Das weiterhin offene Rennen um das Amt des US-Präsidenten hat am Mittwoch auch die amerikanischen Börsen in Atem gehalten. Dabei schienen die Märkte einen Wahlsieg des Republikaners George W. Bush vorwegzunehmen, denn die Technologiewerte gerieten mächtig unter Druck.
NEW YORK. Händlern zufolge hat das Wahlergebnis unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Marktsegmente. Die Vorherrschaft der Republikaner sowohl im Weißen Haus als auch im Kongress könnte sich positiv auf die Industriewerte auswirken. Für die Wachstumswerte sei eher de Demokrat Al Gore zuständig.
Der Nasdaq Composite Index schloss mit einem deutlichen Minus von 5,38 Prozent bei 3.415,79 Zählern. Der Dow-Jones-Index gab dagegen nur um 0,41 Prozent auf 10.907,06 Punkte nach.
Gewinnen konnten am gestrigen Mittwoch insbesondere die Ölwerte. Die Ölkonzerne würden von einer Niederlage Gores profitieren, weil der Demokrat schärfere Umweltbestimmungen zu seinem Programm gemacht habe, so die Meinung von Aktienhändlern.
Starker Druck auf Internet-Werte
Chip-, Computer- und Internetaktien seien nach der sich abzeichnenden Wahlniederlage des amtierenden Vizepräsidenten Al Gore besonders stark unter Druck geraten, sagte ein Händler. Der Kandidat gelte als Internet-freundlich.
Cisco Systems als Zugpferd des Hochtechnologie-Bereichs zogen am Mittwoch den Markt nach unten. First Allied Securities hatte Zweifel an den optimistischen Wachstumsprognosen des Netzwerk-Riesen geäußert und empfohlen die Aktien zu «verkaufen». Dadurch wurden neuerliche Sorgen über die Wachstums- und Ertragsperspektiven im gesamten Bereich laut. In den Sog von Cisco gerieten die Netzwerkausrüster: PMC-Sierra verloren 15,00 Prozent auf 108,69 Dollar und Ciena gaben 12,94 Prozent auf 89,94 Dollar ab.
Microsoft-Aktien mussten die Eröffnungsgewinne aus dem frühen Geschäft wieder abgeben. Am Ende blieb ein Minus von 1,50 Prozent auf 69,44 Dollar. Der weltgrößte Softwarekonzern hofft auf einen Wahlsieg von Bush. Dieser würde wahrscheinlich in der laufenden Kartellklage nicht so aggressiv gegen Microsoft vorgehen wie Gore, schätzen Experten. Gore dürfte an die harte Gangart Clintons anknüpfen.
Oracle setzten ihre Talfahrt ebenfalls fort, nachdem ein Analyst von Robertson Stephenson einen «vorsichtigen» Ausblick für die Aktien gab. Die Investmentbank sieht Risiken durch die stärkere Fokussierung auf den Markt für Anwendungssoftware (ASP). Oracle verloren 6,58 Prozent auf 24,81 Dollar.
Finanzaktien verloren
Die Aktien von Morgan Stanley Dean Witter standen nach negativen Analystenkommentaren von Bear Stearns unter Druck. Bear Stearns stufte seine Anlageempfehlung aufgrund von Ertragssorgen von «attraktiv» auf «neutral» zurück. Morgan Stanley verbilligten sich daraufhin um 4,80 Prozent auf 73,06 Dollar. Daneben fielen auch die Dividendenpapiere der Morgan-Konkurrenten: Goldman Sachs sanken um 0,60 Prozent auf 92,44 Dollar und Merrill Lynch um 2,31 Prozent auf 68,69 Dollar.
AT&T fielen um 1,68 Prozent auf 22 Dollar. Medienberichten zufolge will der Konzern einige Segmente, die nicht zum Kerngeschäft zählen, veräußern, um weiteren Herabstufungen der Kreditwürdigkeit durch Rating-Agenturen entgegenzuwirken.
Ein weiterer Gewinner waren General Motors (GM). Nachdem der angeschlagene südkoreanische Autobauer Daewoo am Mittwoch offiziell für zahlungsunfähig erklärt wurde, stiegen die Papiere des US-Konkurrenten um 1,32 Prozent auf 57,75 Dollar. Auf Druck der Gläubiger sollte durch die Erklärung eine mögliche Übernahme durch den US-Autobauer attraktiv gemacht werden. (nz/dpa)