Aus der FTD vom 5.4.2002
Bristol-Myers Squibb schockt Wall Street
Von Nicola Liebert, New York
Der Gewinn des US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb ist im ersten Quartal eingebrochen. Nun gilt das Unternehmen als Übernahmekandidat.
Wie Vorstandschef Peter Dolan mitteilte, liege das Ergebnis um bis zu 47 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums und damit deutlich unter den Erwartungen der Finanzmärkte. An der überraschten Wall Street sorgte die Nachrichten für einen Kurssturz. Die Aktie von Bristol-Myers Squibb verlor zeitweise bis zu 20 Prozent und riss die Titel anderer Hersteller mit in den Keller. Das Papier war das meistgehandelte an der New Yorker Börse. Bristol-Myers Squibb, deren Aktienwert seit Dolans Amtsantritt im vergangenen Mai um 40 Prozent eingebrochen ist, gilt damit einmal mehr als Übernahmekandidat.
Schuld am Wertverfall sind zahlreiche Rückschläge bei der Entwicklung neuer Medikamente. Versuche, ein Verdauungsmittel von Novartis in Lizenz zu verkaufen und ein Anti-Krebs-Medikament des Gen-Tech-Unternehmens ImClone Systems auf den Markt zu bringen, scheiterten. Beide Präparate wurden von der US-Medikamentenaufsicht nicht zugelassen. Auch die Zulassung des Herzmittels Vanlev droht wegen schwerer Nebenwirkungen zu scheitern. Vanlev war von Analysten als Rettungsanker für den Konzern gehandelt worden, der bereits schwer darunter leidet, dass der Patentschutz seiner wichtigsten Medikamente, etwa für das Anti-Krebs-Mittel Taxol, ausgelaufen ist.
Zugleich rächt sich, dass Bristol Myers Skibb im vergangenen Jahr durch großzügige Rabatte die Pharmagroßhändler dazu gebracht hat, jeweils einen Monatsbedarf an Medikamenten zusätzlich zu bestellen. Dies erhöhte zwar den Absatz, doch die zusätzlichen Arzeneien wurden nicht an die Endkunden verkauft. Die Händler bunkerten sie vielmehr in ihren Lagern und werfen sie jetzt auf den Markt. Das drückt bei Bristol-Myers Squibb den Umsatz und damit den Gewinn.
Das Problem ist nicht neu, Analysten der UBS Warburg hatten das Aufblasen der Umsätze bereits kritisiert. "Aber ich war doch überrascht über das Ausmaß und darüber, dass das Unternehmen noch so viele andere schwere Probleme hat", beschreibt Tim Anderson, Analyst von Prudential Financial, stellvertretend die Stimmung an der Wall Street.
Angesichts des niedrigen Aktienkurses und des unpopulären Managements wird Bristol-Myers Squibb als Übernahmekandidat gehandelt. Prudential-Analyst Anderson tippt auf Novartis als aussichtsreichsten Interessenten. Andere nennen AstraZeneca. Für die beiden europäischen Konzerne dürfte vor allem die große Vertriebsmannschaft in den USA interessant sein.
Schwache Prognose
In seiner neuen Prognose geht Bristol-Myers nun für das erste Quartal des Jahres nur noch von einem Gewinn von 44 US-Cent bis höchstens 47 Cent pro Aktie aus, statt der bislang von Analysten durchschnittlich erwarteten 0,56 Cent. Im Vorjahres-Quartal hatte Bristol-Myers noch 63 Cent erzielt. Der Umsatz, der im ersten Quartal 2001 noch 4,69 Mrd. $ erreichte, werde im gerade abgeschlossenen Dreimonatsabschnitt um sieben Prozent niedriger ausfallen.
Der Ausblick auf das Gesamtjahr sieht nicht besser aus. Pro Aktie werde der Gewinn nur bei 1,68 $ bis 1,81 $ liegen. Analysten waren bis dahin von 2,28 $ ausgegangen. 2001 hatte der Gewinn noch 2,41 $ je Aktie betragen. Der jetzt prognostizierte Gewinnrückgang um 25 bis 30 Prozent schließt allerdings nicht einmal die notwendige Reduktion der Lagerbestände bei den Großhändlern ein. Inklusive dieser Bemühungen könnte sich der Gewinnrückgang nach Unternehmensangaben auf bis zu 47 Prozent belaufen.
Die geringeren Verkäufe sind vor allem eine Folge davon, dass die Bestsellermedikamente Taxol (Spitzenumsatz: 1,6 Mrd. $), Glucophage gegen Diabetes (1,9 Mrd. $) und BuSpar gegen Angstzustände (700 Mio $) in den letzten anderthalb Jahren ihren Patentschutz verloren haben. Der Umsatz der drei Mittel stürzte im ersten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahresquartal von 900 Mio. $ auf nur mehr 100 Mio. $.
"Nun wissen wir, warum Bristol-Myers Squibb die Pharmageschäfte von DuPont für einen so hohen Preis kaufte und warum es so viel für das Krebsmedikament von ImClone zahlte", meint Analyst Anderson. "Das Unternehmen war anscheinend verzweifelt und suchte auf diese Weise seine Einnahmeausfälle auszugleichen."
Bristol-Myers Squibb schockt Wall Street
Von Nicola Liebert, New York
Der Gewinn des US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb ist im ersten Quartal eingebrochen. Nun gilt das Unternehmen als Übernahmekandidat.
Wie Vorstandschef Peter Dolan mitteilte, liege das Ergebnis um bis zu 47 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums und damit deutlich unter den Erwartungen der Finanzmärkte. An der überraschten Wall Street sorgte die Nachrichten für einen Kurssturz. Die Aktie von Bristol-Myers Squibb verlor zeitweise bis zu 20 Prozent und riss die Titel anderer Hersteller mit in den Keller. Das Papier war das meistgehandelte an der New Yorker Börse. Bristol-Myers Squibb, deren Aktienwert seit Dolans Amtsantritt im vergangenen Mai um 40 Prozent eingebrochen ist, gilt damit einmal mehr als Übernahmekandidat.
Schuld am Wertverfall sind zahlreiche Rückschläge bei der Entwicklung neuer Medikamente. Versuche, ein Verdauungsmittel von Novartis in Lizenz zu verkaufen und ein Anti-Krebs-Medikament des Gen-Tech-Unternehmens ImClone Systems auf den Markt zu bringen, scheiterten. Beide Präparate wurden von der US-Medikamentenaufsicht nicht zugelassen. Auch die Zulassung des Herzmittels Vanlev droht wegen schwerer Nebenwirkungen zu scheitern. Vanlev war von Analysten als Rettungsanker für den Konzern gehandelt worden, der bereits schwer darunter leidet, dass der Patentschutz seiner wichtigsten Medikamente, etwa für das Anti-Krebs-Mittel Taxol, ausgelaufen ist.
Zugleich rächt sich, dass Bristol Myers Skibb im vergangenen Jahr durch großzügige Rabatte die Pharmagroßhändler dazu gebracht hat, jeweils einen Monatsbedarf an Medikamenten zusätzlich zu bestellen. Dies erhöhte zwar den Absatz, doch die zusätzlichen Arzeneien wurden nicht an die Endkunden verkauft. Die Händler bunkerten sie vielmehr in ihren Lagern und werfen sie jetzt auf den Markt. Das drückt bei Bristol-Myers Squibb den Umsatz und damit den Gewinn.
Das Problem ist nicht neu, Analysten der UBS Warburg hatten das Aufblasen der Umsätze bereits kritisiert. "Aber ich war doch überrascht über das Ausmaß und darüber, dass das Unternehmen noch so viele andere schwere Probleme hat", beschreibt Tim Anderson, Analyst von Prudential Financial, stellvertretend die Stimmung an der Wall Street.
Angesichts des niedrigen Aktienkurses und des unpopulären Managements wird Bristol-Myers Squibb als Übernahmekandidat gehandelt. Prudential-Analyst Anderson tippt auf Novartis als aussichtsreichsten Interessenten. Andere nennen AstraZeneca. Für die beiden europäischen Konzerne dürfte vor allem die große Vertriebsmannschaft in den USA interessant sein.
Schwache Prognose
In seiner neuen Prognose geht Bristol-Myers nun für das erste Quartal des Jahres nur noch von einem Gewinn von 44 US-Cent bis höchstens 47 Cent pro Aktie aus, statt der bislang von Analysten durchschnittlich erwarteten 0,56 Cent. Im Vorjahres-Quartal hatte Bristol-Myers noch 63 Cent erzielt. Der Umsatz, der im ersten Quartal 2001 noch 4,69 Mrd. $ erreichte, werde im gerade abgeschlossenen Dreimonatsabschnitt um sieben Prozent niedriger ausfallen.
Der Ausblick auf das Gesamtjahr sieht nicht besser aus. Pro Aktie werde der Gewinn nur bei 1,68 $ bis 1,81 $ liegen. Analysten waren bis dahin von 2,28 $ ausgegangen. 2001 hatte der Gewinn noch 2,41 $ je Aktie betragen. Der jetzt prognostizierte Gewinnrückgang um 25 bis 30 Prozent schließt allerdings nicht einmal die notwendige Reduktion der Lagerbestände bei den Großhändlern ein. Inklusive dieser Bemühungen könnte sich der Gewinnrückgang nach Unternehmensangaben auf bis zu 47 Prozent belaufen.
Die geringeren Verkäufe sind vor allem eine Folge davon, dass die Bestsellermedikamente Taxol (Spitzenumsatz: 1,6 Mrd. $), Glucophage gegen Diabetes (1,9 Mrd. $) und BuSpar gegen Angstzustände (700 Mio $) in den letzten anderthalb Jahren ihren Patentschutz verloren haben. Der Umsatz der drei Mittel stürzte im ersten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahresquartal von 900 Mio. $ auf nur mehr 100 Mio. $.
"Nun wissen wir, warum Bristol-Myers Squibb die Pharmageschäfte von DuPont für einen so hohen Preis kaufte und warum es so viel für das Krebsmedikament von ImClone zahlte", meint Analyst Anderson. "Das Unternehmen war anscheinend verzweifelt und suchte auf diese Weise seine Einnahmeausfälle auszugleichen."