Dass die Margen von Cancom jämmerlich gering sind, ist richtig. Allerdings muss man das auch im Kontext des Geschäftsmodells sehen.
Vergiss nicht, dass Cancom den größten Teil seiner Umsätze im klassischen Systemhausgeschäft generiert. Das ist HANDEL (abfällig gern mal "Kistenschieben" genannt). Da werden pro Auftrag einfach nur tausende Geräte von Hersteller X bestellt und dann an Kunden Y weiterverkauft. Handel hat immer sehr niedrige Margen, einfach weil der geschaffene Mehrwert extrem gering ist. So ein Geschäft ist naturgemäß auch extrem kompetitiv. Den einzigen wirklichen Vorteil, den man sich hier als Anbieter erarbeiten kann, ist Größe (und mithin ein wenig Einkaufsmacht). Aus diesem Grund sind die Margen aller Systemhäuser, die sich primär mit Handel beschäftigen extrem gering. Daran ist nicht's besonderes und auch nichts besorgniserregendes.
Ein sinnvollerer Maßstab für die Profitabilität ist hier sicher die Kapitalrendite. Man sollte das Ergebnis also nicht ins Verhältnis zum Umsatz stellen (denn der Umsatz wird ja nur "durchgereicht" von dem eigentlichen Hersteller der Hardware), sondern vielmehr zum Kapital, das Cancom selbst eingesetzt hat. Beim Return on Equity ist Cancom souverän im zweistelligen Prozentbereich, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
Die Hoffnungen auf eine Margenverbesserung rühren im übrigen nicht aus einer Hoffnung auf zukünftig geringere Kompetitivität des Marktes oder besondere Stärke von Cancom. Vielmehr will man das margenstarke Servicegeschäft in der Cloud ausbauen, was momentan EBITDA-Margen von gut über 20% hat.
Zugegeben ist das klassische Handelsgeschäft Cancoms weder besonders sexy, noch besonders profitabel oder inhaltlich anspruchsvoll. Aber auch damit kann man auf das eingesetzte Kapital gute Renditen erzielen, wie die Vergangenheit zeigt. Dieser Markt wird in Zukunft noch weiter konzentrieren, da kleine Systemhäuser den Wettbewerb nicht überleben werden. Das schafft Möglichkeiten für Cancom die eigenen Umsätze zu erhöhen und sich eine stärkere Position im Markt zu erarbeiten. Es ist zwar schwer zu sehen, wie das ganze zu einem enormen Gewinnwachstum führen soll (gegeben die Konkurrenz von Bechtle & Co.). Aber der Umsatz wird beständig wachsen und wenn man die Marge halten kann, sollte selbst das Systemhausgeschäft weiterhin einen zufriedenstellenden Gewinnbeitrag liefern.
Text zur Anzeige gekürzt. Gesamten Beitrag anzeigen »