Ohne staatliche Hilfe ist der Luftschiffbauer am Ende. Investoren verkaufen "bombastisch schnell".
Frankfurt - Der Luftschiffbauer Cargolifter ist nach Aussagen einer Sprecherin ohne staatliche Hilfen gefährdet. Sie bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland", die den Vorstandsvorsitzenden Carl von Gablenz mit den Worten zitiert: "Das Cargolifter-Projekt (ist) im veränderten Umfeld ohne Staatshilfe nicht mehr zu machen."
Das Unternehmen befände sich mit Bund und Ländern im Gespräch, sagte die Sprecherin am Mittwoch weiter. Die liquiden Mittel würden, wie bereits im November bekannt gegeben, noch mindestens bis zum Ende des ersten Quartals 2002 reichen. Die Aktie brach nach der Bestätigung der Aussagen um 50 Prozent ein.
Aufgrund von Sparmaßnahmen könnten die Mittel noch etwas länger reichen, hieß es weiter. Details zum Sparprogramm sollen am 25. Januar vorgestellt werden. Eventuell könnten dann auch schon neue Informationen zur Finanzierungslage von Cargolifter bekannt gegeben werden, sagte die Sprecherin. Derzeit liefen Gespräche in verschiedene Richtungen, um die fehlenden Mittel zu beschaffen.
Gesucht: Ein Großer, der nicht frisst
Die bis zum Beginn der Serienproduktion 2004/05 benötigten 283 Millionen Euro sollen über öffentliche Förderungen, Kredite über Bürgschaften oder der Beteiligung strategischer Partner hereingeholt werden, berichtete die "FTD" unter Berufung auf Aussagen des Firmenchefs bei einer Unternehmenspräsentation am Dienstagabend in München. Die Möglichkeit einer strategischen Partnerschaft sehe von Gablenz eher skeptisch. "Die Frage ist, wie kriegen sie einen Großen, ohne selbst gefressen zu werden?", wird von Gablenz in der Online-Ausgabe der Zeitung zitiert.
Im November 2001 hatte Cargolifter über eine Kapitalerhöhung 34 Millionen Euro eingenommen. 2002 würden für die Entwicklung des Schwertransporters CL 160 weitere 100 Millionen Euro benötigt, hatte es damals bereits geheißen. Von Gablenz wollte nach Angaben der "Financial Times Deutschland" nun eine weitere Verzögerung im Zeitplan für die Zeppelinnachfolger, die mit 260 Metern Länge Gewichte von 160 Tonnen transportieren sollen, nicht ausschließen. Die Serienfertigung soll nach dem Zeitplan 2004/05 aufgenommen werden.
Die Aussagen des Firmenchefs seien als Appell an Bund und Länder zu verstehen, auch andere Luftfahrtprojekte zu fördern, sagte die Sprecherin weiter. Sofern sich keine Alternativen zur Finanzierung böten, seien auch staatliche Hilfen eine Möglichkeit. Neben dem Schwertransporter CL 160 entwickelt Cargolifter auch den Transportballon CL 75. Der erste Prototyp sei bereits fertig. Die kommerzielle Einführung ist für 2002/03 geplant.
Aktie fällt auf Rekordtief
Die im MDax gelistete Aktie des Unternehmens stürzte am Mittwochnachmittag um zeitweilig 60 Prozent auf ein Rekordtief ab. Im weiteren Verlauf erholte sich das Papier wieder leicht und kletterte am Donnerstagmorgen sogar um über sechs Prozent auf 3,40 Euro. "Ich würde mich bombastisch schnell aus der Aktie verabschieden", sagte ein Frankfurter Aktienhändler. Das Unternehmen sei de facto Pleite. "Ohne staatliche Hilfe kann es nicht überleben. Das sagt doch alles", fügte der Händler hinzu.
"Nachdem der finanzielle Engpass bekannt wurde, wollte ein Großaktionär unter allen Umständen und zu jedem Preis aus der Aktie aussteigen", sagte ein anderer Händler. "Mich wundert nur, dass dies mit einer zeitlichen Verzögerung geschah", sagte ein anderer Börsianer. Die Meldung über die akute Finanzschwäche des Unternehmens sei schon am Vormittag verbreitet worden. "Erst am Nachmittag wollte ein Großaktionär unter allen Umständen aus der Aktie aussteigen", sagte der Börsianer.
"Da flogen einem die 'Bestens'-Verkaufsaufträge nur so um die Ohren", sagte der Händler. Mit "Bestens" bezeichnen Börsianer Verkaufaufträge, die keinen Mindestpreis für die Aktie fordern.
(Quelle: manager-magazin.de)
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