Name: chinadotcom Corp.
WKN: 924.123
NASDAQ-Tickersymbol: CHINA
Aktueller Kurs: 5,69 USD
Hoch/Tief 2000/01: 4,06/78,00 USD
Börsenkapitalisierung: 572 Mio. USD
Umsatz 2000e: 125 Mio. USD
Umsatz 2001e: 200 Mio. USD
Umsatz 2001e/Aktie: 1,99 USD
Ergebnis 2000e: -84 Mio. USD
Ergebnis 2001e: -15 Mio. USD
Ergebnis 2001e/Aktie: -0,15 USD
Dividende 2000e: -
Dividende 2001e: -
Div.-Rendite 2001e: -
Eigenmittel per 30.09.00: 612,1 Mio. USD
Bargeld und Wertpapiere per 30.09.00: 485,2 Mio. USD
Verbindlichkeiten 30.09.00: 84,5 Mio. USD
Chance: *****
Risiko: *****
Rating: Kauf
1. Das Unternehmen:
Die chinadotcom corporation (vormals China.com Corporation), eine Tochterfirma der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur „Xinhua“, zählt zu den interessantesten Internetwerten, die aktuell an der NASDAQ notieren. Denn während die Märkte der europäischen und amerikanischen Internetgiganten stagnieren, steht der chinesische Markt kurz vor dem endgültigen Durchbruch.
Auf der Suche nach einem Investment in China empfiehlt sich chinadotcom wie kein anderes Unternehmen, da es über seinen Mutterkonzern perfekte Anbindung an den chinesischen Staatsaperrat besitzt, was das Agieren im Reich der Mitte chinadotcom gegenüber allen anderen Konkurrenten deutlich leichter macht. Nebenbei bekommt man so für den Portalbetrieb auch noch praktisch frei Haus Content von Xinhua geliefert. Auf der anderen Seite besticht chinadotcom durch westliche Wirtschaftsphilosophie. Das äußert sich nach außen hin zum einen darin, dass sich neben Asiaten auch Amerikanern im Vorstand des Unternehmens finden und vor allem darin, dass Amerikas Vorzeigeunternehmen sich in Form von Aktien am Erfolg des Unternehmens beteiligt haben. AOL, Nortel Networks und Sun Microsystems gehören so hinter Xinhua zu den größten Aktionären. Partnerschaften werden auf fast allen Gebieten mit den Branchenführern unterhalten. So hat man Abkommen mit Nokia und Motorola für den Bereich „Wireless“ in der Tasche.
chinadotcom ist im pazifischen Raum von Japan bis nach Australien absolut unangefochtener Marktführer in seinem Geschäft. Das Unternehmen plant mit mehreren Geschäftszweigen im Bereich Internet Geld zu verdienen. So betreibt man vier Portale (China.com, Taiwan.com, HongKong.com und CWW.com), die insgesamt mehr als 10 Mio. registrierte Nutzer haben. Daneben hat man sich mit Niederlassungen in ganz Ostasien als ein riesiger One-Stop-Shop für e-Business aufgestellt und schließt durch Akquisitionspolitik, die letzten Lücken. Von B2B-Portalen über IT-Consulting & Services bis hin zum Werbenetzwerk bietet chinadotcom seinen Kunden alles aus der Hand eines mehr als 50-teiligen Firmennetzwerkes.
2. Die Geschäftszahlen:
Der im 9-Monatsbericht zum 30. September 2000 ausgewiesene Umsatz lag bei 86 Mio. USD und hatte sich somit gegenüber dem Vorjahr mehr als verneunfacht. Noch sind die Verluste, die das Unternehmen erwirtschaftet, sehr groß und betrugen in den letzten Quartalen rund 50 % der jeweils erzielten Umsätze. Was viele Investoren allerdings nicht erkennen, ist, dass das Unternehmen seine Verluste größten Teils wegen der hohen Integrationskosten für neuübernommene Firmen einfährt, denn chinadotcom gehört zu den wohl aktivsten Käufern des Internetsektors überhaupt. So lag die monatliche Cashburnrate aus dem operativen Geschäft im dritten Quartal 2000, das mit 36 Mio. USD Umsatz abgeschlossen wurde, bei gerade einmal 1,8 Mio. USD. Bei einer im 9-Monatsbericht ausgewiesenen Cashposition von 485 Mio. USD ist dies keine wirklich relevante Position.
3. Der Ausblick:
Vorstandschef Peter Yip, der zuletzt mit den von seinem Unternehmen präsentierten Zahlen viermal in Folge die Analystenerwartungen schlug, verspricht vehement für dieses Jahr erstmals schwarze Quartalszahlen. Das Gesamtjahr 2001 soll allerdings mit 0,15 USD Verlust je Aktie noch einmal negativ ausfallen. Beim Umsatz sind nur sehr vage Schätzungen möglich, sodass sich Anleger zunächst einmal an einen Jahreswert von 200 Mio. USD orientieren sollten.
Basis des Wachstums bei chinadotcom ist die Tatsache, dass China in Sachen Internet sich noch im Kleinkinderstadium befindet. So waren in China im Jahr 2000 erstmals mehr als 1% der Bevölkerung online. Dies entspricht bei einem Land mit 1,4 Mrd. Einwohnern gerade einmal 14 Mio. Menschen. Bis 2005 sollen nach einer Studie der Londoner Phillips Group aber mehr als 100 Mio. User in China einen Internetzugang besitzen, womit China zum zweitgrößten Internetmarkt der Welt aufsteigen würde. Die Bostoner Yankee Group ist dabei übrigens noch deutlich optimistischer. Sie sieht China ab 2005 bereits als größten Internetmarkt an und spricht somit auch von einem weitaus schnelleren Anstieg der Benutzerzahlen im Reich der Mitte.
Dieses Wachstum vollzieht sich in einem auch ansonsten wirtschaftlich hochgesunden Umfeld. So will der chinesische Staat allein 2001 seine Infrastrukturausgaben um 33 % auf mehr als 20 Mrd. USD anheben. Das US-Investmenthaus Salomon Smith Barney geht in den nächsten 10 Jahren für die Volksrepublik von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 7,5% per anno aus. Somit soll nicht nur die Anzahl der Geschäftsabläufe, die sich in China ins Internet verlagern werden, wachsen, sondern auch noch das Volumen der bereits vollständig in das Internet integrierten Geschäftsabläufe deutlich zulegen.
4. Chancen/Risken:
Nachdem weltweit Rezessionsängste um sich greifen und Branchengrößen wie Yahoo und Intershop entweder ihre Zahlen verfehlten oder düstere Bilder von Ihrer Zukunft zeichnen mussten, kam die gesamte Branche noch einmal zusätzlich stark unter Druck. Das setzte auch dem chinesischen Internetprimus, der seine Zahlen Mitte Februar melden wird, massiv zu. Die Risiken bei chinadotcom bestehen also zum einen darin, dass auch der asiatische Internetmarkt eine deutliche Wachstumsverlangsamung erfährt und zum anderen natürlich darin, dass chinadotcom noch nicht bewiesen hat, dass man sein Geschäft profitabel betreiben kann.
Ansonsten erfüllt die Aktie sämtliche Voraussetzungen, um bald eine Bodenbildung zu vollziehen: Die Marktstellung, das Wachstum des regionalen Marktes, ein anerkanntes Management und eine ausreicht große Cashposition sind auch bei genauster Betrachtung mit Bestnoten zu bewerten.
5. Technische Kurzanalyse:
Die Aktie hat in den letzten Wochen eine sehr gute Unterstützung um rund 4 USD aufgebaut. Die Aktie schlägt nun an die obere Abgrenzung des seit Anfang November bestehenden Abwärtstrendkanals an, sodass durchaus Aussicht besteht, dass der Kurs von chinadotcom erneut auf die 4 USD zurücklaufen wird. Denn die angesprochene Trendlinie wird als Widerstand durch die Marke von 6 USD, die lange Zeit als wichtige Unterstützung für den Aktienkurs diente, zu einem Kreuzwiderstand verstärkt.
6. Fazit:
Besteht chinadotcom seine nächste Prüfung in Form der Bekanntgabe von positiven Quartalszahlen am 12. Februar 2001, so birgt die Aktie massives Aufwärtspotential. Vorerst raten wir Ihnen aber Käufe nur sehr vorsichtig zu tätigen. Zwischenzeitliche Tiefkurse, die wieder um 4 USD liegen, sind nicht auszuschließen. Dieses Kursniveau ist dann aber für den spekulativen Börsenkenner ein reizvoller Kaufzeitpunkt, der einen außergewöhnlich hohen Ertrag bringen könnte. Denn auf Jahressicht halten wir zweistellig Kurse wieder für möglich.
David Khalil, FinanzNachrichten.de-Redaktion
David Khalil schreibt als freier Journalist für mehrere Online-Medien und ist Redakteur von FinanzNachrichten.de. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels besitzt er keine Aktien von chinadotcom. Dieser Bericht stellt keinesfalls eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die veröffentlichten Informationen geben lediglich einen Einblick in die Meinung eines Wirtschaftsjournalisten. Für weitere Fragen steht der Redakteur via Mail (david.khalil@finanznachrichten.de) zur Verfügung.
Chance/Risiko:
***** = hoch
*** = durchschnittlich
* = gering