CHART-KOLUMNE: Öl und Aktien steigen
HAMBURG (dpa-AFX) - Zum Wochenende hin wurde es an den internationalen Kapitalmärkten noch einmal spannend. Wir verweisen hierzu zum einen auf den erneut deutlich gestiegenen Öl-Preis und einen Bund-Future, der seine nicht unerheblichen Kursverluste des Donnerstagvormittags in der zweiten Tageshälfte zurückeroberte. Auf der Aktienseite zeigten sich Europas Aktienmärkte im Gegenzug eher uneinheitlich, konnten sich jedoch überwiegend von ihren ohnehin schon höheren Eröffnungskursen nach oben hin abheben. Auffallend waren am Donnerstag die Kursgewinne in den US-Indizes, die in beiden NASDAQ´s zu Impulswechseln führten und in beiden US-Standardwerte-Indizes die obere Bereichsbegrenzung der jüngst ausgebildeten Stauzonen in Frage stellten.
In der Konsequenz spitzt sich zum Wochenende (zum großen Verfall der Juni- Terminkontrakte) das (in erster Linie psychologisch geprägte) Verhältnis zwischen der Aktienseite und der Öl-Preisentwicklung zu.
Interessant ist hierbei, dass die Sorte Brent Crude Oil im Handelsverlauf vom Donnerstag ein neues Bewegungshoch markierte und Crude-Oil-Light-Sweet unmittelbar vor einem solchen steht, während diese Entwicklung zumindest bisher von der Aktienseite (auch in den US-Futuresmärkten auf GLOBEX) relativ unbeachtet bleibt. Konsequenterweise gilt für mögliche bestehende Long-Positionen auf der Aktienseite unverändert ein striktes Stop-Kurs-Management.
Bezogen auf den deutschen Aktien-Index DAX gilt es aktuell, die Füße möglichst still zu halten. Im September FDAX-Kontrakt liegt uns ein Insidebar als Doji vor, der DAX selbst brachte es immerhin auf einen kleinen weißen Tageskörper innerhalb der Vortagesspanne. Analytisch gesehen, konstruieren wir auf die aktuelle Kursverlaufskurve eine mögliche Ausbildung einer Konsolidierungszone hinein, die wir im bisherigen Bewegungshoch und im Tagestief vom Mittwoch begrenzen. Somit definieren sich die bisher angenommenen Eckpunkte einer solch unterstellten Stauzone in den Bereichen um 4608 (obere Begrenzung) und 4537 / 4535 (untere Begrenzung). Bezogen auf den FDAX lassen sich diese Chartgrenzen in den Bereichen um 4634 (obere Begrenzung) und 4562 / 4560 (untere Grenze) herleiten. Innerhalb dieser Konsolidierungsbereiche definieren wir den DAX / FDAX kurzfristig für neutral, mittelfristig lässt sich eine grundsätzlich optimistische Erwartungshaltung noch immer rechtfertigen. Beachten Sie bitte, dass der charttechnisch definierte Aufwärtstrend (bezogen auf eine Trendlinienbegrenzung) bereits hinfällig ist.
CRUDE-OIL-LIGHT-SWEET
56.85 USD, so lautete das Tageshoch am Mittwoch im Crude-Oil-Light-Sweet. Damit markierte diese Sorte ein neues Bewegungshoch und lag nur noch wenige Dollar unterhalb des Hochs vom April diesen Jahres.
Ordnen wir diese Entwicklung in das Gesamtbild der Kursentwicklung ein:
Seit Mitte Mai liegt uns in der Öl-Preis-Entwicklung ein Impulswechsel hin zu einem Aufwärtstrend vor, der Anfang Juni in eine Konsolidierungszone mündete, deren Begrenzungen wir in den Bereichen um 55.55 USD auf der Oberseite und etwa 52.22 USD auf der Unterseite definierten. Nachdem ein erneuter Richtungswechsel am 08. Juni scheiterte, in dessen Folge lediglich eine Anpassung der unteren Bereichsgrenze auf eben diese 52.22 USD erfolgte, drehte der Preis erneut ab und stellte in den letzten zwei Tagen die Obergrenze zur Disposition. Jetzt fehlte ein Impuls, um sich aus dieser "Umklammerung" lösen zu können. Bereits vor der Veröffentlichung der Meldung, zog im Handelsverlauf vom Mittwoch der Öl-Preis weiter an und "dehnte" die obere Chartmarke aus. Nach Bekanntgabe schoss der Preis dann in die Höhe, was technisch gesehen zu einer Fortsetzung des übergeordneten Aufwärtstrends führte.
AKTIEN-INDIZES
Auf der Aktienseite schlug der Ölpreisanstieg (oder die Angst davor) am Donnerstag auf der Unterseite durch. Da höchstwahrscheinlich jeder den Markt für überhitzt einschätzte und Angst hatte, der Letzte zu sein, entschied man sich zum raschen Handeln. In wenigen Minuten verloren Europas Börsenbarometer am Donnerstag Nachmittag deutlich - und dass nach der Ausbildung neuer Bewegungs- und zum Teil neuer Mehrjahreshochs.
Bezogen auf die Wegstrecken der bisherigen Trendverläufe, war dieser Abschwung jedoch noch nichts. War man strategisch positioniert und beließ die Stop-Kurse knapp unterhalb der jeweils berechneten Minimumkorrekturen, so konnte man am Donnerstag unter Umständen an den erwarteten freundlichen Markteröffnungen partizipieren. Aus taktischem Blickwinkel könnten durchaus stattliche Gewinne mitgenommen worden sein, wenn die engeren Stop-Kurse erreicht wurden.
Grundsätzlich heißt dies aber auch: sollte sich nichts nennenswertes auf der Unterseite anschließen, bleiben die Chancen bei fast 70 Prozent Wahrscheinlichkeit / Trefferquote, dass die Märkte ihre Aufwärtstendenz wieder aufnehmen und neue Bewegungshochs markieren.
Technisch auffällig interessant ist bereits die Entwicklung in den US-Märkten. Sowohl den (Tages-) Kursverlauf des Dow Jones und des S&P 500 Index, als auch beider NASDAQ´s (hier ganz besonders), prägen ausgeprägte Lunten und kleine Tageskörper, in den Standardwerte-Indizes sind diese sogar weiß. Somit liegen uns hier zumindest aus analytischer Sicht heraus gute Chancen vor, dass sich die Kurse auf der Oberseite fortentwickeln können, was in beiden US Wachstumswerte-Indizes zu Impulswechseln führen und in den Standard-Indizes zu einem Ende der Konsolidierungszonen zwingen würde.
In der Konsequenz bleiben wir strategisch noch immer optimistisch.
BUND-FUTURE
Ein Kursverlust von 0,83 Prozent erschütterte am Mittwoch den Bund-Future. Damit folgte er der lange verzögerten Reaktion, die wir schon Tage vorher in den Kursentwicklungen der US-T-Bonds identifizierten. Im Tief fiel das europäischen Rentenbarometer auf 121.78 und unterschritt in der Konsequenz die avisierten Unterstützungen und Stop-Kursmarken in den Bereichen um 122.37, sowie 122.06. Die nächst tiefer liegende, zumindest aus der bisherigen Kursentwicklung heraus herleitbare Unterstützung wäre der Bereich um 121.28.
Auffällig ist weiterhin, dass mit dem jüngsten Kursrutsch der September Kontrakt seine Trendbegrenzungslinie nach unten hin durchbrach.
Für die allgemeine Definition eines Trendverlaufes, konzentrieren wir uns in der Regel auf drei Aspekte: zum einen die klassische charttechnische Interpretation, wobei uns hier ein hoher Stellenwert der unteren Trendliniendefinition zukommt. Als zweiten Punkt orientieren wir uns an der Markttechnik, hier besonders an der Ausrichtung des set-up (ermittelt sich aus der Kombination verschiedener trendfolgend aufgestellter Indikatoren mit unterschiedlichem Zeitfenster - jedem Kursverlauf als Richtungsfilter unterlegt). Im dritten Punkt achten wir auf die Regelwerke der klassischen Dow Theorie.
Sehen wir uns unter diesen Gesichtspunkten den Kursverlauf des Bund-Futures an, so sind in allen drei "Beobachtungsfällen" die Kriterien für einen intakten Aufwärtstrend hinfällig. Das set-up ist als neutral einzuschätzen, die Trendlinie ist eindeutig und nachhaltig gebrochen und das letzte Reaktionstief ist gefallen.
Bis zur Minimumkorrektur ist es noch ein Stück, diese berechnet sich im Bereich um 121.26 / 120.90. In der Konsequenz müssen wir davon ausgehen, dass wir (abgesehen von möglichen Gegenreaktionen) das Ende der Reaktion noch nicht gesehen haben. Die nächsten zwei / drei Tage werden zeigen, ob sich ein neuer Abwärtstrend ausbilden wird. Damit rücken jetzt erstmalig seit März / April wieder potentielle Verkaufsorders (Short-Positionierungen) ins Blickfeld. Hierzu halten wir Sie auf dem Laufenden, aktuell geht es noch immer um die Schließung der bestehenden Long-Positionen vom Monat April.
---Uwe Wagner---
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Quelle: dpa-AFX