Auszug und Link:
Es ist diese grundehrliche innere Zerrissenheit, die Bill Bryson so sympathisch und menschlich macht. Bei allem Genörgel und Gemecker ist er ein hoffnungsloser Melancholiker, der am Fortschritt zweifelt, aber den Glauben daran nicht verliert. Auch wenn sich die Amerikaner vorzugsweise mit Dingen umgeben, deren tieferen Sinn man nicht erkennen kann. Automatische Katzenfutterspender, elektrische Garagenöffner, Wegwerfzahnbürsten mit integrierter Zahnpasta oder die automatischen Gardinen im heimischen Schlafzimmer. Die Vorstellung, dass sich vier Paar Vorhänge mühelos schließen und öffnen lassen, gehört offenkundig ins Reich der Phantasie: »Der eine geht auf, der andere zu, ein dritter öffnet und schließt sich mehrmals hintereinander und ein vierter bewegt sich fünf Minuten überhaupt nicht und stößt dann Rauch aus.« Diese Realsatire liefert zudem auch den schlagenden Beweis dafür, dass sich Bequemlichkeit auf Dämlichkeit reimt. Und letztere scheint besonders unter High-School-Absolventen weit verbreitet zu sein. Knapp zwei Drittel wissen mit Namen wie Josef Stalin, Winston Churchill oder Charles de Gaulle nichts anzufangen. Während ein bedauernswertes Drittel glaubt, dass Franklin Roosevelt während des Vietnamkrieges Präsident gewesen sei. Aber kleine Lichter gibt es auch unter den Politikern des Landes und über die kann sich Bill Bryson nach Herzenslust ereifern: »Schließen wir nun mit meiner Lieblingsdummheit, der Antwort Bob Doles auf die Frage, wie er den Hauptinhalt seiner Wahlkampagne definiere. ›Es geht um die Zukunft‹, erwidert er gewichtig, ›denn auf die bewegen wir uns zu.‹«
Tatsächlich wirkt dieser gnadenlose Optimismus der Amerikaner einen Hauch einfältig. Denn wer glaubt schon daran, dass man nur seinen Cholesterinspiegel kontrollieren, regelmäßig Sport treiben und Wasser aus Flaschen trinken muss, um ewig zu leben? Vielleicht liegt es daran, dass die »Menschen hier eine geradezu instinktiv positive Haltung zum Leben und seinen Möglichkeiten haben. Wenn man einem Amerikaner mitteilt, ein riesiger Asteroid stürze mit zweihunderttausend Stundenkilometern zur Erde und der Planet werde in zwölf Tagen in seine Einzelteile zerfetzt, würde er sicher sagen: ›Echt? Na, dann sollte ich mich wohl besser doch noch schnell für den Kochkurs Mediterrane Küche anmelden.‹« Das ist aber immer noch sinnvoller als irgendwo in einem Dorf in Yorkshire, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, zu wohnen und ständig in Kuhfladen zu treten. Das zumindest findet Mrs. Bryson und die liebt Amerika aus vollem Herzen
www.transatlantik.de/html/artikel.php?artikel=jg01z01s04a01
Es ist diese grundehrliche innere Zerrissenheit, die Bill Bryson so sympathisch und menschlich macht. Bei allem Genörgel und Gemecker ist er ein hoffnungsloser Melancholiker, der am Fortschritt zweifelt, aber den Glauben daran nicht verliert. Auch wenn sich die Amerikaner vorzugsweise mit Dingen umgeben, deren tieferen Sinn man nicht erkennen kann. Automatische Katzenfutterspender, elektrische Garagenöffner, Wegwerfzahnbürsten mit integrierter Zahnpasta oder die automatischen Gardinen im heimischen Schlafzimmer. Die Vorstellung, dass sich vier Paar Vorhänge mühelos schließen und öffnen lassen, gehört offenkundig ins Reich der Phantasie: »Der eine geht auf, der andere zu, ein dritter öffnet und schließt sich mehrmals hintereinander und ein vierter bewegt sich fünf Minuten überhaupt nicht und stößt dann Rauch aus.« Diese Realsatire liefert zudem auch den schlagenden Beweis dafür, dass sich Bequemlichkeit auf Dämlichkeit reimt. Und letztere scheint besonders unter High-School-Absolventen weit verbreitet zu sein. Knapp zwei Drittel wissen mit Namen wie Josef Stalin, Winston Churchill oder Charles de Gaulle nichts anzufangen. Während ein bedauernswertes Drittel glaubt, dass Franklin Roosevelt während des Vietnamkrieges Präsident gewesen sei. Aber kleine Lichter gibt es auch unter den Politikern des Landes und über die kann sich Bill Bryson nach Herzenslust ereifern: »Schließen wir nun mit meiner Lieblingsdummheit, der Antwort Bob Doles auf die Frage, wie er den Hauptinhalt seiner Wahlkampagne definiere. ›Es geht um die Zukunft‹, erwidert er gewichtig, ›denn auf die bewegen wir uns zu.‹«
Tatsächlich wirkt dieser gnadenlose Optimismus der Amerikaner einen Hauch einfältig. Denn wer glaubt schon daran, dass man nur seinen Cholesterinspiegel kontrollieren, regelmäßig Sport treiben und Wasser aus Flaschen trinken muss, um ewig zu leben? Vielleicht liegt es daran, dass die »Menschen hier eine geradezu instinktiv positive Haltung zum Leben und seinen Möglichkeiten haben. Wenn man einem Amerikaner mitteilt, ein riesiger Asteroid stürze mit zweihunderttausend Stundenkilometern zur Erde und der Planet werde in zwölf Tagen in seine Einzelteile zerfetzt, würde er sicher sagen: ›Echt? Na, dann sollte ich mich wohl besser doch noch schnell für den Kochkurs Mediterrane Küche anmelden.‹« Das ist aber immer noch sinnvoller als irgendwo in einem Dorf in Yorkshire, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, zu wohnen und ständig in Kuhfladen zu treten. Das zumindest findet Mrs. Bryson und die liebt Amerika aus vollem Herzen
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