Trauerspiel. Denn gerade die neue Fördermethode, die vor allem in den USA eingesetzt wird, nährte das Überangebot und den Preisverfall. Die gute Nachricht: Der Tiefpunkt ist offenbar erreicht.
In den vergangenen Wochen bewegten sich die Barrelpreise für die wichtigsten Sorten WTI und Brent in einer stabilen Spanne. Der Fasspreis für die Nordseesorte Brent pendelte zwischen 50 und 60 US-Dollar, während die Preisspanne der US-Sorte WTI ungefähr fünf Dollar darunter lag.
Natürlich ist das noch längst kein Vergleich zu den Preisen, die man vor einem Dreiviertljahr bezahlen musste. Zwar gab es auch damals größere Kursausschläge in die eine oder andere Richtung, die Marke, um die die Preise pendelten, lag aber wie festgeschweißt bei 100 US-Dollar pro Barrel.
Rohöl (Brent)
Jetzt dürfen Anleger wie Förderer wieder etwas hoffen. Denn weiter abwärts kann es nach Ansicht von Experten ohnehin nicht gehen. Preisbelastende Faktoren - wie etwa die berstend vollen Rohöllager in den USA oder die in keinster Weise gedrosselte Förderung der Opec - bestehen zwar immer noch. Doch Rohstoffanalysten zufolge wird es vor allem die Schieferölförderung sein, die die Preise stabil halten. Also genau jene Newcomer, die in den USA wie Pilze aus dem Boden schossen, und das Überangebot mitverursacht haben.
Flexible Produktionssteuerung
Um zu verstehen ,warum die Schieferölförderer die Preise so stark beeinflussen, muss man verstehen, wie die Schieferölkonzerne arbeiten. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Förderern unterhalten sie deutlich mehr, dafür aber kleinere Förderstätten. Dadurch können sie die Produktion schneller an die Nachfrage anzupassen.
Die konventionellen Förderer auf der anderen Seite können den Ausstoß eines Bohrturms oder einer Ölbohrplattform weniger flexibel anpassen. Ein kompletter Förderstopp wäre äußerst teuer, und eine Wiederaufnahme der Förderung nach einem Preisanstieg kostspielig und langwierig.
Rohöl WTI (Spot)
Wie schnell die Schieferförderer in den USA auf die Preise reagieren können, zeigt sich beispielsweise an der Zahl der operierenden Förderstätten. Sie ist seit dem Hoch im Oktober um circa 40 Prozent gefallen. Das US-Energieministerium prophezeite in seinem jüngsten Ausblick, dass die Produktion in vier der fünf größten Schieferölförderstätten im April weiter zurückgehen wird.
Das Ölangebot sinkt also bereits. So gefährlich nahe wie im Januar dürften die Preise der Marke von 40 US-Dollar deshalb so schnell nicht wieder kommen. Natürlich bedeutet diese Bodenbildung bei den Kursen nicht automatisch, dass es bald wieder bergauf geht. Lange aber dürften andere Förderer wie etwa die OPEC-Staaten nicht mehr stur weiterfördern, was die Quellen hergeben. Denn schon jetzt lohnt sich das Geschäft für viele der alteingessessenen Förderländer nicht mehr. Eine Erholung am Ölmarkt wird deshalb von Tag zu Tag wahrscheinlicher.