Von Clemens von Frentz
Die mutmaßlichen Fälschungen von Ex-CEO Bodo Schnabel haben ein Nachspiel: Die Firma fliegt aus dem Neuen Markt, und Anleger erstatten Anzeige gegen KPMG.
München - Der Bilanz-Skandal beim bisherigen Nemax50-Unternehmen Comroad bringt nun auch den Wirtschaftsprüfer KPMG immmer stärker in Bedrängnis. Am Dienstag wurde gegen die Gesellschaft Strafanzeige erstattet.
Die Deutsche Börse hat Comroad außerdem mit sofortiger Wirkung aus dem Neuen Markt verbannt. Grund für den Ausschluss sei das grob pflichtwidrige Verhalten des Münchener Unternehmens, teilte die Börse mit. An seiner Stelle rückt jetzt Gericom in den Nemax 50 nach.
Vorwurf: "Bedingter Vorsatz"
Die Strafanzeige gegen KPMG wurde eingereicht von der Münchner Kanzlei Rotter, die sich auf Anlegerschutz spezialisiert hat. Anwalt Klaus Rotter gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben im Auftrag von zwei Mandanten gehandelt, denen durch den Absturz der Comroad-Aktie ein Schaden von insgesamt rund 50.000 Euro entstanden ist."
In der Anzeige wird der Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft vorgeworfen, "bedingt vorsätzlich falsch testiert" zu haben. Rotter dazu: "Wir beziehen uns dabei nicht auf den Emissionsprospekt, sondern auf den Jahresabschluss 2000 und andere Abschlüsse, die durch KPMG testiert wurden. Nach unserer Einschätzung waren die Angaben in diesen Abschlüssen zum Teil so überzogen und unglaubwürdig, dass eigentlich jeder Laie hätte stutzig werden müssen."
Rotter vertritt mit dieser Einschätzung keine Einzelmeinung. Auch nach Ansicht des Saarbrücker Bilanzexperten Karl-Heinz Küting sind KPMG im Comroad- Skandal gravierende Fehler unterlaufen. "Wenn über einen längeren Zeitraum Luftbuchungen in diesem Ausmaß möglich sind, kommt das einem Sextanerfehler in der Abschlussprüfung gleich", sagte der Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Damit sind in erster Linie die offensichtlichen Luftgeschäfte in Asien gemeint. Küting wörtlich: "Wenn ein einziger Geschäftspartner einen so großen Anteil des gesamten Umsatz auf sich vereint, dann muss sich der Wirtschaftsprüfer vom Hauptkunden auch ein Bild vor Ort machen."
Es genüge nicht, allein die Stimmigkeit der Belege zu prüfen, wie das die KPMG zunächst getan hatte. "Von einem Wirtschaftsprüfer, "so Küting, "erwarte ich, dass er gravierende Fehler bei der Bilanzierung aufdeckt. Wer sollte das denn sonst tun?"
Quelle: manager-magazin.de
Die mutmaßlichen Fälschungen von Ex-CEO Bodo Schnabel haben ein Nachspiel: Die Firma fliegt aus dem Neuen Markt, und Anleger erstatten Anzeige gegen KPMG.
München - Der Bilanz-Skandal beim bisherigen Nemax50-Unternehmen Comroad bringt nun auch den Wirtschaftsprüfer KPMG immmer stärker in Bedrängnis. Am Dienstag wurde gegen die Gesellschaft Strafanzeige erstattet.
Die Deutsche Börse hat Comroad außerdem mit sofortiger Wirkung aus dem Neuen Markt verbannt. Grund für den Ausschluss sei das grob pflichtwidrige Verhalten des Münchener Unternehmens, teilte die Börse mit. An seiner Stelle rückt jetzt Gericom in den Nemax 50 nach.
Vorwurf: "Bedingter Vorsatz"
Die Strafanzeige gegen KPMG wurde eingereicht von der Münchner Kanzlei Rotter, die sich auf Anlegerschutz spezialisiert hat. Anwalt Klaus Rotter gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben im Auftrag von zwei Mandanten gehandelt, denen durch den Absturz der Comroad-Aktie ein Schaden von insgesamt rund 50.000 Euro entstanden ist."
In der Anzeige wird der Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft vorgeworfen, "bedingt vorsätzlich falsch testiert" zu haben. Rotter dazu: "Wir beziehen uns dabei nicht auf den Emissionsprospekt, sondern auf den Jahresabschluss 2000 und andere Abschlüsse, die durch KPMG testiert wurden. Nach unserer Einschätzung waren die Angaben in diesen Abschlüssen zum Teil so überzogen und unglaubwürdig, dass eigentlich jeder Laie hätte stutzig werden müssen."
Rotter vertritt mit dieser Einschätzung keine Einzelmeinung. Auch nach Ansicht des Saarbrücker Bilanzexperten Karl-Heinz Küting sind KPMG im Comroad- Skandal gravierende Fehler unterlaufen. "Wenn über einen längeren Zeitraum Luftbuchungen in diesem Ausmaß möglich sind, kommt das einem Sextanerfehler in der Abschlussprüfung gleich", sagte der Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Damit sind in erster Linie die offensichtlichen Luftgeschäfte in Asien gemeint. Küting wörtlich: "Wenn ein einziger Geschäftspartner einen so großen Anteil des gesamten Umsatz auf sich vereint, dann muss sich der Wirtschaftsprüfer vom Hauptkunden auch ein Bild vor Ort machen."
Es genüge nicht, allein die Stimmigkeit der Belege zu prüfen, wie das die KPMG zunächst getan hatte. "Von einem Wirtschaftsprüfer, "so Küting, "erwarte ich, dass er gravierende Fehler bei der Bilanzierung aufdeckt. Wer sollte das denn sonst tun?"
Quelle: manager-magazin.de