Comroad-Emissionsbanken geraten in Erklärungsnot

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Comroad-Emissionsbanken geraten in Erklärungsnot

 
13.04.02 01:15
Comroad-Emissionsbanken geraten in Erklärungsnot
Von Tim Bartz, Sabine Rössing und Claudia Wanner, Frankfurt

Der Betrugsfall Comroad bringt nicht nur den Wirtschaftsprüfer des Telematik-Unternehmens in Bedrängnis. Den an der Emission beteiligten Kreditinstituten Concord Effekten und Hauck & Aufhäuser drohen möglicherweise Prospekthaftungsklagen.

Geprellte Anleger könnten Schadenersatz fordern, wenn sich herausstellt, dass ihnen im Emissionsprospekt zum Börsengang wesentliche Informationen vorenthalten wurden.

Eine Sonderprüfung der Nürnberger Wirtschaftsprüfer Rödl & Partner hatte ergeben, dass der Hauptgeschäftspartner von Comroad, die Hongkonger VT Electronics, gar nicht existiert. Von den für 2001 ausgewiesenen Umsatzerlösen von 93,6 Mio. Euro konnten nur 1,3 Mio. Euro nachgewiesen werden. Die am Neuen Markt notierte Comroad-Aktie war daraufhin deutlich eingebrochen. Am Freitagnachmittag trieben Spekulanten den Kurs dann aber wieder um knapp 15 Prozent auf 0,31 Euro in die Höhe.

VT schon im Börsenprospekt als Auftragsproduzent genannt

Bereits die Bilanz des Jahres 1998, auf der der Emissionsprospekt beruht, weist auf eine enge Verbindung von Comroad zu VT Electronics hin. Comroad war im November 1999 an den Neuen Markt gegangen. VT wird im Börsenprospekt als einer von insgesamt zwei Auftragsproduzenten genannt. Comroad hatte demnach - mit der nicht existierenden - VT offenbar reichlich Geschäft abgewickelt. Ende 1998 beliefen sich die Verbindlichkeiten gegenüber VT Electronics auf 2,8 Mio. DM oder 67 Prozent der Bilanzsumme.

Auf die Idee, die Existenz des Hauses durch eine Anfrage in Hongkong zu überprüfen, kamen damals aber weder Prüfer noch Emissionsbanken. "Wenn das eine von 50 kleineren Vertriebsgesellschaften wäre, würde es sich um einen Schönheitsfehler handeln", sagte Rechtsanwalt Stephan Hutter von der Kanzlei Shearman & Sterling in Frankfurt. Bei wesentlicher Bedeutung für das Unternehmen sei das aber anders. Dann müsse genauer geprüft werden, um was für eine Gesellschaft es sich handelt - auf jeden Fall aber, ob sie existiert.

Passiere dies nicht, haften die Banken für die Vollständigkeit des Prospektes, sagte Hutter. Anleger hätten in diesem Fall eine Anspruchsgrundlage, von den Banken eine Entschädigung bis hin zum vollständigen Verlustbetrag einzuklagen. Eine Verjährung tritt bei der Prospekthaftung nach drei Jahren ein - im Fall Comroad also im November 2002.

Institute sehen kein Fehlverhalten

Die beteiligten Institute wollen ein Verfehlen allerdings nicht einräumen. "Grundlage der Börseneinführung war eine sorgfältige Prüfung ("Due Dilligence"), sowohl aus ökonomischer als auch aus rechtlicher Sicht", teilte Concord am Freitag mit. Bei dieser Prüfung durch Externe hätten sich keinerlei Anzeichen für vorgetäuschte Umsätze oder ähnliche Unregelmäßigkeiten ergeben, hieß es. Es habe keinen Anlass gegeben, an den Berichten zu zweifeln. Wer die "Due Dilligence" beim Börsengang vorgenommen hatte, war von Concord nicht zu erfahren.

Auch Dirk Lahmann, Geschäftsführer der für den Börsengang zuständigen Hauck & Aufhäuser-Tochter, sieht sich nicht in der Pflicht. "Wir sehen keinerlei Anlass für Prospekthaftungsansprüche", sagte er. Die Verhältnisse seien seinerzeit mit der gebotenen Sorgfalt geprüft worden. Im übrigen verwies Lahmann auf die Aussagen der konsortialführenden Bank Concord.

KPMG fühlt sich übel getäuscht

Noch weniger Grundlage für eine Handhabe sieht die HypoVereinsbank. Das Institut war nicht am Börsengang, allerdings an der Kapitalerhöhung im Jahr 2000 beteiligt. Dabei habe es sich jedoch um eine prospektlose Kapitalerhöhung gehandelt, sagte ein Sprecher. Diese ist dann möglich, wenn der Kapitalzufluss zehn Prozent des Eigenkapitals nicht überschreitet und die Papiere nicht an Privatanleger abgegeben werden. Auch eine "Due Dilligence" ist in diesem Fall nicht erforderlich, gleichwohl von der HypoVereinsbank dennoch vorgenommen worden. Allerdings schöpften die Prüfer in allen Fällen keinen Verdacht. KPMG-Chef Harald Wiedmann jedenfalls sieht seine Gesellschaft übel getäuscht. Die KPMG hatte seit 1996 die Bilanzen von Comroad testiert - bis sie im Februar nach dem Verdacht, dass VT Electronics womöglich nicht existiert, das Mandat niederlegte.

Fingierte Rechnungen und Geschäftsbeziehungen sowie Manager in verschiedenen Rollen habe es gegeben - alles aber professionell in Szene gesetzt, sagte Wiedmann. So hätten die Wirtschaftsprüfer sogar eine schriftliche Bestätigung von Aufträgen aus Fernost eingefordert und auch bekommen. Dass es sich um eine Täuschung handelt, habe man nicht vermuten können. Darüber hinaus lagen über alle Geschäftsvorgänge Telefax-Bestätigungen vor. Das Produkt habe es, anders als etwa im Betrugsfall Flowtex, ebenfalls gegeben. Der Vergleich von Unterschriften mit Handelsregister-Einträgen gehöre nicht zu den Standardaufgaben eines Prüfers und dürfe es auch nicht werden, sagte Wiedmann. Es habe daher aus seiner Sicht zunächst keinen Grund gegeben, die Saldenbestätigung des Unternehmens anzuzweifeln.

Verdacht geschöpft habe das KPMG-Prüfungsteam erst bei der Bilanz des Jahres 2001. Unrealistische Umsatzvolumina mit Lizenzverträgen hätten die Prüfer stutzig gemacht. Als sich der Schwindel herausstellte, habe die KPMG das Mandat umgehend niedergelegt - ein laut Wiedmann in Deutschland einmaliger Vorgang. Daraufhin hätten Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaft sofort reagiert.

2002 Financial Times Deutschland  

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Bilanzfälschung rollt Klagewelle auf Comroad zu

 
13.04.02 01:18
Von Peter Kleinort, Hamburg

Nach dem Bilanz-Skandal beim Telematik-Anbieter Comroad wollen viele geschädigte Anleger klagen. Die Bilanzfälschung ist nach Ansicht von Anlegerschützern der größte Skandal am Neuen Markt seit dessen Bestehen.

"Bei uns stand das Telefon nicht mehr still", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Donnerstag. "Die Empörung ist ganz, ganz groß." Die Rechtsanwältin befürchtet einen weiteren schweren Imageschaden für den Neuen Markt. Die Deutsche Börse müsse aktiv werden und ihr Regelwerk verschärfen. Laut einer Sonderprüfung hatte Comroad wohl fast seinen kompletten Umsatz des Jahres 2001 frei erfunden. Die Nachrichtenagentur dpa-AFX meldet unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass die Bilanzfälschungen möglicherweise sogar bis ins Jahr 1998 zurückreichen könnten.

Das Unternehmen hatte ursprünglich den Umsatz im vergangenen Jahr auf 93,6 Mio. Euro beziffert. Die Buchprüfer Rödl & Partner konnten aber nur 1,4 Mio. Euro belegen. 98 Prozent der angegebenen Erlöse waren mutmaßlich gefälscht. Comroad-Gründer und Vorstandschef Bodo Schnabel sitzt wegen des Vorwurfs des Kursbetruges seit Ende März in Untersuchungshaft. Auch gegen seine Frau Ingrid, die im Aufsichtsrat sitzt, wird ermittelt. Unterdessen bereiten offenbar mehrere Anwälte Klagen gegen Comroad und die Unternehmensverantwortlichen vor.

Bei den Aktionärsschützern sitzt der Schock nach den jüngsten Enthüllungen tief. "Da stehen einem die Haare zu Berge", sagte Bergdolt. Sämtliche Kontrollorgane, vom Aufsichtsrat bis zu den Wirtschaftsprüfern, hätten versagt. "Das ist der Super-Gau." Der Neue Markt werde so auf lange Sicht beschädigt.

Insolvenz droht

Die Unternehmensleitung schließt nach dem Aufdecken der Bilanzfälschung eine Insolvenz nicht mehr aus. Am Mittwoch hatten die Comroad-Aktien über 50 Prozent ihres Wertes verloren und schlossen bei 0,35 Euro. Am Donnerstag bewegten sich die Titel in einem stark volatilen Handel um Notierungen zwischen 0,31 Euro und 0,38 Euro. "Da sind jetzt die Zocker am Werk", sagte ein Frankfurter Händler. "Das hat nach der massiven Wertvernichtung nichts mehr mit Kursbildung zu tun."


Quelle:FTD.de
Brummer:

Comroad-Skandal weitet sich aus

 
13.04.02 01:23
Der Bilanzskandal bei dem Telematik-Anbieter Comroad zieht immer weitere Kreise. KPMG räumte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe) ein, dass auch frühere Bilanzen unrichtig gewesen sein könnten. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass auch die Umsätze in den Jahren 1998 bis 2000 zu einem Großteil nicht existierten, sagte ein Finanzexperte am Freitag.

dpa MÜNCHEN. "Wahrscheinlich sind Aktionäre, Analysten und der Aufsichtsrat von Anfang an betrogen worden", sagte er. Anders als der Abschluss 2001 seien die Bilanzen vor 2001 von Wirtschaftsprüfern der Gesellschaft KPMG testiert worden. "Die Parallelen zum Fall FlowTex sind sehr groß", sagte er. Die Aktie stieg auf Grund spekulativer Käufe um 18,5 Prozent auf 0,32 €. In den vergangenen Tagen war der Kurs dramatisch eingebrochen.

Aktionärsschützer hatten KPMG bereits am Donnerstag aufgefordert, ihre Rolle im Fall Comroad umfassend aufzuklären. Die Wirtschaftsprüfer hatten ihr Mandat vor wenigen Wochen wegen des Betrugverdachts niedergelegt. Nach einer Sonderprüfung durch die Gesellschaft Rödl & Partner gab der neue Comroad-Vorstand am Mittwoch bekannt, dass wohl nur ein Bruchteil des Umsatzes aus dem Jahr 2001 tatsächlich existierte. 98 Prozent des Umsatzes seien hingegen über Geschäftspartner in Asien verbucht worden, die es anscheinend nicht gab. Die Münchner Staatsanwaltschaft sieht ihren Verdacht durch das Ergebnis der Sonderprüfung erhärtet.

Die Wirtschaftsprüfer von Rödl & Partner sind nach eigenen Angaben zurzeit dabei, die Bilanzen für die Jahre 1998 bis 2000 gründlich zu analysieren. Zu den Ergebnissen wollte sich ein Sprecher am Freitag nicht äußern. "Wir sind noch eifrig dabei, alles zu prüfen", sagte er. Firmengründer und Ex-Vorstandschef Bodo Schnabel sitzt wegen des Verdachts des Kursbetrugs bereits seit Ende März in Untersuchungshaft. Seine Ehefrau Ingrid, die jahrelang im Aufsichtsrat des Unternehmens saß, wehrt sich gegen ihre Abberufung. Sie habe nicht an der Buchhaltung und der Erstellung des Jahresabschlusses mitgewirkt, teilte ihr Anwalt am Freitag mit.

Die Comroad-Aktie verteuerte sich auch bei dem Anstieg um fast ein Fünftel lediglich um fünf Cent. Nach Ausbruch des Bilanzskandals hatte sich der Kurs am Mittwoch halbiert und am Donnerstag um weitere mehr als 20 Prozent nachgegeben. Die Spekulanten versuchten am Freitag, durch ihre Käufe den Aktienkurs hochzutreiben und damit Anleger zum Kauf zu bewegen, erklärten Händler die Entwicklung. Wenn dann der Kurs weiter steigt, könnten sie ihre Papiere mit Gewinn wieder abstoßen.

Bodo Schnabel hatte das Unternehmen 1995 gegründet. Comroad hat sich auf Telematik-Netzwerke spezialisiert, die die mobile Überwachung von Autos oder Lastwagen ermöglichen und für die Navigation oder zum Flottenmanagement verwendet werden können.

Quelle: wiwo.de
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