzielle Schieflage geraten war und ein Bankenkonsortium die damalige Privatbank übernommen hatte. Bereits zuvor hatte der ehemalige SchmidtBank-Eigentümer Karl Gerhard Schmidt versucht, Consors zu veräußern, um die Verluste der Mutter zu decken.
+++ Rolf Neumann
vwd/29.4.2002/rne/sa
29. April 2002, 18:47